Estragon (Artemisia dracunculus) wird von Feinschmeckern hochgeschätzt. Die Würzpflanze passt hervorragend zu Saucen, Salaten, Fisch oder Gemüsegerichten. In selbst gemachtem Essig konserviert verfeinert ihr Geschmack allerhand Speisen – wir haben sogar ein kleines Rezept für Sie. Und der eigene Anbau lohnt sich. Ob im Garten oder auf dem Balkon: Mit unseren Tipps entwickelt sich das Küchenkraut prächtig und übersteht sogar problemlos den Winter.
Estragon – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
Estragon stammt ursprünglich aus dem Fernen Osten, ist jedoch mittlerweile in Osteuropa, Asien und Nordamerika verbreitet. Die mehrjährige, krautig wachsende Pflanze gehört zur großen Familie der Korbblütler (Asteraceae). In der Gattung Artemisia tummeln sich viele andere bekannte Küchenkräuter, zum Beispiel Beifuß, Eberraute und Wermut.
Eine Wuchshöhe von über einem Meter ist bei dem Würzkraut keine Seltenheit. Seine lanzettlichen Blätter sind ganzrandig oder schwach gesägt und bis zu 10 Zentimeter lang. Die biegsamen Stängel erscheinen häufig etwas heller als das Laub. Ab Juli zeigt der Estragon Blüten. Die winzigen, gelblichen Korbblüten bilden sich in unseren Breiten allerdings nicht immer zuverlässig.
Die verschiedenen Estragon-Typen
Stimmen bei Estragon Standort und Boden gedeiht er besonders gut. Das Kraut freut sich über einen vollsonnigen Platz. Halbschatten toleriert es ebenfalls, allerdings fällt das Wachstum dann etwas schwächer aus.
Ein feuchter und mäßig nährstoffreicher Boden ist ideal für den Korbblütler. Staunässe ist jedoch ein Feind, da diese recht schnell zum Faulen seiner Wurzeln führt. Einen schweren Boden sollten Sie daher mit reichlich Sand auflockern.
Als Topfsubstrat eignet sich eine Kräutererde mit einem höheren mineralischen Anteil (Quarzsand). Auf dem Balkon lässt sich der Flachwurzler in einem großen und breiten Pflanzgefäß kultivieren. In der Kräuterspirale fühlt sich Estragon in der mittleren oder unteren Ebene neben Schnittlauch und Zitronenmelisse wohl.
Pflanzen Sie Estragon am besten ab Mitte April bis Anfang Mai. Arbeiten Sie vorher reichlich reifen Kompost in das Kräuterbeet ein. Da Estragon eher konkurrenzschwach ist, sollten Sie ihm genügend Raum lassen: Der Pflanzabstand zu Beetnachbarn beträgt idealerweise mindestens 50 bis 60 Zentimeter.
Über das Jahr hinweg benötigt auch Estragon Pflege. Wässern Sie die Artemisia immer so, dass der Wurzelballen stets etwas feucht ist. Eine Schaufel Kompost im Frühjahr oder ein anderer organischer Dünger versorgt das Kraut zudem mit den benötigten Nährstoffen. Einen Estragon im Topf sollten Sie hingegen etwa alle sechs bis acht Wochen mit einem flüssigen Kräuterdünger versorgen.
Wann schneidet man Estragon zurück? Das Kraut hat die Neigung, mit der Zeit von unten zu verkahlen. Da es gut schnittverträglich ist, machen ihm bis zu drei bodennahe Schnitte pro Jahr nichts aus – anschließend zeigt sich die Pflanze wieder wüchsig. Ein halbhoher Schnitt im Spätherbst sorgt außerdem dafür, dass der Korbblütler im nächsten Jahr wieder kräftig austreibt.
Tipp: Verjüngen Sie Ihre Pflanze am besten alle 2 bis 3 Jahre – auf diese Weise bleibt sie dauerhaft vital. Graben Sie zunächst das Exemplar aus. Anschließend teilen Sie den Wurzelstock mit einem Messer oder Spaten. Die Teilstücke werden dann an anderer Stelle wieder eingepflanzt.
Ist Estragon winterhart? Der Russische Estragon zeigt sich in unserem Klima ausreichend winterfest, die französische Unterart ist hingegen etwas empfindlich. Auch der Deutsche Estragon übersteht den Winter in der Regel gut, kann aber bei sehr tiefen Temperaturen leichten Schaden nehmen. Er erhält daher in der kalten Jahreszeit einen leichten Schutz aus Laub, Reisig oder einem Vlies.
