Pfirsichplantagen kennen wir aus dem Urlaub im Süden. Doch die wunderbare Obstart gedeiht auch in unseren Breiten. Zudem lassen die Blüten des Pfirsichbaums ihn fast schon wie ein Ziergehölz wirken. Fachredakteur Achim Werner teilt seine Erfahrungen mit dem Obstgehölz und vermittelt, warum sich ein Exemplar im Garten oder auch auf dem Balkon lohnt.
Pfirsichbaum – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
Der erste Pfirsichbaum, an den ich mich erinnern kann, stand im Garten meiner Eltern im warmen Südwesten Deutschlands. Er war in die Jahre gekommen und wurde gefällt, nicht ohne eine beträchtliche Schar von Nachkommen in allen Größen zu hinterlassen. Viele der Pfirsichbäume durften bleiben und begannen bereits nach vier, fünf Jahren, Früchte zu tragen. Selbst eine zweite Generation samte sich in den folgenden Jahrzehnten aus und erfreute uns mit Pfirsichen.
Die Mutter all dieser Sämlinge war eine „Kernechte“ – welche Sorte genau, war in Vergessenheit geraten. Aber es war offensichtlich, dass die Nachkommen die gleichen Früchte trugen wie die Vorfahrin. Das bedeutet der Begriff „kernecht“.
Zugegeben: Es gab geringe Unterschiede in der Fruchtgröße, doch war das Aroma fast identisch. Die rote Deckfarbe und das weiße, am Stein rötliche Fruchtfleisch unterschieden sich ebenfalls kaum von den Mutterfrüchten unseres ersten Pfirsichbaums. Auffällig war jedoch, dass sich die Reifezeit von August bis in den Herbst erstreckte.
Sogar Samen gelbfrüchtiger Pfirsiche aus dem Handel, diesmal gezielt gesteckt, trugen bald saftig-süße Früchte. Eine Garantie dafür gibt es nicht, doch – ausreichend Platz vorausgesetzt – lohnt sich das Experiment mit den Pfirsichbäumen.
Gelbe Riesen
Gelbfleischige Sorten (Bild unten) gelten als etwas empfindlicher als weiße und rote. Züchtungen wie ‘Red Haven’ und ’Dixired’ schlagen sich jedoch auch bei uns ganz gut. Zudem lässt die Klimaveränderung auch den Anbau anspruchsvoller Sorten zu.
Weniger Geduldige, die sich zudem auf ganz bestimmte Fruchteigenschaften verlassen möchten, sind mit gekauften Jungpflanzen besser beraten. Zweijährige Veredelungen blühen mitunter schon im Pflanzjahr und kommen innerhalb weniger Jahre in den Vollertrag. Leider werden die Sträucher oder kleinen Pfirsichbäume selten älter als 30 Jahre. Deshalb sind viele alte Lokalsorten verloren gegangen.
Außen (g)rau, innen rot
Blutpfirsiche (Bild unten) schmecken zwar auch frisch vom Strauch. Zur Hochform laufen sie aber in verarbeiteter Form. Sie bieten nicht nur intensives Aroma, sondern auch eine kräftig rote Farbe: perfekt für Marmelade, Saft oder Likör!
Apropos Veredelung: Örtliche Baumschulen bieten Pfirsichbäume auf Wurzelstöcken an, die sich gut mit der vorherrschenden Bodenart vertragen. Auf Pflaumenwildlinge veredelte Pflanzen lassen sich z.B. nicht von schweren Bodenarten einschüchtern. Die Wurzeln von Pfirsichsämlingen dagegen können sich für die leichten, trockeneren und weniger kalten Böden erwärmen.
Prunus persica stammt übrigens nicht aus Persien, sondern aus China. Kälte mag der Pfirsichbaum trotzdem nicht. Gönnen Sie ihm daher einen warmen, windgeschützten Platz. Die Gehölzart selbst ist zwar nicht ausgesprochen frostempfindlich, wohl aber seine Blüte, die Spätfrösten zum Opfer fallen kann.
Dagegen helfen, bei Spalieren, ein vorgehängtes Vlies und, bei frei stehenden Gehölzen, ungemulchter Boden unter der Krone. So strahlt er in klaren Nächten Wärme ab. Kein starker Effekt, aber häufig das Zünglein an der Waage.
Da bin ich aber platt!
Platt- oder Tellerpfirsiche (Bild unten) machten erst in Obstläden Furore. Bald darauf kamen die ersten Gehölze in den Handel. Seitdem reifen „UFOs“ wie ‘Saturne’ auch in unseren Gärten. Sie werden kultiviert wie runde Sorten. Lediglich ihr Erscheinungsbild fällt aus dem Rahmen.
Der Schnitt ist schnell gelernt und wird in Spätfrostlagen am besten nach der Blüte durchgeführt, wenn abzusehen ist, ob Schäden am Pfirsichbaum zu beklagen sind.
Steht Ihr Pfirsich im Rasen oder im Küchengarten, hungert er selten. Ansonsten spendieren Sie ihm einmal im Frühjahr eine Gabe Volldünger nach Packungsempfehlung.
Auf leichten Böden wird einmal vor dem Austrieb und einmal gegen Mitte Juni zur Hauptwachstumszeit gedüngt. Ab Frühsommer bedanken sich vor allem jüngere Pfirsichbäume mit schwachem Wurzelwerk für einen großen Schluck aus dem Gartenschlauch mit großen, saftigen Früchten.
Darüber hinaus braucht die Obstart aus China kaum Aufmerksamkeit. Lässt sich die Kräuselkrankheit nicht durch das Auspflücken der verkrüppelten Blätter eindämmen und befällt sie regelmäßig einen Großteil des Laubs, helfen vorbeugende Spritzungen, kurz bevor sich die Knospen zu öffnen beginnen. Also teils schon gegen Ende Januar.
Weiß und würzig
… kommen Sorten wie ‘Benedicte’ oder ‘Roter Ellerstädter’ daher. Viele werden seit jeher in Deutschland angebaut und sind an unser Klima angepasst. Doch lieben auch sie die Wärme und wünschen sich einen entsprechenden Standort. Sie erreichen mittlere Fruchtgrößen und lösen meist gut vom Stein (Bild oben).
Kübelkultur ist bei kleinwüchsigen Obstarten wie dem Pfirsich in den ersten Jahren durchaus möglich. Die Gehölze können so sogar unter Glas überwintert werden. Nach zehn Jahren wird ihnen aber selbst der großzügigste Kübel zu klein – oder er wird zu schwer für Sie. Dann hilft nur noch auspflanzen. Oder Sie entscheiden sich gleich für eine von Natur aus zwergige Sorte, die lebenslang mit einem 30-l-Kübel auskommt.
Übrigens eignen sich Pfirsiche, die deutlich kleiner bleiben als etwa Aprikosen oder Pflaumen, auch für kleinere Gärten. Vielleicht haben Sie sogar Platz für mehrere Exemplare mit unterschiedlichen Sorten. Nein? Auch nicht schlimm, ein Baum genügt für eine reiche Ernte, denn Pfirsiche sind in aller Regel selbstfruchtbar.
Übrigens:
Des Pfirsichs Kern ist, botanisch gesehen, eigentlich ein Stein – ausgesprochen dekorativ mit tief gefurchter Oberfläche, von der sich das Fruchtfleisch nicht immer so sauber lösen lässt. Achten Sie beim Pflanzenkauf daher auf steinlösliche Sorten.
ACHIM WERNER
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