Als einheimische Wildpflanze ist uns das lieblich duftende Maiglöckchen schon lange bekannt. Dabei hatte das zarte Pflänzchen sogar schon im Mittelalter die Gärten erobert. Seit jeher gilt es als Symbol für Glück und Liebe. Bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Trauerfeiern waren Unmengen Blütenstängel gefordert. So begann die gewerbsmäßige Maiglöckchen-Treiberei – und mit ihr die gezielte Sortenzucht. Wir stellen Ihnen das Maiglöckchen und seine Besonderheiten genauer vor und verraten, wie Sie den hübschen Frühlingsboten gekonnt in Szene setzen.
Maiglöckchen – voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten
Das Maiglöckchen (Convallaria majalis) trägt viele Namen: Marienblume, Thalkraut, Schneetropfen oder auch „Frauentränen“ wird es genannt. Es gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) und gilt in beinahe ganz Europa sowie Teilen Westasiens als heimisch.
Maiglöckchen stehen unter Naturschutz und dürfen daher wildwachsend nicht gepflückt werden.
Alle Teile des Maiglöckchens enthalten herzwirksame Glykoside und sind hochgiftig! Besonders gefährlich sind die im Herbst erscheinenden roten Beeren. Doch selbst das Schnittblumenwasser kann Vergiftungen verursachen. Maiglöckchen sollten darum stets mit Bedacht gepflanzt werden – auch im Hinblick auf Kinder und Haustiere.
Maiglöckchen sind hochgiftig.
Alle Jahre wieder zeigt sich das Maiglöckchen im Frühjahr, wenn seine ersten Sprossspitzen sich ans Tageslicht kämpfen. Lediglich zwischen 10 und 30 Zentimeter wird es groß. Der größere Teil dieser ausdauernden Pflanzen liegt, für uns unsichtbar, im Untergrund. Denn sie bilden ein reich verzweigtes Sprossachsensystem aus, ein sogenanntes Rhizom, das ihnen sowohl zur Überwinterung als auch zur Ausbreitung dient. Einmal etabliert, bilden Maiglöckchen oft dichte Teppiche und erweisen sich als äußerst langlebig – eine Pflanze für die Ewigkeit.
Die breit-lanzettlichen Blätter des Maiglöckchens besitzen einen leicht eingerollten Blattgrund, der einem Stiel ähneln kann. Das Laub besitzt eine schöne dunkelgrüne Farbe, auf der Unterseite glänzt es leicht.
Achtung, Verwechselungsgefahr!
Das Laub von Maiglöckchen und Bärlauch ähnelt sich sehr. Zudem finden sich beide Pflanzen am selben Standort. Fachkundige unterscheiden so: Bärlauchblätter sind einzeln lang gestielt und auf der Unterseite matt. Die Blätter des Maiglöckchens entspringen meist paarweise einer grundständigen Blattscheide. Für Laien ist das aber schwierig zu erkennen. Auch der aromatische Knoblauchduft des Bärlauchs kann täuschen. Ist erst mal Bärlauch gepflückt, riechen die Hände so stark, dass die Duftprobe oft hinfällig wird.
Im Zweifel gilt darum: Hände weg!
Die Blütezeit des Maiglöckchens ist nicht immer verlässlich. Oft beginnt sie zwar pünktlich zum Mai, manchmal ist es aber auch schon Ende März oder April so weit. Etwa für zwei Monate kann man sich an den traubigen Blütenständen mit ihren schneeweißen Glöckchenblüten erfreuen. In dieser Zeit verströmen die Maiglöckchen eine angenehme, süßliche Duftnote. So locken sie auch fleißige Bestäuberinnen an. Hummeln und Wildbienen finden in den Blüten zwar keinen Nektar, dafür aber ein saftiges Gewebe am Grund des Fruchtknotens, außerdem natürlich Pollen zum Sammeln.
Die besonders giftigen, aber auch äußerst ansehnlichen, Beerenfrüchte reifen meist zum August und leuchten in kräftigem Karminrot.
Einige der heute besonders in Fachkreisen beliebten Sorten wie die gefüllt blühende ‘Pleniflora’, die rosafarbene ‘Rosea’ oder die großblütige ‘Hitschberger Riesenperle’ haben schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Auch herrliche Blattschmücker wie die gestreiftlaubige ‘Striata’ oder die elegant weißrandige ‘Silberconfolis’ sind nicht neu. Sie stehen der Schönheit typischer Blattschmuckpflanzen in nichts nach. Als Schnittblumen sind dagegen zum Beispiel ‘Fortins Giant’und ‘Bridal Choice’ zu empfehlen.
Vorwiegend anzutreffen ist das Maiglöckchen in mäßig kühlen Laubwäldern mit tiefgründigem Boden anzutreffen. Im Englischen trägt es übrigens den schönen Namen „Lily of the Valley“, wörtlich übersetzt also „Lilie des Tales“. Ob tatsächlich im Tal oder eher am Berg, ist dem Maiglöckchen aber ziemlich egal – nur Tiefebenen meidet es.