Eine Topfpflanze können Sie bei etwa 10 Grad Celsius an einem hellen Ort überwintern. In dieser Zeit gießen Sie regelmäßig, aber sehr sparsam. Alternativ rücken Sie das Pflanzgefäß an eine geschützte Wand und ummanteln es mit einem isolierenden Material, zum Beispiel Noppenfolie.
Russischer Estragon lässt sich durch Samen vermehren. Der Französische und der Deutsche Estragon werden hingegen vegetativ vermehrt – durch Stecklinge, Absenker oder eine Teilung.
Bereits im März werden die Samen des Russischen Estragons im Haus ausgesät. Die Art ist ein typischer Lichtkeimer. Drücken Sie ihre Samen daher nur leicht in das Substrat. Die jungen Pflänzchen kommen dann ab Mai ins Beet. Nach den Eisheiligen können die Samen auch direkt an Ort und Stelle im Garten ausgebracht werden.
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Grundsätzlich lässt sich das Würzkraut den ganzen Sommer über ernten. Wählen Sie dafür einen sonnigen Tag – sobald der Morgentau weggetrocknet ist, können Sie zur Schere greifen und die Triebspitzen abschneiden. Für die laufende Verwendung bis zum Spätherbst lassen Sie stets einige Zweige stehen. Die oberen Blätter des Estragons fallen übrigens besonders aromatisch aus.
Estragon trocknen
Soll Russischer Estragon getrocknet werden, empfiehlt sich eine Ernte kurz vor der Blüte. Scheiden Sie die Stängel ab und binden Sie diese mit einem Faden zusammen. Hängen Sie den Strauß anschließend in einem luftigen und warmen Raum auf. Der Vorgang dauert im Idealfall 3 bis 6 Tage. Machen Sie die Fingerprobe: Durch ein Zerreiben der Blätter lässt sich feststellen, ob sie durch und durch trocken sind.
Doch für was kann man Estragon verwenden? Französischer Estragon ist beispielsweise ein unentbehrlicher Bestandteil der berühmten „Sauce Béarnaise“. Er passt auch bestens zu grünen Salaten oder Fisch- und Gemüsegerichten. Junge Schösslinge des Russischen Vertreters können mitsamt Stielen als ein schmackhaftes Frühjahrsgemüse gedünstet werden.
Auch als Heilpflanze hat Estragon eine lange Tradition: Werden seine Blätter mit heißem Wasser übergossen, soll der Tee verdauungsfördernd und entzündungshemmend wirken.
Möchten Sie mit Estragon Gewürzmischungen verfeinern? Neben Schnittlauch, Petersilie und Kerbel gehört er zu der klassischen französischen Kräutermischung „Fines herbes“. Diese würzt Eierspeisen, Kräuterbutter und Frischkäse sowie Suppen und Weiße Saucen. Die Kräuter können zu gleichen Teilen miteinander gemischt werden. Eine feine Anisnote dominiert hierbei das Aroma. Wenn der Teil Estragon geschmacksstärker sein soll, dürfen Sie aber natürlich auch etwas mehr des Krauts hinzufügen.
Ist das enthaltene Estragol in Estragon giftig?
Vielleicht haben Sie auch schon mal gelesen, dass der Inhaltsstoff Estragol erbgutschädigend sein kann. Es wurde jedoch in mehreren Studien herausgefunden, dass sehr große Mengen Estragon verzehrt werden müssen, um eine feststellbare Schädigung zu entfalten. Der übliche Konsum in der Küche ist in der Regel unbedenklich.
Schwangere und stillende Frauen sollten estragolhaltige Kräuter aber trotzdem lieber meiden.
Serviervorschlag:
Bei Bedarf können Sie den selbst gemachten Estragon-Essig auch in dekorative, sterilisierte Flaschen (mit gewaschenen, frischen Estragonzweigen) umfüllen. Das sieht besonders hübsch aus und die Flaschen eignen sich wunderbar zum Verschenken.
Estragon hat es Ihnen angetan und nun suchen Sie nach einem mediterranen Küchenkraut? Dann interessieren Sie sich bestimmt für Rosmarin, denn es verfeinert nicht nur Kartoffeln, sondern weitaus mehr.
Wir freuen uns auf Sie!
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