Während viele Gemüsearten im Herbst langsam abbauen, Knollen- und Rübengemüse nach und nach ihr Laub einziehen, strotzt Kohl (Gattung Brassica) noch so richtig vor Wuchskraft. Da schimmern mattglänzend die Blätter von Rotkohl und Weißkraut. Regentropfen fangen sich in den steifen, löffelförmigen Blättern von Brokkoli oder Blumenkohl und vereinigen sich zu großen, leuchtenden, im Sonnenlicht tanzenden Wasserperlen.
Bevor ein Kopfkohl so viel Selbstvertrauen zur Schau stellt, fängt er als unscheinbarer Sämling an. Je nach Sorte und Art beginnt die Aussaatzeit für Kohl schon im Frühjahr. Die prächtigen Herbstkohlsorten werden allerspätestens im Juli gepflanzt. Also am besten gleich fürs kommende Jahr notieren, welche Kohlarten Ihnen ganz besonders ins Auge fallen!
Um die eigene Aussaat besonderer Favoriten kommen Sie nicht herum, denn im Gartenmarkt gibt es meist nur Setzlinge von gängigen Sorten. Roten Spitzkohl oder italienischen Palmkohl (z. B. ‘Nero di Toskana’) werden Sie kaum als Pflanze bekommen.
Lassen Sie sich beim Pflanzen nicht von den Winzlingen täuschen! Ganz gleich, ob Weiß- oder Blumenkohl, Blaukraut oder Wirsing: Pflanzen Sie die schmalschultrigen Pflänzchen mit mindestens 50 mal 50 cm Standraum. Aus ihnen werden ausladende Köpfe, die alles verdrängen, was ihnen im Wege steht.
Zu Beginn werden die Lücken mit schnellwachsenden Kulturen wie Radieschen oder Pflücksalat belegt. Ebenso raumgreifend entwickeln sich hohe Grünkohlsorten, auch Gärtnerpalme oder Ostfriesische Palme genannt.
Mit Raureif im flach einfallenden Morgenlicht, vielleicht noch mit Eisperlen besetzten Spinnweben behängt, macht dieser Blattkohl mit seinen wild gekrausten Blättern richtig was her. Fast zu schade zum Ernten! Das müssen Sie auch gar nicht so schnell.
Grünkohl und die meisten anderen Kohlarten halten Herbstfröste aus und werden erst nach und nach geerntet und verarbeitet. Bis dahin dürfen sie einfach nur mit ihrer stolzen Wirkung brillieren. Welche Sorten das am besten können, entscheiden Sie. Die Herbst- und Spätsorten des Weißkohls sind natürlich winterhart, das sie erst im Herbst ausgepflanzt werden und im nächsten Frühjahr geerntet werden.
Im Trend liegt seit Jahren der italienische Palmkohl mit langen, zungenförmigen Blättern mit eingerollten Rändern. Seine schlanke Gestalt macht sich gut hinter kompaktem hellgrünem Weißkohl oder purpurrotem Rotkohl.
Das Mischen verschiedener Kohlpflanzen ist nicht allein schön anzusehen! Monotonie im Beet hieße ja auch Langeweile in der Küche. Da muss doch neben so viel Blattkohl auch mal ein Brokkoli stehen, der übrigens, wie auch Kohlrabi, auf leichten Böden sehr gut gedeiht. Oder Blumenkohl. Dieser ist allerdings anspruchsvoll. Guter Boden und aufmerksame Pflege sind Pflicht.
Am Wirsing scheiden sich die Geister. Die strukturstarken Blätter schmecken eben ein wenig streng, aber probieren Sie doch mal Wirsingrouladen mit Lammhackfüllung!
Milderes Aroma und ein starker Auftritt sind dem Markstammkohl mit seinem dicken, über einen Meter hohen Stamm eigen. Die großen, gewellten Blätter können wie Sauerkraut konserviert werden.
Apropos starker Auftritt: Warum nicht besonders prächtige Kohlsorten, etwa den rotblättrigen Grünkohl ‘Redbor’ oder ausladenden Rotkohl, in Kübeln heranziehen und als Terrassendeko oder paarweise vor dem Hauseingang platzieren? Auch Rosenkohl in Grün wie ‘Camelot F1’ oder Rot (z. B. ‘Rubine’) hat das Zeug dazu.
Ein speziell gezüchteter Zierkohl ist wie Gemüsekohl in der Regel essbar, aber in kulinarischer Hinsicht nicht empfehlenswert. Er schmeckt häufig recht bitter, und auch die schöne Blattfarbe geht beim Kochen leider verloren.
Chinakohl und Pak Choi werden immer beliebter, denn beiden fehlt das intensive Kohlaroma der traditionellen Sorten, das nicht jeder mag. Sie schmecken aber keinesfalls fade oder eintönig. Blätter, und bei Pak Choi auch die fleischigen Blattstiele, ergeben eine ausgesprochen knackige, süß-aromatische Rohkost, zum Beispiel als Salat. In der Asia-Küche wird Chinakohl zum Beispiel als scharf eingelegter Kohl (Koreanischer Kimchi) oder in Kohlsuppen verwendet.
Pak Choi kann kleingeschnitten als Pfannengemüse kurz angebraten oder die ganzen Blätter mit Stiel gedünstet werden. Am besten schmecken Pak Choi und Chinakohl, wenn sie noch etwas Biss haben.
Tipp: Säen Sie beide Arten nicht vor Ende Juni aus, denn kühle Temperaturen während der Jugendphase können die vorzeitige Blüte auslösen. Köpfe oder Blattrosetten werden dann nicht gebildet. Anfang August ist der letzte Aussaattermin. Jungpflanzen werden selten angeboten.
Eine ganz exquisite Prachtstaude aus der Familie der Kreuzblütler bietet ebenfalls einen kulinarischen Genuss: Der Meerkohl (Crambe maritima). Die Wildform ist an den Küsten West- und Nordeuropas zu finden. Seine großen, graugrünen, gewellten Blätter sind, beispielsweise in Butter geschwenkt, essbar. Oft wird er auch wie weißer Spargel kultiviert. Die besondere Stärke dieser mehrjährigen Kohlvariante liegt auch in ihrer dekorativen Wirkung: Frühsommerliche Blütenwolken aus Myriaden kleiner weißer Sternblütchen leuchten schon von weitem und sind auch in der Dämmerung noch lange erkennbar.
Die Blütenstände älterer Pflanzen werden fast einen Meter hoch und breit. Auf kargen Standorten bleibt der anspruchslose, langlebige Tiefwurzler etwas niedriger. Gönnen Sie ihm einen sonnigen Platz mit 60 cm allseitigem Abstand.