Dunkle Königskerze (Verbascum nigrum). Foto: AdobeStock_Marc

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Königskerze: Trockenheitsliebende Blütenwunder

Luisa Roth
Online-Redakteurin

Nur wenige krautige Pflanzen lassen ihre Blütenstände derart hoch in den Himmel schießen und strotzen dabei der Erdanziehungskraft um teilweise bis zu zwei Metern. Die Königskerze blüht nicht nur prächtig, sie ist auch noch pflegeleicht und hält dank ihrer haarigen Blätter und der tiefen Pfeilwurzel beinahe jeder Trockenphase stand. In naturnahe Stein- oder Steppenpflanzungen bringt die Gattung dynamische Farbenfreude. Wir verraten Ihnen, was bei der Aussaat und Pflege zu beachten ist.

Herkunft und Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Pflanzengattung Verbascum aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) erstreckt sich heute von Mittel- und Südeuropa, über den Nahen Osten bis hin zu Nordafrika, außerdem auch Nordamerika. Der Ursprung der Königskerze ließ sich nie mit voller Sicherheit bestimmen, gemutmaßt wird aber, dass mehrere Arten aus dem südlichen Europa stammen.

Wuchs und Aussehen

Der Großteil der Arten ist zweijährig, es gibt aber auch ein- und mehrjährige. Aus den Samen entwickeln sich im ersten Standjahr die Blattrosetten der Pflanzen, auf welche dann meist im zweiten Jahr die lange Stiele mit den unverkennbaren Blütenkerzen folgen. Je nach Art können diese langen, aufrechten Blütenstände bis zu zwei Metern oder höher werden. Trotz der eher kurzen Lebensdauer bleibt Ihnen die Königskerze bei geeignetem Standort lange erhalten, da die Pflanzen sich selbst aussäen.

Königskerze Foto: AdobeStock_JFBRUNEAU
Blattrosette der Kleinblütigen Königskerze (Verbacum thapsus). Foto: AdobeStock_JFBRUNEAU

Blätter, Blüten und Früchte

Die filzartige Behaarung der dicken und robusten Rosettenblätter sorgen dafür, dass die Verdunstung auf ein Minimum heruntergefahren wird – Königskerzen sind somit besonders für Trockenheit bestens gewappnet.

Die Blütezeit erstreckt sich bei den meisten Verbascum-Arten über mehrere Monate von Sommer bis Herbstanfang. Die Einzelblüten, die jeweils aus fünf Kronblättern bestehen, öffnen sich erst nach und nach, was für eine lange Blütezeit sorgt. Nach der Befruchtung durch verschiedene Insekten entwickeln sich an den langen Kerzen braune Kapselfrüchte, in denen jeweils mehrere hunderte Samenkörnchen liegen.

Arten der Königskerze

Königskerze Foto: AdobeStock_skymoon13
Königskerze mit orangefarbener Blüte: Verbascum x cultorum ‚Helen Johnson‘. Foto: AdobeStock_skymoon13

Um die 300 Arten gehören zur Gattung Verbascum, Garten-Hybriden (z.B. Verbascum x cultorum ‚Helen Johnson‘, ‚Jackie‘ oder ‚Pink Domino‘). Während die Wildformen und die meisten Arten ihre dezent- bis kräftig gelbe Farbe auszeichnet, haben die Hybriden mehr Farbauswahl zu bieten. Abwechslung zur gelben Farbe bietet beispielsweise auch die Purpur-Königskerze (Verbascum phoeniceum). Besonders dicht behaart und darum silbrig schimmernd ist dagegen die Silber-Königskerze (Verbascum bombyciferum).

Großblütige Königskerze

Mit imposanten Blütenkerzen und ansehnlichen, zitronengelben Einzelblüten wartet die Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum) auf. Sie zählt zu den hier heimischen Wildarten, ist insektenfreundlich und macht ihrem Gattungsnamen alle Ehre, wenn sich von Juli bis August ihre Blütenstiele kerzengerade gen Himmel recken.

Kleinblütige Königskerze

Verbascum thapsus hat zwar kleinere Blüten als Verbascum densiflorum, kann aber auch gerade deshalb eine interessante Ergänzung für natürlich gestaltete Wildblumenpflanzungen sein. Sie fügt sich dezenter ins Gesamtbild ein und bringt dank der charakteristischen Blütenstände dennoch Dynamik ins Beet.

