Goldgelb leuchtende Herbstblätter und das mildere Licht erzeugen eine besondere Stimmung in der dritten Jahreszeit. Für manchen Naturliebhaber ist sie schöner als der Sommer, denn es ist nicht mehr so heiß und mit etwas Glück lassen sich noch viele sonnige Tage im Garten genießen. Bäume und Sträucher mit intensiver Herbstfärbung sind aufgrund ihrer Größe oft schon von weitem sichtbar und machen jetzt manchen Spaziergang zu einem besonderen Erlebnis.
Warum verfärben sich die Blätter im Herbst? Die fallenden Temperaturen sind das Signal für die Gehölze, ihrem Laub alle Reservestoffe samt Chlorophyll, also dem Blattgrün, zu entziehen und in ihrem Innern einzulagern. Mit diesen Kraftreserven können sie im nächsten Frühjahr wieder durchstarten. Übrig bleiben gelbe, orangefarbene und rote Blattfarbstoffe, die das Leuchten der Herbstblätter bewirken. Biologisch gesehen also ein Zeichen, dass das Gartenjahr endet und das Überlebenstraining der Pflanzen beginnt.
Die Wachsschicht und die kleinen Blätter sind Strategien, die die Verdunstung von Wasser reduzieren. Wegen der meistens deutlich größeren Blätter würden Laubgehölze im Winter viel zu viel Wasser verdunsten. Bei gefrorenem Boden kann dieser Verlust nicht ausgeglichen werden und die Pflanze würde vertrocknen.
Um Schäden durch Frosttrocknis im Winter zu vermeiden, werfen die sommergrünen Laubgehölze ihre Blätter im Herbst ab. Die Bäume sind Experten im Recyceln: Der Blattfall erfolgt erst, nachdem die Bäume ihnen Nährstoffe entzogen haben, die sie einlagern, um sie im nächsten Jahr wieder zu nutzen.
Natürliche Schwankungen
Die Färbung der Blätter im Herbst ist nicht in bei jeder Pflanze und in jedem Jahr gleich stark ausgeprägt. Sie wird unter anderem vom Boden und vom Standort beeinflusst. Auch die Witterung hat einen Einfluss, denn sonnige warme Tage und kühle Nächte können die Farbintensität verstärken.
Die eindrucksvolle Farbveränderung und der Abwurf der Blätter im Herbst dienen der Vorbereitung auf die kalten Wintermonate. Durch den herbstlichen Laubfall schützen sich die sommergrünen Bäume und Sträucher vor Trocken- oder Kälteschäden in der kalten Jahreszeit. Die große Mehrzahl der Koniferen dagegen ist immergrün, denn ihre Nadeln sind besser gegen niedrige Temperaturen gewappnet: Anders als die Blätter der sommergrünen Laubgehölze haben die Nadeln eine vergleichsweise kleine Oberfläche. Außerdem haben sie eine dicke Wachsschicht.
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Manche Gehölze sind im Sommer eher dezent und unspektakulär, umso eindrucksvoller leuchten ihre Blätter dann aber im Herbst. Es lohnt sich, bei Spaziergängen im Herbst auf außergewöhnlich schöne Herbstfärber zu achten, denn sie können vielleicht auch den eigenen Garten bereichern. Falls Platz knapp ist – von manchem Gehölz, dessen Blätter im Herbst besonders auffallen, gibt es auch kleinere Sorten. Entdecken Sie im Herbst einen hübschen Herbstfärber in einer Baumschule, können Sie ihn auch gleich mitnehmen! Denn der Herbst ist auch die ideale Pflanzzeit für laubabwerfende Gehölze. Sie wachsen jetzt besonders gut an.
In der großen Gruppe der Ahorne (Acer) finden sich viele Arten und Sorten mit prachtvoller Herbstfärbung. Als ob ein Maler seine Farben über ihn ausgegossen hätte, schmückt sich außerdem der etwa zehn Meter hohe Amberbaum (Liquidambar styraciflua) mit einer Palette von Gelb, Orange, Karminrot bis hin zu Aubergine-Tönen.