Gerne wächst es ungestört vor sich hin, an absonnigen bis halbschattigen Standorten. Maiglöckchen gedeihen sowohl auf sauren als auch auf kalkhaltigen Böden, mögen es aber ganz besonders gerne so richtig „waldig“, also humos und frisch bis feucht.
Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt gekommen, um Maiglöckchen zu pflanzen? Sie können Maiglöckchen im Frühjahr oder im Herbst in den Garten setzen. Heben Sie hierfür zunächst ein kleines Pflanzloch aus – 10 bis 15 Zentimeter Tiefe genügen meist schon. Für eine Pflanzung, die schnell dicht werden soll, empfiehlt sich ein Pflanzabstand von wenigen Zentimetern.
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Wer hingegen Geduld hat, setzt in einem Abstand von 20 bis 25 Zentimetern. Lässt man den Pflanzen ihren Lauf, werden sie die Lücken bald ohnehin von selbst schließen. Sinnvoll ist es, den Aushub mit etwas Kompost anzureichern. Nach dem Pflanzen sollten Sie schließlich gründlich angießen und auch in der nächsten Zeit noch ab und zu wässern, bis die Maiglöckchen gut angewachsen sind.
Auch im Kübel machen die filigranen Maiglöckchen eine gute Figur. Die Topfkultur dient auch als Alternative, wenn man die ausbreitungsfreudigen Rhizome lieber nicht ins Beet setzen möchte. Für einen guten Wasserabfluss wird das Substrat mit Sand angereichert. Achten Sie auf die Wasserversorgung im Sommer. Im Winter wird der Topf frostfrei überwintert.
Blüten, die Spätfrösten zum Opfer fallen? Das ist beim Maiglöckchen kaum zu erwarten. Fällt seine Blüte tatsächlich mal aus, liegt das eher an fehlender Feuchtigkeit im vorjährigen Sommer. Denn die Blütenknospen werden zwischen Juni und August angelegt. In trockenen Sommern darum besser zur Gießkanne greifen.
Auch mangelnde Ernährung mindert den Flor: Spendieren Sie dem Pflanzenteppich daher im Frühjahr eine dünne Schicht Kompost und im April noch einmal Hornspäne. Auch eine Laubmulch-Schicht im Herbst ist willkommen.
Ansonsten lässt man den grazilen Pflänzchen aber ganz einfach möglichst viel Ruhe. Geschnitten werden sollten nur verblühte Blütenstände oder verwelkte Blätter (allerdings erst im Frühjahr!).
Wussten Sie, dass ausläuferbildende Blütenpflanzen wie das Maiglöckchen ihre Vermehrung gleich auf zweierlei Arten in Eigenregie vollziehen? Einerseits enthalten die roten Früchte jeweils ein bis fünf Samen, die nach einem Kältereiz keimfähig werden. Auf der anderen Seite können sich Gärtner*innen die Rhizomausläufer zunutze machen. Denn haben sich die Maiglöckchen einmal bodendeckend ausgebreitet, können die Pflanzen im Herbst mit scharfem Spaten geteilt werden. Dann setzt man sie entweder an anderer Stelle im Garten wieder ein oder pflanzt sie in Töpfe.
Wer ein paar Maiglöckchen im Spätherbst aus der Erde holt, kann sie vortreiben und sich auf einen zeitigen Frühlingsgruß freuen. In geschlossenen Räumen entfaltet sich dann auch der unverwechselbare Duft. Und so funktioniert’s:
Während Funkien und andere Stauden gerne von Schnecken vernascht werden, stellt das bei den Maiglöckchen keine Gefahr dar. Selten treten aber Pilze (Rost oder Grauschimmel) auf.
Neben ihrer Beliebtheit als Schnittblumen, lohnt es sich auch, über eine Pflanzung im Garten nachzudenken. Denn warum sollten die Baumscheiben im Garten unbewachsen und die Gehölzränder schmucklos bleiben, wenn sie stattdessen ein attraktiver Unterwuchs untermalen könnte? Die Kronen der Sträucher und Bäume bieten den krautigen Pflänzchen Schutz, während die dichtwachsenden Stauden den Boden vor Austrocknung bewahren und auflockern. Auch das Maiglöckchen fühlt sich im geschützten Halbschatten am wohlsten. Außerdem sieht es einfach hinreißend aus, wenn die Laubbäume erst zaghaft austreiben und unter ihnen schon ein blühender Pflanzenteppich strahlt.
Natürlich kann auch bestens mit anderen Schattenliebhabern nach Lust und Laune kombiniert werden, zum Beispiel Schildfarn (Polystichum), Balkan-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides subsp. robbiae), Bergenien (Bergenia) oder Fingerhut (Digitalis).
Und noch ein Tipp: Wer die schattigen Ecken im Garten am liebsten in kleine Miniatur-Märchenwälder verwandeln möchte, kombiniert die Maiglöckchen naturgetreu mit Pflanzen wie Waldmeister (Galium odoratum), Lerchensporn (Corydalis), Leberblümchen (Anemone hepatica) oder Buschwindröschen (Anemone nemorosa).
Wir freuen uns auf Sie!
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