Wacholder – im Norddeutschen auch Machandel genannt – ist aufgrund seiner Arten- und Sortenvielfalt nicht nur im Garten mannigfaltig einsetzbar. Aus der Küche kennt man die Beerenzapfen des Nadelgehölzes als Gewürz. Oder gebrannt als Spirituose in Form von Gin. Erfahren Sie hier Wissenswertes über die Herkunft des Wacholders, die Arten und Sorten des edlen und langlebigen Gewächses sowie dessen Kultur im Garten.
Die Pflanzengattung der Wacholder (Juniperus) gehört zur Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Die meisten wildwachsenden Arten verteilen sich nördlich des Äquators, vorwiegend in den gemäßigten Klimazonen Europas, Asiens, aber auch in Nordamerika. Eine Ausnahme bildet dabei die Art Juniperus procera, deren Verbreitungsgebiet bis nach Ost-Afrika reicht. In Mitteleuropa sind sowohl der Gewöhnliche Wacholder (Juniperus communis) – auch Gemeiner Wacholder genannt – als auch der Sadebaum (Juniperus sabina) heimisch. Juniperus communis wächst auch in Deutschland, unter anderem in der Lüneburger Heide.
Unter den zwischen 60 und 70 Arten gibt es viele Wacholder, die für den Garten geeignet sind. Mit den vielen Arten und Sortenzüchtungen hat die Gattung ein beachtliches Sortiment unterschiedlichster Wuchshöhen, Farben und Formen zu bieten, wie etwa:
Art | Botanischer Name | Sorten |
Gewöhnlicher Wacholder | Juniperus communis | Wildform wächst aufrecht, bis zu 8 m hoch kriechende Zwergsorte ‘Repanda‘, bis zu 70 cm hoch |
Chinesischer Wacholder | Juniperus chinensis | ‘Obelisk’: säulenförmiger Wuchs, dunkelgrüne Nadeln ‘Blaauw’: graublaue Nadeln, trichterförmig |
Kriechender Wacholder | Juniperus horizontalis | ‘Blue Chip’: kriechend, blaugrün, wird nur etwa 20 cm hoch ‘Glauca’: kriechend, stahlblau, bis zu 40 cm hoch |
Säulenwacholder | Juniperus scopulorum | Wacholder ‘Blue Arrow’: blaugrün, säulenförmig ‘Skyrocket’: grüne Nadeln, bis zu 8 Meter hoch |
Sadebaum | Juniperus sabina | ‘Variegata’: zweifarbige Nadeln |
Beschuppter Wacholder | Juniperus squamata | ‘Blue Carpet’: flachwüchsig, bis zu 50 cm hoch |
Wacholder sind immergrüne Koniferen, also Nadelgehölze. Mit Ausnahme bestimmter Zwergformen – zum Beispiel Juniperus communis ‘Compressa‘ oder Juniperus chinensis ‘Blaauw‘ – erreichen die meisten Wacholderarten zwischen vier und fünf Metern Endhöhe, selten auch mehr. Junge Sträucher haben eine noch glatte Rinde, je größer der Durchmesser wird, desto mehr löst sie sich allerdings in Streifen vom Stamm.
Während manche Arten straff aufrecht in die Höhe ragen, besitzen andere eher ausladendere Triebe, die auch leicht überhängen können. Obwohl die oftmals spitzen Nadeln dem Wacholder ein eher strenges Aussehen verleihen, hat das Gehölz etwas Erhabenes an sich.
Der Wacholder kann beides sein, sowohl Strauch als auch Baum. Die meisten Wacholder wachsen mehrstämmig und sind schon vom Boden her verzweigt, somit zählen sie zu den Sträuchern. Große, baumförmige Wacholder kommen zwar selten vor, doch es gibt sie. Sie besitzen dann einen einzigen, unverzweigten Stamm. Dieser fällt im Vergleich zu anderen Bäumen jedoch recht kurz aus. „Strauch“ und „Baum“ bezeichnen stets nur die Wuchsform. Neben dem natürlichen Wuchs beeinflussen daher auch die Zuchtform und Schnittmaßnahmen, in welche Kategorie ein Wacholder letztlich fällt.