Neben Ahorn und Amberbaum beeindrucken auch viele andere Laubgehölze mit schönen Herbstfarben: Beispielsweise der Eisenholzbaum (Parrotia persica), der Fächerblattbaum (Ginkgo), der Korkflügelstrauch (Euonymus alatus), der Glanzblattstrauch (Photinia villosa), Linden (Tilia), Magnolien (Magnolia) und Felsenbirnen (Amelanchier) mit schönen Herbstfarben.
Herbstfärbung und Fruchtschmuck des Korkflügelstrauchs strahlen in Rot um die Wette.
[Foto: AdobeStock_roichi tamago]
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So manche Magnolienart hüllt sich dagegen in goldenes Gelb.
Weniger bekannte Herbstfärber sind der Wald-Tupelobaum (Nyssa sylvatica), die Schönfrucht (Callicarpa bodinierii) oder auch verschiedene Blumen-Hartriegel wie Cornus kousa und Cornus florida.
Die kanadische Ebereschensorte Sorbus ‘Dodong‘ ist besonders winterhart, ihr Laub färbt sich im Herbst intensiv und lange anhaltend gelb-orange-rot – ein außergewöhnlicher Baum, dessen gefiederte Blätter im Herbst ein besonderes Highlight sind. Wenn es kleiner bleiben soll, sind der Zwerg-Federbusch (Fothergilla gardenii) und die Prachtglocke (Enkianthus campanulatus) zu empfehlen.
Auch mit Kletterpflanzen, deren Blätter im Herbst prachtvoll leuchten, lässt sich der Farbenzauber der dritten Jahreszeit gut in kleine Gärten holen. Die bis ins Pink spielenden „Laubfinger“ des Fünflappigen Wilden Weines (Parthenocissus quinquefolia) greifen nach Hauswänden oder Rankgerüsten, um sie zu entflammen. Die Farbenpracht entfaltet sich umso stärker, je kühler die Nächte sind.
Selbst manches von Natur aus rotlaubige Gehölz zeigt jetzt, dass seine Blätter im Herbst noch mehr können: Roter Perückenstrauch (Cotinus coggygria ‘Royal Purple‘) und Roter Judasbaum (Cercis canadensis ‘Forest Pansy‘) tragen übers Jahr schon rotes Laub. Aber mit der Herbstfärbung fängt es richtig zu brennen an.
Atemberaubend schön ist die herbstliche Farbenpracht in den Wäldern an der Ostküste Nordamerikas. Der sogenannte „Indian Summer“ (vergleichbar mit unserem Altweibersommer) lockt dort unzählige Touristen an. Der Begriff Indian Summer bezeichnet eine warme und sonnige Phase im Herbst. Bei den Laubgehölzen in unseren Wäldern ist die Farbveränderung der Blätter im Herbst nicht so deutlich zu sehen. Die große Vielfalt der Baumarten in den nordamerikanischen Wäldern ist der Grund dafür, dass die herbstliche Farbenpracht dort so spektakulär ist.
Dies hat mit den Eiszeiten und deren Folgen zu tun: In Europa wurden, anders als in Nordamerika, viele Baum- und Straucharten durch die Eiszeiten verdrängt. In Nordamerika konnten die Gehölze den vorrückenden Eismassen aus dem Norden besser nach Süden “entkommen“, denn die Rocky Mountains verlaufen von Nord nach Süd.
Ganz anders war die Situation in Europa: Hier verlaufen die Alpen, die Pyrenäen und andere Gebirge in Ost-West-Richtung. Sie bildeten während der Eiszeiten eine Barriere, die vielen Gehölzen den Weg in den wärmeren Süden versperrte.
Wo der Ginkgo überlebt hat
Die Eiszeiten haben auch dazu geführt, dass in Europa Baumarten ausgestorben sind, die in wärmeren Teilen der Welt überleben konnten – wie der Ginkgo, der später als Gartengehölz nach Europa zurückkehrte. Weithin sichtbar sind seine markant geformten Blätter im Herbst, wenn sie sich leuchtend goldgelb färben.
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