Überwältigend ist das sonnengelbe Meer, wenn sich im Frühling fast über Nacht Hunderte Löwenzahnblüten auf der zuvor grünen Wiese zeigen. Für die einen ist der Löwenzahn ein hartnäckiges Unkraut, für die anderen ein wertvolles Wildgemüse. Blätter, Blüten und Wurzeln haben medizinisch wie kulinarisch etwas zu bieten und Insekten lieben die Blüten als ergiebige Pollen- und Nektarquelle. Wissenswertes rund um das vielseitige Wildkraut erfahren Sie in diesem Beitrag.
Löwenzahn – voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten
Welche große Rolle der Löwenzahn, oft etwas genauer als Wiesen-Löwenzahn oder Gewöhnlicher Löwenzahn bezeichnet, im Leben der Menschen gespielt hat, verrät sein botanischer Name Taraxacum officinale. Der Namensbestandteil officinale geht auf das lateinische Wort ‚officina‘ im Sinne von Labor oder Apotheke zurück. Der Name verweist darauf, dass der Löwenzahn bereits in alter Zeit wegen seiner Heilwirkung geschätzt und in Apotheken verkauft wurde.
Auch in vielen anderen botanischen Namen von Pflanzen, die schon früh als Heilpflanze oder für kosmetische Zwecke verwendet wurden, findet sich übrigens dieser Hinweis, wie etwa beim Echten Salbei (Salvia officinalis), oder der Ringelblume (Calendula officinalis). Der botanische Name Taraxacum officinalis ist da eindeutig, ganz anders die deutschen Bezeichnungen. Im Volksmund finden unter anderem auch die Bezeichnungen Pusteblume, Kuhblume, Butterblume und Sonnenwirbel Gebrauch.
Der weiße Pflanzensaft des Löwenzahns ist nicht, wie manchmal vermutet wird, giftig. Ganz im Gegenteil: Die Pflanze wird schon lange als Wildgemüse verwendet und mit den gelben Blüten wurde früher Butter gelb gefärbt. Dank der vielen positiven Eigenschaften gilt das Wildkraut sogar als heimisches Superfood.
Gesunde Inhaltsstoffe
Alle Teile vom Löwenzahn sind essbar: Blätter, vor allem der zartbittere Frühlingsaustrieb, Blütenknospen, Blüten und Wurzel. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der Pflanze gehören Vitamine, Glykoside, Inulin, Bitter- und Mineralstoffe.
Eine Fülle guter Eigenschaften werden Taraxacum officinale nachgesagt, unter anderem, dass die Pflanze den Stoffwechsel aktiviert und bei Verdauungsbeschwerden sowie gegen Müdigkeit und Abgeschlagenheit helfen soll. Löwenzahn soll also auch eine Heilwirkung haben. Er wurde in der traditionellen Medizin in früheren Jahrhunderten gegen viele andere Beschwerden und Krankheiten eingesetzt. Ein Tee aus Löwenzahnkraut und -wurzeln soll die Leber-, Nieren- und Gallentätigkeit anregen und für eine bessere Durchblutung des Bindegewebes sorgen.
Es gibt zahlreiche Rezepte, in denen Löwenzahn zum Einsatz kommen kann. Die ausgestochenen, geputzten Löwenzahnrosetten können beispielsweise zur Hauptzutat eines entschlackenden Frühjahrssalates werden. Ältere Blätter sind da schon deutlich bitterer und werden daher besser gedünstet. Getrocknete, im Mixer zerkleinerte Blätter eignen sich als Würze zum Streuen über Salate, in Quark und in anderen Gerichten.
Überraschend ist die traditionelle Verwendung der Löwenzahnwurzel als Kaffee-Ersatz in schlechten Zeiten, ähnlich wie die Nutzung von Zichorienwurzeln. Dazu wurden die Wurzeln geerntet, gesäubert, in Stücke geschnitten, getrocknet und anschließend in einer Pfanne geröstet, um sie schließlich zu Kaffeepulver zu zermahlen.
Auch die Blüten sind vielseitig einsetzbar, zum Beispiel in Eierpfannkuchen ausgebacken. Äußerst lecker sind zudem gebratene Löwenzahnknospen – die größeren Knospen kurz in Öl anbraten reicht schon. Die kleinen, noch am Rosettengrund liegenden Knospen lassen sich mit Essig oder Salz haltbar machen. In heißem Essigsud können sie auch zu „falschen Kapern“ eingelegt werden. Löwenzahn-Honig ist ein Klassiker, um die Blüten zu verwenden. Er ist kein richtiger Honig, sondern eine Art eingekochter, zähflüssiger Zuckersirup. Die Pollen geben ihm einen eigenen, typischen Geschmack. Er schmeckt leicht karamellig und passt überall da, wo auch Honig eingesetzt wird. Löwenzahn-Honig lässt sich gut mit anderen Aromaträgern abwandeln, zum Beispiel mit Vanille, Zimt, Orangensaft oder Orangenschale.