Standortbedingungen

Wildwachsenden Königskerzen begegnet man in Mitteleuropa typischerweise auf steinigen Freiflächen wie Brachland, an Bahnschienen oder Waldrändern. Die Wildformen bezeichnet man auch als Wollblumen. Sie bevorzugen einen warmen Standort mit vielen Sonnenstunden sowie durchlässigen (leicht kalkhaltigen) Boden mit eher niedrigem Humusgehalt. Bei zu hoher Feuchtigkeit gedeihen die Königskerzen weniger gut. Die Wasserversorgung bei trockenen, eher kargen Böden stellt dank der langen Pfahlwurzeln kein Problem dar – tiefere Erdschichten erreichen sie problemlos.

Staunässe kann bei Königskerzen zu Wurzelfäule führen, weshalb verdichtete Böden vor der Pflanzung mit einer Kiesdrainage vorbereitet werden sollten.

Königskerzen pflegen

Da sie so trockenheitsresistent sind, müssen Sie Königskerzen nur äußerst selten gießen. Alleine während langanhaltenden Hitzewellen muss nachgeholfen werden. Düngen ist prinzipiell nicht notwendig. Bei besonders kargen Böden ist jedoch ein stickstoffbetonter Dünger für das zweite Standjahr in sparsamen Mengen zu empfehlen – diesen können Sie einmal kurz vor und einmal während der Blütezeit verabreichen.

Wenn sich die Pracht der Blütenkerzen dem Ende neigt, kann ein radikaler Rückschnitt der Blütenstände mit etwas Glück eine zweite Blüte anregen.

Königskerze vermehren

Königskerze Foto: AdobeStock_JAG IMAGES
Durch Selbstaussaat der Königskerze entsteht ein lockeres Pflanzbild. Foto: AdobeStock_JAG IMAGES

Königskerzen werden über Aussaat vermehrt. Wer die Pflanzen bereits im Garten hat und sich nicht ausschließlich auf die Selbstaussaat verlassen möchte, kann die Samen selbst gewinnen. Wichtig für die Keimung ist allerdings der Kältereiz im Winter, den eine Lagerung der Samen im Freiland oder dem Kühlschrank gewährleistet.

Die Aussaat kann direkt ins Beet erfolgen, ab Ende Mai bis etwa Mitte Juni. Weil Königskerzen Lichtkeimer sind, dürfen die kleinen Samen nicht zu tief in den Boden gedrückt werden. Ein Pflanzabstand zwischen 40 x 40 bzw. 60 x 60 Zentimetern ist zu empfehlen.

Krankheiten und Schädlinge

Verbascum-Arten sind recht robust und darum auch wenig anfällig für Krankheiten oder Schädlinge. Typische Schadbilder, die aber selten auftreten, sind leicht gekräuselte Blätter bei starkem Blattlausbefall oder kleine, braune bis rote Pünktchen, die auf Rostpilze hindeuten. Während die Blattläuse bis auf die dadurch weniger ansehnlichen Blätter keine weiteren Probleme bringen, sollten mit Rost befallene Pflanzen vollständig entfernt werden, da sich die Pilzsporen andernfalls weiter im Garten ausbreiten können.

Verwendung

Nicht alle Königskerzen-Arten können als Heilkraut verwendet werden. Manche Arten sind sogar giftig, darunter auch die Dunkle Königskerze, die die giftigen Stoffe Verbacin und Aucubin enthält.

Königskerzen sind insektenfreundliche und pflegeleichte Ergänzungen für Steppen-, Kies– oder Wildblumenpflanzungen. Wer ihnen ein Plätzchen im Garten gewährt, wird Jahr für Jahr überrascht, wo sich die schönen langen Blüten das nächste Mal hervortun.

Doch auch als traditionelle Heilpflanze ist die Königskerze bekannt – darunter die Arten Verbascum densiflorum, V. phlomoides und V. thapsus. Die Blüten sollen unter anderem bei verschiedenen Atemwegserkrankungen helfen. Da nicht alle Arten als Heilkräuter geeignet sind und das eigenständige Ernten und sachgemäße Trocknen bestimmte Kenntnisse erfordert, sollten Sie im Zweifelsfall auf Königskerzen-Tee aus der Apotheke zurückgreifen.

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