Das Angebot an leckeren Tafelrebensorten ist seit einigen Jahren so bunt und verführerisch, dass man glatt eine oder gleich mehrere Pflanzen für den eigenen Garten erstehen möchte.
Doch reicht der Platz überhaupt? Kein Problem, denn die Weinrebe ist außerordentlich schnittverträglich! Eine Pfahl- oder Stickelrebe lässt sich sogar in einem mindestens 50 Liter großen Kübel halten. Setzt man dem Ausbreitungsdrang der Kletterpflanze dagegen keine Grenzen, begrünt sie im Handumdrehen jeden Sichtschutz. In Laubenform beschattet und kühlt schon ein einziger Weinstock einen ganzen Sitzplatz.
Oder er hüllt eine Hauswand in sommerliches Grün und ab der Erntezeit in ein zunehmend farbenfrohes, festliches Gewand. Übrigens: Eine Weinlaube muss nicht unbedingt nach strengen Schnittregeln formiert werden. Es reicht, die Triebe gelegentlich an der Unterkonstruktion anzuheften. Was zu lang ist, wird gekappt.
Weinstöcke sind ein sehr effizienter und schöner Sichtschutz: Eine Weinrebe und ein Spalier, das spätestens im zweiten Jahr nach der Bepflanzung berankt ist – mehr braucht es nicht, um fremde Blicke und Wind fernzuhalten. Pflanzen Sie gleich mehrere Stöcke, wächst die lebende Wand um einiges schneller zu.
Vor allem aber lassen sich so unterschiedliche Sorten kultivieren. Vielleicht solche, die nacheinander reifen? Oder Züchtungen in verschiedenen Fruchtfarben: gelb, rot, blau? Wer nicht über eine mehrstöckige Giebelwand verfügt, findet hier Vorschläge für einen ganz individuellen, an das jeweilige Platzangebot angepassten Schnitt. Die Pflanzen dafür stehen in Gartencentern und bei Versendern bereit.
Grundsätzlich ist die Weinrebe (Vitis vinifera) nicht sehr anspruchsvoll. Sie gedeiht auf praktisch jedem Gartenboden. Ganz besonders schätzt sie mittelschwere, lehmhaltige Böden mit gutem Wasserabzug. Schwere, schlecht durchlüftete Böden mit Neigung zu Staunässe sind nicht günstig, zumal sie sich nur sehr langsam erwärmen. Auf Sand gedeiht die Weinrebe zwar, möchte aber in den ersten Standjahren gut gewässert werden, bis sie tiefere Bodenschichten für sich erschlossen hat. Viel wichtiger ist jedoch ein gut besonnter Standort, zum Beispiel an einer südlich ausgerichteten Wand.
Je nach angestrebter Wuchsform benötigt sie mindestens einen Pfahl zum Anbinden der Triebe oder ein passendes Spalier. Pflanzen Sie das junge Gehölz so hoch, dass die Veredelungsstelle – ein kleiner Wulst, der oft noch von Veredelungswachs umschlossen ist – den Boden nicht berührt.
Und: Geben Sie weder Dünger noch Kompost ins Pflanzloch, denn die Wurzeln sind salzempfindlich! Besser, Sie mulchen nach dem Pflanzen mit Kompost oder arbeiten ihn leicht in die Krume ein. Nun noch angießen und bis zum Anwachsen feucht halten.
Nach wenigen Jahren, wenn die Rebe vollständig eingewachsen ist, übersteht sie praktisch jeden noch so heißen Sommer auch ohne Gießen schadlos. Denn ein Teil ihrer Wurzeln erreicht leicht fünf bis 15 Meter Tiefe. Nur wenn eine undurchdringliche Bodenschicht ein Durchkommen verhindert oder der Rebstock im Kübel steht, muss auch später noch gewässert werden.
Das Beste zum Schluss: Bereits im zweiten Standjahr erscheinen erste Trauben. Danach dürfen Sie sich auf immer reichere Ernten freuen.
Unser Fachmann Hartmut Schmidt zieht in seiner Rebschule jährlich Zehntausende Tafelreben in gut hundert Sorten.Wie soll ich unter Dutzenden von Tafelrebensorten die richtige finden? Viele Hobbygärtner leben in klimatisch weniger begünstigen Gebieten und sollten daher nach Sorten mit guter Frostresistenz und früher Reife Ausschau halten.
Recht robust sind beispielsweise ‘Lakemont’ in Weiß,
die tiefblaue ‘Muscat Bleu’,
die rote bis violette ‘Vanessa’ und
‘Arkadia’ mit großen, gelbgrünen Beeren.
‘Venus’, blau mit kleinen, kernlosen Beeren, bringt selbst unter widrigen Bedingungen reiche Ernten. Ein Exemplar gedeiht und trägt seit Jahren sogar in Kiel an einer wenig besonnten Westseite!
Und was ist mit neuen Züchtungen? Probieren Sie doch zum Beispiel ‘Arkadia Rozowa’, auf Deutsch „Rote Arkadia“ – frosthart bis -23 °C und mit 600 bis 900 g schweren Trauben.
Auch optisch sehr attraktiv ist die blau bereifte ‘ Gala’ aus der Ukraine mit feinfruchtigem Geschmack. Die blaue ‘Sfinx’ mit großen Trauben voller sehr großer, knackiger Beeren besitzt ein leichtes Pflaumenaroma. Und gut ein Kilogramm schwere Trauben ernten Sie z.B. von der weißen, kernarmen ‘Tara’.
Eigenen Wein herstellen
Aus allen Sorten lässt sich Wein keltern, aber das Ergebnis befriedigt nicht immer. Gelee lässt sich viel leichter und schneller herstellen. ‘Muscat Bleu’ beispielsweise ergibt einen exquisiten, dunkelroten Fruchtaufstrich. Allerdings gibt es eine Reihe aromatisch-süßer Keltersorten, die sich auch zum Naschen eignen. Die blaue ‘Regent’ etwa oder die weiße ‘Seyval blanc’. Kernlose oder kernarme Keltertrauben werden Sie dagegen nicht finden.
‘Liwia’ ist wegen ihres fruchtigen Muskataromas sehr beliebt. Die kernarmen, ovalen, apart rötlichen Beeren sind knackig, süß und reifen ab Anfang September.
‘Pleven ustojcivij’: schwer auszusprechen, aber fast überall leicht zu kultivieren, denn die Sorte aus bulgarischer Züchtung ist robust und reift bereits ab Mitte August.
‘Tara’, eine Tochter der grünen Sorte ‘Arkadia’, bringt über 1 kg schwere Trauben mit großen, feinfruchtigen Beeren hervor. Die frühe Tafeltraube reift auch in ungünstigen Gebieten aus.
‘Lakemont’ bringt, wie praktisch alle kernlosen Züchtungen zwar relativ kleine, dafür sehr süße, dünnschalige Beeren hervor. Sie ist dennoch ertragreich, reift ab Mitte September und trägt regelmäßig.
‘Muscat Bleu’ ist eine der besten Tafelreben mit leider häufig lockerbeerigen Trauben, dafür mit intensivem Muskat-Aroma. Sie reift ab Anfang September und ist sowohl sehr frosthart als auch außergewöhnlich pilzfest.
‘Bianca’ stammt aus Ungarn, wächst fast überall, trägt sehr reich und ist gesund. Die kleinen Beeren schmecken frisch, machen sich jedoch auch gut als Saft oder Wein.