Wacholdernadeln können je nach Art hart und stechend sein oder auch eher zypressenartig abgerundet, mit übereinanderliegenden Schuppen. Farblich haben die Nadeln der Arten und Sorten eine große Varianz zu bieten – sie differieren von hell- oder dunkelgrün bis zu goldenen oder bläulichen Sorten. Besonders ist zudem, dass Wacholder im Frühjahr keine herkömmlichen Knospen bilden muss, um zu wachsen. Die Triebspitze wird von wenigen Nadeln schützend bedeckt und kann darum theoretisch das ganze Jahr über wachsen, solange es nicht zu kalt ist.
Zwischen April und Juni startet die Blütezeit, in der sich kleine, gelbe Blütenstände entwickeln. Wacholder ist zweihäusig, das bedeutet, es gibt sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen, die jeweils unterschiedliche Blütenorgane besitzen. Die Pollen der männlichen Pflanzen werden vom Wind verteilt und von den weiblichen Blüten eingefangen. Weibliche Wacholder bringen daraufhin Beerenzapfen hervor. Genau genommen sind die bekannten Wacholderbeeren nämlich gar keine Beeren, sondern Zapfen – in einem späten Reifestadium und erst im zweiten Jahr nach der Befruchtung sind die ursprünglichen Zapfenschuppen nicht mehr erkennbar und sie haben sich in kugelige Beerenzapfen verwandelt, die optisch an kleine Heidelbeeren erinnern.
Alle Arten der Gattung Juniper enthalten giftige ätherische Öle in allen Pflanzenteilen. Auch bei den Beerenzapfen des Gewöhnlichen Wacholders (Juniperus communis) ist das der Fall. Dennoch werden die Wacholderbeeren dieser Art in verschiedenen Lebensmitteln verarbeitet und kommen in der Küche als Gewürz zum Einsatz.
Kann man Wacholderbeeren aus dem Garten essen? Für gesunde Erwachsene ist die niedrige Konzentration des ätherischen Öls beim Gewöhnlichen Wacholder unbedenklich. Sie können also auch aus dem Garten selbst geerntet und verzehrt werden – sofern Sie sich mit der Artzugehörigkeit sicher sind! Trotz allem sollten Wacholderbeeren zudem stets nur sparsam eingesetzt werden.
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Lediglich die Beerenzapfen des Gewöhnlichen Wacholders (Juniperus communis) sind zum Verzehr in kleinen Mengen geeignet. Die Früchte des Sadebaums (J. sabina) sind allerdings stark giftig und dürfen nicht verzehrt werden. Aufgrund des ähnlichen Aussehens kann es hier zu Verwechslungen kommen.
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Juniperus-Arten sind trockene, karge Landschaften gewöhnt. Sie kommen daher auch mit steinigem Gartenboden zurecht und benötigen nicht viele Nährstoffe. Außerdem gedeihen sie auch bei Trockenheit oder vermehrtem Kalkvorkommen. Ihre außerordentliche Anpassungsfähigkeit komplementiert die Vielseitigkeit der Gattung Juniperus. Verdichtete oder vernässte Böden sollten durch eine Sandzugabe den Bedingungen des Wacholders angepasst werden.
Was unabdinglich für ihn ist, ist das Sonnenlicht. Wacholder sind regelrecht sonnenhungrig. Ein Schattendasein strafen sie deshalb mit Kümmerwuchs und vertrockneten Zweigen. Auch Wärme lieben sie, trotzdem lässt sie ihre Robustheit den Winter überstehen und sie sind sogar ausgesprochen frosthart.
Tipp: Bevor Sie bei braunen Triebspitzen an eine mögliche Krankheit denken, sollten Sie Lichtmangel in Betracht ziehen. Ein zu schattiger Standort ist sehr viel häufiger die Ursache für dieses Symptom als Schädlings- oder Krankheitsbefall.
