Es gibt sie in Rot, Schwarz und sogar Weiß: Johannisbeerstämmchen und -sträucher sind eine wahre Freude im Garten, denn sie bringen nicht nur eine Vielzahl der erfrischend sauren oder herben Früchte hervor, sondern haben auch einen hohen Zierwert. Oftmals wird jedoch das jährliche Auslichten und Verjüngen der Beerensträucher stark vernachlässigt. Wir erklären Ihnen, wie Sie Ihre Johannisbeeren regelmäßig schneiden und in Form halten.
Johannisbeeren können wie die verwandten Stachelbeeren vielgestaltig daherkommen. In der Natur wachsen sie immer als Strauch – das heißt, sie bilden regelmäßig Triebe aus bodennahen Knospen. Der Nachwuchs aus der Basis ist jedoch nicht bei jeder Erziehungsform erwünscht.
Bei einem Johannisbeerstämmchen ist alles, was aus unterhalb der Krone herauswächst, nicht sortenecht. In diesen Bereichen treibt ausschließlich die stammbildende Unterlage aus – meistens handelt es sich um die Goldjohannisbeere. Die Edelsorte bildet hingegen ihre buschige Krone in luftiger Höhe. Dort setzen also die zielführenden Schnittmaßnahmen an.
Die Vor- und Nachteile halten sich bei einem Hochstamm die Waage: Er ist platzsparend und im Staudenbeet äußerst dekorativ – in puncto Langlebigkeit und Ertrag schneidet er jedoch deutlich schlechter ab als die Strauchvariante.
Weitere Erziehungsformen gibt es vor allem bei Roten und Weißen Johannisbeeren: Sie können eintriebig (als Spindel) oder zwei- bzw. dreitriebig (als Hecke) erzogen werden. Auch hier gelten besondere Schnittregeln.
Feinsäuerliche Rote Johannisbeeren (Ribes rubrum) und die etwas süßeren Weißfrüchtigen werden beim Schnitt gleichbehandelt. Sie bilden die meisten Früchte an den Seitentrieben der zwei- bis dreijährigen Hauptäste.
Bei der Pflanzung der Johannisbeere entfernen Sie (falls nicht bereits von der Baumschule erledigt) alle überflüssigen Triebe bodennah, so dass am Ende drei bis fünf Leittriebe übrig bleiben. Diese kürzen Sie auf 20 bis 30 Zentimeter Länge ein.
Im zweiten Jahr beginnt der Aufbau des Astgerüstes. Dafür bleiben jährlich drei bis vier der kräftigsten Bodentriebe des letztjährigen Austriebes stehen. Schwächere und krumm gewachsene Triebe werden entfernt. Das Ziel: Ein Johannisbeerstrauch sollte in den Ertragsjahren aus acht bis zwölf Bodentrieben bestehen, die möglichst nicht älter als vier Jahre sind. Die erneute Kürzung der Leittriebe ist optional – durch einen wiederholten Schnitt entstehen mehr Seitentriebe und der Busch bleibt kompakter.
Beim Schnitt der Roten sollten Sie auch sortenspezifische Unterschiede beachten: Schwachwüchsige Vertreter (zum Beispiel ‘Red Lake‘), die sich aus der Basis nicht ausreichend verjüngen und eine geringe Verzweigung ausbilden, erhalten einen kräftigen Rückschnitt am Holz der alten Gerüstäste. Stark wachsende Sorten (zum Beispiel ‘Jonkheer van Tets‘) werden tendenziell wie Schwarze Johannisbeeren geschnitten.
Faustregeln für den Schnitt: Grundsätzlich sollte ein Strauch einen ausgewogenen Anteil an ein-, zwei- und dreijährigen Trieben aufweisen. Jedes Jahr werden etwa 20 bis 30 Prozent der Leittriebe (die ältesten, stark verholzten Äste) entfernt. Die frischen, steil nach oben ragenden Triebe lässt man wachsen.
Der Unterschied ist gar nicht so groß: Ein Hochstämmchen wird im Grunde wie ein Strauch geschnitten – denn die Krone ist ja durchaus ein kleiner Busch. Diese besteht in der Regel aus fünf bis sechs Leittrieben.
Allerdings geht es dabei nicht nur um den Ertrag: Wächst die Krone ungezügelt, kann leicht eine Schieflage oder sogar ein Bruch entstehen. Wichtig: Fixieren Sie daher nicht nur den Stamm an einem Pfahl, sondern stets auch die Krone! Durch den regelmäßigen Griff zur Schere erhalten Sie zudem die dekorative, runde Wuchsform.
Bei den herb schmeckenden Schwarzen Johannisbeeren (Ribes nigrum) gelten ähnliche Schnittregeln wie bei den roten Sorten. Sie eignen sich jedoch vor allem für die Erziehung als Busch, sind meist deutlich wüchsiger und benötigen daher eine besonders beherzte Bearbeitung mit der Schere.
Schwarze Sorten fruchten vor allem an den vorjährigen, langen Trieben (dem einjährigen Holz) und den kurzen Seitentrieben, die am zwei- bis dreijährigen Holz wachsen. Nur die kräftigen, jungen Triebe tragen im kommenden Jahr große Beeren. Das Ziel beim Ertragsschnitt besteht also darin, viele einjährige Langtriebe zu erhalten. Werden diese zum Teil beschnitten, entsteht an diesen Stellen das Jungholz für die Ernte im darauffolgenden Jahr.
So bleibt der Strauch ertragreich, luftig und kompakt:
Starkwüchsige Sorten können bereits im Sommer nach der Ernte ausgelichtet werden. Ein Hauptschnitt im Spätwinter (Februar oder März) liefert jedoch einen entscheidenden Vorteil: In dieser Zeit haben Sie eine freie Sicht auf den Strauch, der kurz vor dem Neuaustrieb steht. Alte und abgetragene Äste sowie vertrocknete Triebe ohne schwellende Knospen fallen dann sofort ins Auge.
Achten Sie grundsätzlich auf geeignete Witterungsbedingungen, um dem Gehölz unnötigen Stress zu ersparen. An extrem heißen Sommertagen sollten Sie keine Schnittmaßnahmen durchführen, Gleiches gilt für frostige Wintertage.
Das passende Werkzeug: Eine handliche Gartenschere gehört zu der Basisausstattung. Eine Astschere bietet sich an, wenn der Busch bereits einen ausladenden Wuchs aufweist und dickere Triebe vorhanden sind – mit den langen Griffen ist die Strauchmitte gut erreichbar. Bei der Beseitigung von starken Ästen kann auch eine Handsäge eingesetzt werden.
SABINE FAASS ACHIM WERNER
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