Auch in der kalten, trüben Jahreszeit können Sie noch knackig-frische und gesunde Salate im Gemüsegarten oder im Gewächshaus ernten. Das weiß auch Fachredakteurin Natalie Faßmann und lässt Sie an ihren Erfahrungen teilhaben.
Noch fühlt es sich tagsüber eher herbstlich als winterlich an, doch die Nächte können schon empfindlich kühl werden. Im Gemüsegarten gibt’s Anfang November erstaunlich viele Wintersalate zu sehen: Neben Radicchio, Endivien, und den letzten versprengten Kopfsalaten sprießen jetzt auch Feldsalat und Spinat.
Nur die Temperaturen muss ich im Blick behalten. Krause Endivie und so mancher Herbstkopfsalat machen bei frostigen Temperaturen schlapp. Glatte Endivie und Radicchio halten zwar bis –5 °C aus, aber sind dann erst einmal gefroren. Und das überstehen sie selten unbeschädigt. Wenn also der ganze Kopf geerntet werden soll, dann jetzt.
Damit die Salate noch ein paar Wochen halten, ziehe ich sie samt Wurzel aus dem Sandboden, bei schwererem Boden sollte man eine Schaufel zu Hilfe nehmen. Kranke oder beschädigte Blätter schneide ich ab, wickle dann die Salate einzeln in Zeitungspapier und stelle sie senkrecht in eine Kiste im kühlen Keller oder frostfreien Schuppen.
Feldsalat und Spinat sind dagegen für den Winter gemacht und dürfen draußen bleiben. Doch nicht alle Sorten halten frostige –12 bis –15 °C locker aus. Zu empfehlen sind Spinat ‘Matador’, ‘Monnopa’, ‘Verdil’ und ‘Riesen-Winterspinat’. Beim Feldsalat sind es ‘Vit’, ‘Gala’, ‘Volhart 3’, ‘Accent’, ‘Favor’ und ‘Dunkelgrüner Vollherziger’.
Mitte September habe ich die letzten Reihen Wintersalate gesät, damit sich noch mindestens zwei Blätter entwickeln können. So kommen die Sämlinge gut über den Winter.
Bei Kahlfrösten brauchen sie allerdings eine doppelte Vliesauflage. In sehr rauen Regionen können die Gemüsepflänzchen auch erfrieren.
Eine Reihe weiter steht Winterkopfsalat, den ich im Oktober gepflanzt habe und hoffentlich im April ernten kann. Er ist etwas aus der Mode gekommen, doch gibt es tatsächlich winterharte Kopfsalate wie ‘Winter Butterkopf ’, ‘Merveille des quatre saisons’, ‘Waldor’, ‘Baquien’, ‘Roter Winterhäuptl’, den Pflücksalat ‘Winterlatthugino’ und den Eissalat ‘Unikum’.
Sie gehen als halbwüchsige Jungpflanzen in den Winter und wachsen bei milden Frühlingstemperaturen weiter. Die Setzlinge werden tiefer gepflanzt als bei Salat üblich. Etwa 1 cm sollte der Ballen unter der Erde sein. Sonst kann der Frost die Pflänzchen hochdrücken. Das zerstört die Wurzeln und damit die Wasserversorgung.
Auch unter den Zichorien gibt es Überwinterer wie die grünblättrige, recht bittere Rosettenzichorie ‘Grumolo verde’. Deren Blätter werden Ende Oktober abgeschnitten, damit sie nicht faulen. Das Herz bleibt stehen und treibt im Frühjahr wieder aus.
Diese Wintersalate vertragen zwar eine leichte Schneedecke, bei Kahlfrösten sollten sie jedoch mit doppeltem Vlies bedeckt werden, das bei frostfreiem Wetter wieder entfernt wird.
Die niedrigen Temperaturen sind nur ein Faktor, der im Winter das Pflanzenwachstum begrenzt. Auch die Lichtmenge ist für das gute Gedeihen verschiedener Wintersalate entscheidend. Denn bei deutlich unter zehn Stunden Tageslicht wachsen Pflanzen generell nur eingeschränkt oder gar nicht mehr.
In Norddeutschland sind die Tage schon in der letzten Oktoberwoche weniger als zehn Stunden lang, stetig sinkend bis knapp 7,5 Stunden Mitte Dezember. Erst in der dritten Februardekade schraubt sich die Tageslänge wieder auf zehn Stunden und mehr.
Im Süden Deutschlands hat man noch in der ersten Novemberwoche knapp zehn Stunden Licht. Bis etwa drei Wochen vor dieser Zehn-Stunden-Grenze können Sie Feldsalat, Spinat, Asia-Salate und einige kälteverträgliche Pflücksalate im ungeheizten Gewächshaus säen.
Die Sämlinge wachsen bis auf Babyleaf-Größe heran, bevor sie innehalten, und können im Winter regelmäßig geerntet werden. Diese Wintersalate frieren bei Frost zwar auch ein, tauen wegen des Treibhauseffekts, der durch die Sonne unter dem Glas entsteht, jedoch unbeschadet wieder auf.
Nur bei lang anhaltenden Temperaturen unter –10 °C sollten die Wintersalate zusätzlich mit Vlies geschützt werden. Und so wird das kleine Gartengewächshaus zur Salat-Vorratskammer, ohne dass man heizen oder mit Pflanzenleuchten an der Lichtdauer drehen muss. Hohe Bäume oder Gebäude dürfen es im Winter dann jedoch nicht beschatten.
Mit Blattsenf und Co. können Sie die Salatsaison im Gewächshaus verlängern. Die kältetoleranten, teils frostfesten Asia-Salate ‘Mizuna’, ‘Mibuna’, ‘Tatsoi’ und ‘Pakchoi’ werden dicht gesät, denn sie wachsen bei den niedrigen Temperaturen nur noch langsam. Doch das ist nicht schlimm, denn wir ernten sie im Babyleaf-Stadium, wenn die Blättchen erst 5 bis 7 cm lang sind. Ergänzen Sie das Sortiment mit Wintersalaten wie Baby-Spinat, Endivien, Pflücksalaten wie ‘Red Salad Bowl’ und ‘Amerikanischer Brauner’, Winterkopfsalaten, Feldsalat, Winterportulak, Rucola, Hirschhorn-Wegerich und Rote Bete ‘Bull’s Blood’.
Die Wilden
1) Hirschhorn-Wegerich ist eine mehrjährige Staude, die man von April bis August sät. Die jungen Blätter werden roh mit anderen Blattsalaten gemischt, ältere Blätter kurz gedünstet.
2) Winterportulak ist winterhart. Er wird von August bis September ins Freie gesät oder gepflanzt. Seine milden Blättchen können nach fünf bis acht Wochen geerntet werden.
3) Löffelkraut gehört zu den Kreuzblütengewächsen. Es wird im Frühjahr oder Spätsommer gesät und feucht gehalten. Die kresseähnlich scharfen Blätter erntet man spätestens kurz vor der Blüte.
NATALIE FASSMANN
Ist Ihr Wissensdurst noch nicht befriedigt? In unserem Artikel „Salat pflanzen“ gibt es sogar eine Video-Anleitung zum Thema.
Viel Spaß!
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