In Baumschulen wird Wacholder meist als Ballenware, manchmal auch im Container, angeboten. Ein trockener Tag mit mäßiger Temperatur im Frühjahr ist der ideale Zeitpunkt zur Pflanzung. Auch an frostfreien Herbsttagen können Sie Wacholder pflanzen, anschließend müssen Sie aber für einen ausreichenden Winterschutz sorgen. Und so gelingt die Pflanzung:
Ältere Wacholderpflanzen sind sehr genügsam. Sie kommen ausgepflanzt sogar ohne Dünger aus und geben sich mit Regenwasser zufrieden. Nur in sehr langen Hitzeperioden kann eine zusätzliche Bewässerung nötig werden. Anders sieht es bei Wacholdern in Kübeln aus. Weil das begrenzte Substrat weniger Feuchtigkeit speichern kann, muss hier regelmäßig etwas gegossen werden. Auch junge oder frisch gepflanzte Exemplare können in dieser Hinsicht etwas mehr Zuneigung vertragen. Staunässe ist in jedem Fall zu vermeiden und sollte bei der Kübelkultur durch eine Drainage verhindert werden.
Möchten Sie Ihren Wacholder schneiden, bieten sich der frostfreie Herbst oder das zeitige Frühjahr an. Schnittarbeiten, zum Beispiel an Wacholderhecken, Formgehölzen oder auch zum Wacholder-Bonsai werden gut vertragen.
Wacholder kann über Ableger, Stecklinge oder durch Aussaat vermehrt werden. Die Wacholder-Vermehrung mittels Ablegern eignet sich vor allem für kriechende Zwergsorten, die schnell wurzeln und dann gesondert von der Mutterpflanze weiterkultiviert werden können. Stecklinge lassen sich im Spätsommer schneiden, sie werden von jungen, aber bereits verholzten Trieben entnommen. Die Aussaat beim Wacholder hingegen ist eine Kunst für sich – viele Schritte sind nötig, darunter das Aufheben der Keimhemmung durch Aufbrühen der Samen sowie eine mehrmonatige Lagerung.
Wacholder steht in Deutschland unter anderem aufgrund seines langsamen Wuchses unter Naturschutz. Die ausgereiften Beerenzapfen dürfen zwar in Maßen gesammelt werden, Zweige dürfen an wildwachsenden Pflanzen allerdings nicht entnommen werden.
Nur sehr wenige Pflanzenkrankheiten und Schädlinge können dem widerstandsfähigen Wacholder etwas anhaben. Ein Pilzbefall kann jedoch zum Problem werden, darunter auch der sogenannte Wacholderblasenrost, beziehungsweise Birnengitterrost, aus der Gruppe der Rostpilze. Er kann an verschiedenen Arten auftreten und kommt meist an feuchten Frühlingstagen in Form von ovalen Bläschen und einer bräunlichen, steifen Masse an den befallenen Trieben zum Vorschein. Die betroffenen Stellen müssen sorgfältig entfernt und bis in das gesunde Holz zurückgenommen werden.
Selten kommen auch Schädlinge vor, darunter etwa die Wacholder-Deckelschildlaus. Betroffene Stellen verlieren an Triebglanz und sind im Wachstum gehemmt. Nur ein frühzeitig erkannter Befall kann durch Pflanzenschutzmittel bekämpft werden. Häufiger als Läuse treten die Raupen der Wacholderminiermotte auf, die sich gerne am Wacholder sattfressen. Hier ist regelmäßige Überwachung sinnvoll, denn rechtzeitig erkannter Befall kann durch Entfernen der angefressenen Stellen eingedämmt werden.
Die als Wacholderbeeren bezeichneten, reifen Beerenzapfen werden in getrockneter Form als Gewürz verwendet und zum Beispiel gemeinsam mit Sauerkraut serviert. Sie sind aber nicht nur aufgrund ihres Aromas geschätzt, denn in ihnen schlummern auch medizinische Wirkungen. So wirken sie sich etwa positiv auf den Magen-Darm-Trakt aus und gelten als krampflösend. Mit dem Gin wurde außerdem ein Wacholderschnaps zum echten Trendgetränk.
Die mannigfaltige Arten- und Sortenauswahl des Wacholders eröffnet zudem zahlreiche gestalterische Verwendungsmöglichkeiten in kleinen wie großen Gärten. Ob klassisch als Solitärgehölz, als Formgehölz in kunstvoller Bonsaiform, in Gruppen gepflanzt oder in Heckenpflanzung bis hin zum Wacholder als Bodendecker: Der Auswahl und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
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