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Als Garten-Löwenzahn bieten Saatguthändler Auslesen beziehungsweise Sorten an, die weniger bitter sind. Löwenzahn-Liebhaber*innen setzen daher auf diese Kulturformen, die ganz offiziell ins nährstoffreiche Gemüsebeet einziehen dürfen. Ab März kann man aussäen, im Sommer ist Erntezeit. Wird er als Jungpflanze abgedeckt und gebleicht, ist das Wildgemüse noch milder.
Während der Löwenzahn bei uns wegen seines Ausbreitungsdrangs unbeliebt ist, liebt man ihn in Frankfreich und baut Sorten mit größeren Blättern an. Da muss man nicht lange sammeln, bis man eine ausreichende Salatportion hat, sondern erntet einfach eine große Staude. Kartoffeln, Eier, Sahne, Schmand oder Speck helfen, die Bitterkeit der Blätter abzumildern.
Löwenzahn bleichen
Im Herbst ausgegrabene Wurzeln in einen mit Sand gefüllten Eimer stecken und kühl lagern. Gegen Ende des Winters angießen, später die wachsenden Blätter mit einem Eimer oder großem Blumentopf abdecken (Bleichen), damit sie zart bleiben und milder schmecken.
Für die Verwendung in der Küche lassen sich die Blätter des Löwenzahns das ganze Jahr über ernten. Doch wann blüht Löwenzahn eigentlich? Die meisten Blüten können Sie in der Hauptblütezeit zwischen April und Juni sammeln. Fast immer ist blühender Löwenzahn aber noch deutlich länger zu finden, teilweise sogar bis in den späten Herbst hinein. Für die Löwenzahnwurzel ist die beste Erntezeit wiederum der Herbst.
Neben dem weit verbreiteten Gewöhnlichen Löwenzahn mit dem botanischen Namen Taraxacum officinale gibt es Pflanzen, die ihm sehr ähnlich sehen: Sie gehören jedoch, wie der Raue Löwenzahn – Leontodon hispidus – zur Gattung Leontodon und sind eher in bergigen Regionen verbreitet. Beide blühen gelb, doch Taraxacum officinale blüht eher, im Allgemeinen im April und Mai. Der Raue Löwenzahn – Leontodon hispidus – blüht hingegen von Mai bis in den Sommer hinein.
Ein Unterschied wird beim Blick auf die grünen Hüllblätter, die den Blütenstand umgeben, deutlich. Diese grünen Hüllblätter sind nämlich beim Gewöhnlichen Löwenzahn – Taraxacum officinale – nach unten gebogen.
Beinahe in jedem Garten taucht Löwenzahn auf. Von vielen wird er als typisches Unkraut angesehen. Dabei sind die sonnengelben Blüten äußerst schön anzusehen. Außerdem bietet das Wildkraut auch einen hohen ökologischen Nutzen, da er unter anderem eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten darstellt. Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer machen im Frühling gern auf den Löwenzahnblüten halt, denn hier gibt es ein reiches Angebot an Pollen und Nektar. Nach dem Pflücken lässt man den Korb mit den Blüten noch ein paar Minuten im Freien stehen, damit Käfer und andere kleine Krabbeltiere fliehen können. Vögel schätzen die kleinen Samen am Löwenzahn. Auch einige Vierbeiner lieben das Kraut.
Übrigens: Löwenzahn kann zu einem erstklassigen Stickstoffdünger für starkzehrende Gemüse und Stauden werden. Dazu wird der ausgestochene Löwenzahn in ein großes Fass mit Wasser gegeben, so dass er verjauchen kann. Nach etwa drei Wochen ist ein guter Flüssigdünger entstanden, der vor dem Ausbringen noch im Verhältnis 1:10 verdünnt wird.
Was tun gegen Löwenzahn, der sich hartnäckig ausbreitet? Mit seiner tiefgehenden Pfahlwurzel verankert sich der ausdauernde Löwenzahn in Stauden- und Gemüsebeeten, häufig auch im Rasen. Selbst ein kleines Wurzelstück treibt wieder kräftig aus. Schnell bricht die Wurzel beim Ziehen oder Hacken ab. Darum möglichst tief graben und vollständig bergen. Werden nur die Blätter von der Pflanze gerupft, bildet sich aus dem Wurzelstock wieder eine neue Pflanze. Es lohnt sich also, mit einem Löwenzahnstecher ans Werk zu gehen, um die Wurzeln vollständig aus dem Boden zu entfernen.
Die Samen bewirken ein Übriges: Die wohlbekannte Pusteblume entlässt Samenkörner an winzigen Fallschirmchen weit in die Umgebung. Es dauert nur ein paar Tage, bis die sonnengelbe Blüte zu einem fluffigen Pusteblumenball wird. Dann reicht ein leichter Windhauch, und die Fallschirmchen fliegen auf und davon. Jede Blüte entlässt in wenigen Tagen rund 200 Fallschirmsamen in die Freiheit. Bei Pflanzen im Rasen lohnt es sich daher, nochmals zu mähen vor der Samenreife.
Sie haben Lust noch mehr über „(Un-)“Kräuter zu erfahren? Dann werfen Sie doch gerne einen Blick in unseren Beitrag zum Thema.
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