„Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag.“ Diese Bauernregel ist weitläufig bekannt und viele Menschen richten zum Stichtag ihren Blick gen Himmel. Doch was hat das possierliche Nagetier mit dem nach ihm benannten Tag zu tun? Und wie können Sie die Bauernregel für Ihren Garten nutzen? Wann der Siebenschläfertag kalendarisch stattfindet und warum das Datum eigentlich gar nicht stimmt, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Der Siebenschläfertag findet jedes Jahr am gleichen Datum statt, am 27. Juni. Im Jahr 2024 fällt dieser besondere Tag auf einen Donnerstag. Der Lostag erinnert uns nicht nur an eine alte Legende, sondern bietet auch einen interessanten Einblick in historische Wettervorhersagen und deren Bedeutung für unsere heutige Zeit.
Neues Datum für den Stichtag
Ein interessanter Aspekt des Siebenschläfertags ist das Datum. Traditionell wird er am 27. Juni begangen. Doch die Bauernregel ist schon sehr alt und entstand zu einer Zeit, als noch der julianische Kalender, einer der Vorläufer unserer heutigen Kalenderrechnung, galt. Als der Papst Ende des 16. Jahrhundert eine Kalenderreform verordnete, wurde der julianische Kalender vom gregorianischen Kalender abgelöst: Im Reformjahr 1582 folgte auf Donnerstag, 4. Oktober, der Freitag, 15. Oktober. Die zu beobachtenden Wetter-Regelmäßigkeiten, die nach altem julianischen Kalender auf den 27. Juni fielen, müssten also nach unserer heutigen Kalenderrechnung durch den Wegfall von zehn Tagen auf den 7. Juli fallen. Doch der Siebenschläfertag hat auch in unserem gregorianischen Kalender sein Datum behalten. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorhersagen der Bauernregel stimmen, weniger stark gegeben.
Laut der alten Bauernregel entscheidet sich am Siebenschläfertag das Wetter für die kommenden sieben Wochen. Am Stichtag wird das Wetter deshalb genau beobachtet, um eine tendenzielle Wettervorhersage für die folgenden Wochen zu treffen. Aber kann man sich auf die Vorhersagen verlassen? Meteorolog:*innen sagen, dass das Wetter nicht anhand eines Tages festzumachen sei. Betrachtet man jedoch eine etwas größere Zeitspanne um den Siebenschläfertag von Ende Juni bis Anfang Juli (27. Juni–8. Juli), trifft – so zeigen statistische Analysen – die Wettervorhersage laut Bauernregel mit einer vergleichsweise hohen Trefferquote zu.
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Der Siebenschläfertag hat nichts mit dem gleichnamigen Nagetier zu tun. Stattdessen hat er seinen Ursprung in einer Legende aus dem frühen Christentum. Diese Erzählung dreht sich um sieben Brüder, die vor der Christenverfolgung durch Kaiser Decius im Jahr 251 n. Chr. in eine Höhle bei Ephesus geflohen seien.
Laut der Erzählung seien die Brüder von ihren Verfolgern in der Höhle eingemauert worden und in einen tiefen, jahrhundertelangen Schlaf gefallen. Erst im Jahr 446, also rund 200 Jahre später, sei die Höhle entdeckt worden – und die sieben Brüder seien am 27. Juni aus ihrem Schlaf erwacht.
Der Siebenschläfertag am 27. Juni ist mehr als eine alte Legende – er hat im Grunde einen wahren Kern. Ab Ende Juni stabilisiert sich laut DWD die Großwetterlage, was auf die starken Winde der Jetstreams in hohen Atmosphärenschichten zurückzuführen ist. Diese Winde beeinflussen die Bewegung von Hoch- und Tiefdruckgebieten erheblich.
Südlicher Verlauf des Jetstreams: Befindet sich der Jetstream relativ weit südlich über dem Ostatlantik und Europa, führt dies zu einer überdurchschnittlich langen Zufuhr feuchter und kühler Luftmassen nach Mitteleuropa. Diese Wetterlage wird oft als unbeständig und wenig sommerlich empfunden.
Nördlicher Verlauf des Jetstreams: Verläuft der Jetstream hingegen weiter nördlich, kann sich ein Keil des Azorenhochs bis nach Mitteleuropa ausbreiten. Diese Situation führt typischerweise zu sonnigem und warmem Sommerwetter.
In Süddeutschland treffen die der Bauernregel zugrunde liegenden Vorhersagen insgesamt häufiger zu, da hier das Wetter weniger von der Küstennähe beeinflusst wird. Im Norden, wo das Klima stärker von der Ost- und Nordsee geprägt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bauernregel stimmt, hingegen niedriger. Insgesamt liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Regel zutrifft, bei etwa 60 bis 70 Prozent, vorausgesetzt, man bezieht sie auf mehrere Tage und schließt daraus auf die Auswirkungen für etwa die folgenden vier Wochen.
Sicher kennen Sie zumindest eine Version der bekannten Bauernregeln zum Siebenschläfertag.
Nicht nur für die Landwirtschaft ist eine Vorhersage des sommerlichen Wetters relevant, auch für unsere Gärten spielt dies eine Rolle. Wird das Wetter eher regnerisch, könnte zum Beispiel ein Tomatenhaus von Vorteil sein und auch die anstehende Urlaubsbewässerung kann vorab etwas besser eingeschätzt werden. Einen Blick auf den aktuellen Wetterbericht ersetzt die Bauernregel natürlich trotzdem nicht.
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