Der Götterbaum wurde im 18. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Von da an hat man das majestätische Gehölz munter in zahlreiche Parkanlagen gepflanzt – auch der berühmte preußischen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné fand häufig Verwendung für den Baum. Doch das Blatt wendete sich, als der Götterbaum begann, sich auch eigenständig auszubreiten und die Großstädte zu erobern. Ein einstmals beliebter Park- und Straßenbaum wurde zur invasiven Art erklärt. Der richtige Umgang mit Neophyten wie diesem ist nach wie vor umstritten. Wir stellen Ihnen das faszinierende Gehölz vor und verraten, welche Alternativen es gibt.
2019 wurde der Götterbaum zum ersten Gehölz auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung. Damit zählt er zu den sogenannten Neophyten, die sich (meist aufgrund künstlicher Verbreitung) in neuen Gebieten etablieren und dort die heimische Flora sowie die Biodiversität bedrohen können.
Für den Götterbaum besteht damit ein Handels- und Pflanzverbot.
Der Götterbaum (Ailanthus altissima) gehört zur Familie der Bittereschengewächse (Simaroubaceae). Beheimatet ist er ursprünglich in China sowie im Norden Vietnams. Inzwischen ist der Baum nahezu weltweit etabliert. In Amerika, Australien, Afrika und Europa wurde er zunächst willentlich angepflanzt, doch schnell entwickelte er an diesen Standorten ein Eigenleben und wächst daher mittlerweile auch wild.
Götterbaumsämlinge lassen sich nicht lange bitten, wenn es um das Thema Wachstum geht. Das sommergrüne Gehölz zählt zu den schnellwachsendsten Pflanzenarten – ein Jahreszuwachs von 50 Zentimetern und mehr ist keine Seltenheit. Eindrucksvolle 30 Meter können Götterbäume in ihrer Wuchshöhe erreichen. Ein weiterer Grund, weshalb sie so schwierig zu bekämpfen sind, liegt in ihren knollenartigen Wurzeln. Nicht nur, weil der Götterbaum zahlreiche Wurzelausläufer bildet, sondern auch, weil er selbst dann immer wieder unbeeindruckt austreibt, nachdem man ihn radikal auf den Stock gesetzt hat.
Die grün- bis gelblichen Blüten zeigen sich für gewöhnlich ab Juli. Götterbäume sind zweihäusig, es gibt also weibliche und männliche Pflanzen. Teilweise begleitet sie ein leicht unangenehmer Geruch, von dem sich Bienen und andere Insekten aber gerne anlocken lassen.
Zwischen August und September bilden sich aberhunderte hellgrüner Flügelnüsschen, die sich in großen Büscheln versammeln. Wo sie die Sonnenstrahlen berühren, färben sie sich rötlich. Jede Flügelnuss enthält einen Samen und bleibt noch lange am Baum haften.
Die Blätter des Götterbaums sind unpaarig gefiedert. Sie bestehen aus sehr langen Blattstielen, die mit zahlreichen, gegenständig angeordneten Einzelblättern besetzt sind. Die Hauptachsen der Blätter sowie der Austrieb sind rötlich, die lanzettlichen Einzelblätter werden später dunkelgrün. Auch im Herbst hat der Baum noch hohen Wiedererkennungswert, wenn die fulminante Herbstfärbung einsetzt, die mit mannigfaltigen Farbtönen aufwartet.
Der Götterbaum ist im Grunde ein Gewinner des Klimawandels. Besonders in Großstädten, wo andere Bäume immer schlechter mit Smog und langen Hitzeperioden zurechtkommen, blüht der Götterbaum erst richtig auf und dominiert damit vielerorts öffentliche Parkanlagen und deren Flora.
Er hat nahezu keine Ansprüche, bei voller Sonne gedeiht er aber besonders schnell. Selbst ein einfacher Spalt im Beton genügt dem Götterbaum zum Keimen.
Optisch hat der Götterbaum natürlich einiges zu bieten. Für Viele mag es darum bedauernswert sein, dass man den Baum nicht mehr pflanzen kann. Doch glücklicherweise gibt es auch weniger invasive Arten, die sich nicht derart kompromisslos ausbreiten und dennoch ansehnliche Hausbäume sein können.
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Wer sich einen ähnlich großen Baum wünscht, kann beispielsweise auf den Schnurbaum (Sophora japonica) oder den Surenbaum (Toona sinensis) zurückgreifen. Sie besitzen eine, auf den ersten Blick, mit dem Götterbaum vergleichbare Blattform und sind in ihrem majestätischen Wuchs nicht minder bewundernswert. Sowohl der Schnurbaum als auch der Surenbaum zählen zudem zu den insektenfreundlichen Gehölzen, sie tragen edle weiße Blütenstände. Sophora japonica kann bis zu 30 Meter, Toona sinensis bis zu 20 Meter hoch werden.
Wenn es auch etwas kleiner sein darf, kommt vielleicht die dekorative Eberesche (Sorbus aucuparia), auch Vogelbeere genannt, in Frage. Sie wird für gewöhnlich zwischen 8 und 12 Meter hoch. Neben ihren langen, unpaarig gefiederten Blättern, überzeugt sie mit feuerrotem Fruchtschmuck, der gerne von diversen Vogelarten gefressen wird.
Falls in Ihrem Garten noch ein Götterbaum steht, können Sie sicher ein Lied von dessen Wuchskraft und Ausbreitungskünsten singen. Um das Keimen weiterer Sämlinge zu verhindern, empfiehlt es sich, die Samen soweit es möglich ist noch vor Reife vom Baum zu sammeln und zu entsorgen. Bei den Wurzelausläufern helfen dagegen nur Ausdauer und Beharrlichkeit, denn sie müssen immer wieder aufs Neue entfernt werden. Dem Einsatz von Herbiziden ist abzuraten, denn sie schaden auch den anderen Pflanzen im Garten.
Bei jeglichem Kontakt mit dem Götterbaum sollten Handschuhe getragen werden. Sowohl Samen als auch Rinde enthalten unter anderen den Bitterstoff Quassin. Auch der Baumsaft reizt die Haut.
Der Götterbaum vermehrt sich selbst mittels Wurzelausläufern und Selbstaussaat, weshalb er sich so rasant ausbreiten kann. Obwohl er auch die Städte beherrscht, wird er vor allem dann zum Problem, wenn er irgendwann auch Naturgebiete außerhalb der Stadt erobern sollte. Darum plädieren viele dafür, zumindest seine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Nur sehr wenige Krankheiten oder Schädlinge können dem Götterbaum etwas anhaben – zumindest in Mitteleuropa. Eines der wenigen Beispiele ist der auf die Blätter des Baumes spezialisierte Ailanthus-Spinner, ein aus Asien stammender Falter. Da er lange Zeit zur Gewinnung von Seide diente, hat man ihn unter anderem auch in Europa eingeführt. Seine Populationen sind allerdings nicht verbreitet oder groß genug und haben daher in den meisten Gebieten keinen nennenswerten Einfluss auf den Götterbaum. Teilweise wird der Falter als Möglichkeit einer gezielten Eindämmung der Götterbäume diskutiert.
Innerhalb der Seidenproduktion in China diente der Götterbaum lange als Futterquelle für die Seidenraupen. In Deutschland hat er zwar lange Zeit als robuster Stadtbaum überzeugt, seine Ausbreitung wird inzwischen aber zum Schutz der ökologischen Vielfalt bekämpft. An mancher Stelle wird ihm dennoch etwas Positives abgewonnen: In einigen Gegenden wird er zur Honigproduktion genutzt, unter anderem auch in Europa.
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