Der Spitzwegerich wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze geschätzt und findet auch in der Küche Verwendung. In Kriegs- und Krisenzeiten, als frisches Gemüse knapp war, wurde er sogar als Salatersatz genutzt.
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist weit verbreitet und wegen einiger typischer Merkmale leicht zu erkennen. Er kann ohne Schwierigkeiten in der freien Natur gesammelt werden und er lässt sich auch gut im Garten kultivieren.
Der Spitzwegerich, manchmal auch Spitz-Wegerich geschrieben, ist ein robustes, mehrjähriges Wildkraut. Angesichts der weiten Verbreitung in Europa ist es kein Wunder, dass der Wegerich unter vielen verschiedenen Namen bekannt ist, im deutschen Sprachraum zum Beispiel als Heilwegerich, Rippenkraut, Rossrippen, Spießkraut, Schafzunge und Spitz-Wegekraut. Die meisten Namen nehmen beziehen sich auf den Standort oder die markanten Blätter.
Wie Rippen heben sich die mehr oder weniger parallel verlaufenden Blattadern deutlich auf der Unterseite vom Blatt ab. Auch beim Blick von oben sind die markanten Blattadern gut sichtbar. Die bis circa 20 cm langen Blätter sind schmal-lanzettlich und zugespitzt. Sie entspringen direkt über dem Boden und bilden eine Rosette. Anders als bei einigen anderen Wegericharten weisen die Blätter meistens nach oben und liegen nicht dem Boden auf.
Die Pflanzen werden bis zu 50 cm hoch. Aus der Mitte der Blattrosette entspringen lange, fast drahtige Blütenstiele mit einem walzenförmigen Blütenstand. Die Ähren bestehen aus unzähligen kleinen, braunen Blütchen mit zierlichen, weit herausragenden weißen Staubfäden.
Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Besonders interessant ist das Aufblühen der Ähren: Die Blütchen öffnen sich, von unten beginnend, kreisförmig um den Blütenstand.
Der Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und ist unter anderem auf und an Wegen sowie auf Wiesen und Feldrändern zu finden. Er ist außerordentlich robust, so wie auch seine Geschwister, zum Beispiel der Mittlere Wegerich (Plantago media) und der Breitwegerich (Plantago major), der eine Zeigerpflanze für verdichtete Böden ist.
Die Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen ist sehr gering. Er kann zwar mit dem Mittleren Wegerich verwechselt werden, denn die Blätter ähneln sich auf den ersten Blick. Die Blätter des Mittleren Wegerichs sind jedoch behaart. Eine Verwechslung ist nicht schlimm, weil beide Pflanzen ungiftig sind und ähnliche Verwendungsmöglichkeiten bieten.
Als Heilpflanze wurde der Spitzwegerich schon sehr früh verwendet. Ihm wurden sogar magische Eigenschaften zugeschrieben. Er enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe, unter anderem Gerb- und Schleimstoffe, Kieselsäure, Vitamin A, B und C sowie Zink. Das Spektrum seiner Heilwirkungen ist breitgefächert. So wirkt er unter anderem antibakteriell und entzündungshemmend, adstringierend beziehungsweise zusammenziehend, blutreinigend, blutstillend und schleimlösend.
Am häufigsten wird er in der Naturheilkunde bei Hautproblemen und bei Erkrankungen im Bereich der Atemwege, beispielsweise bei Reizhusten und Halsschmerzen, verwendet. Die Blätter sollen unter anderem unterstützend gegen Juckreiz helfen, der durch Insektenstiche verursacht wurde. Im Jahr 2014 wurde der Spitzwegerich zur „Arzneipflanze des Jahres“ gewählt. Genutzt wird er unter anderem als Frischsaft, Sirup oder Tee.
Der Spitzwegerich kann durch Aussaat direkt ins Beet von Ende März bis Mitte April vermehrt werden. Eine andere Möglichkeit ist die Vorkultur ab Februar unter geschützten Bedingungen. Die Gefäße mit dem Saatgut sollten dann aber relativ kühl stehen.
Die Aussaattiefe beträgt circa 1,5 cm. Der Spitzwegerich ist ein Tiefwurzler mit einem weit ausgebreiteten Wurzelgeflecht. Um Konkurrenz zu vermeiden, ist es sinnvoll, ihn mit etwas Abstand von etwa 20 bis 25 cm auszusäen. Weil der Spitzwegerich ein Lichtkeimer ist, muss er nicht oder nur sehr dünn abgedeckt werden.
Die Wurzeln erreichen Tiefen von 60 cm oder mehr. Sie können sich deshalb auch auf vergleichsweise armem Boden noch mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Dennoch ist ein prüfender Blick auf die Blätter an heißen Tagen sinnvoll: Wenn sich die Blätter an den Rändern etwas kräuseln, müssen die Pflanzen zusätzlich mit Wasser versorgt werden.
Der Spitzwegerich passt gut in einen Kräuter- oder Bauerngarten. Er gedeiht am besten an sonnigen Standorten auf humosen, lockeren, eher kalkarmen und tiefgründigen Böden. Der Boden sollte trocken bis leicht feucht und nur mäßig nährstoffreich sein. Dazu kann er vor der Aussaat oder Pflanzung mit Kompost verbessert werden.
Der Spitzwegerich kann von Mehltau befallen werden. Möglicherweise bietet dann ein größerer Abstand zwischen den Pflanzen oder eine etwas trockenere Weiterkultur Abhilfe. Bei Befall mit Blattläusen hilft es oft schon, die Pflanzen vorsichtig mit dem Gartenschlauch und einem feinen Brauseaufsatz abzubrausen.
Die gesamte Pflanze ist essbar. Die Blätter haben einen herbwürzigen, etwas bitteren Geschmack, während die Fruchtstände und Blüten geschmacklich etwas an Champignons erinnern. Die Blätter können roh verzehrt oder auf unterschiedliche Weise in der Küche für leckere Rezeptideen genutzt werden.
Sehr fein geschnitten, sind die jungen Blätter des Spitzwegerichs eine aromatische Zutat für Kräuterquark, Kräuterpesto oder Salate. Sie eignen sich auch für Suppen wie die traditionelle „Gründonnerstagssuppe“, eine Frühlingssuppe aus verschiedenen Wildkräutern.
Für die Ernte wird die Blattrosette mit einem Messer knapp über den Wurzeln abgeschnitten. Wer die Blätter frisch verwenden möchte, sammelt die jungen Austriebe im Frühling vor der Blütenbildung. Die Blätter zum Trocknen werden von Mai bis August geerntet. Das Trocknen sollte schnell erfolgen, damit die Blätter keine schwarzen Flecken bekommen, denn dann können sie nicht mehr genutzt werden.
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