Erst der Pilz, jetzt auch noch der Zünsler – viele Gartenbesitzer müssen sich wehen Herzens vom Buchsbaum trennen. Die Versorgung des Patienten ist zu aufwändig, immerwährender Chemie-Einsatz nicht Sinn der Sache. Gefragt ist jetzt ein guter Buchsbaum-Ersatz: Für Kugeln und Kegel kennen wir schon Japan-Ilex und Eibe – doch welche Heckenpflanzen eignen sich für schmale Einfassungen und feine Bordüren?
Manche Vorgänge im Freien lassen uns Gärtner unbeeindruckt, andere treffen dagegen genau in die grüne Magengrube: Der Blattfall beim Buchsbaum war so ein Schock! Bis vor gut zehn Jahren galt Buxus als geradezu unverwüstlich. Egal, ob pralle Sonne, tiefer Schatten, Lehmboden oder trockener Sand – jede Situation hielt die immergrüne Heckenpflanze aus. Doch dann fielen die Blätter durch Cylindrocladium buxicola, und das Drama war im Garten angekommen.
Buchsbaum-Triebsterben zeigt sich schnell bei lang andauernder Blattfeuchte und warmem Sommerwetter, und gerade Gartenbesitzer mit einer automatischen Rasenbewässerung, die ihr Nass auch auf angrenzende Buchshecken spritzte, mussten als Erste Pflanzen opfern.
Was hat man nicht alles versucht! Mühsam über Jahrzehnte gezogene Buchskugeln wurden beim Beregnen mit Plastikfolie abgedeckt, das Laub mehrmals im Jahr mit systemischen Fungiziden vor dem Blattpilz geschützt. Auch der Verzicht auf eine Düngung – denn hungernder Buchs wird durch sein festeres Pflanzengewebe seltener krank – und das Bestäuben mit Algenkalk waren grüne Triebspitzen, an die man sich mit Zuversicht klammern konnte.
Doch dann kam noch der Zünsler hinzu! Das tückische Insekt – ein nachtaktiver Falter, der uns per Pflanzenimport aus Ostasien über Italien erreichte – rafft scheinbar „über Nacht“ ganze Hecken dahin. Viele Wochen bleibt er im Inneren der Buchsbäume unentdeckt, man sieht seine Raupen erst auf der Außenseite, wenn alle schattiger liegenden Blätter aufgefressen sind.
Gerade für Formschnitt-Liebhaber oder Bauerngartenfans ist der Schock groß und ein Aufrüsten gegen den neuen Feind nötig: Insektizide mit systemischer Wirkung oder das Ausbringen von Bacillus thuringiensis mit dem Mittel Raupenfrei Xentari werden mehrmals im Jahr notwendig. Lockstofffallen dienen dabei der Kontrolle der Zünsleraktivität.
Doch Not macht erfinderisch, und so kommen auch Hochdruckreiniger zum Einsatz, die auf niedriger Stufe die Raupen aus dem Inneren auf unter gelegte alte Gardinen spülen. Manche leihen sich zum Beispiel auch Industriestaubsauger und holen damit die Raupen aus der Hecke. Nisthilfen für stets hungrige Spatzen oder das Ausleihen von Nachbars Hühnern als Anti-Zünsler-Truppe sind ebenfalls gute Ansätze. Doch wie oft im Jahr ist man zu solchen Mühen bereit?
Viele Gärtner haben bereits den Kampf aufgegeben und setzen nun doch lieber auf Ersatzpflanzen für den geliebten Buxus. Für große Kugeln, Zylinder und Kegel haben sich seit Langem Japan-Ilex und Eibe, Spindelstrauch und Lebensbaum bewährt. Doch welche eignen sich bloß für niedrige Hecken und Bordüren?
Der Buchs ist schnittfest, erträgt arme Sandböden und so viel Schatten, dass er auch unter Bäumen und auf dunklen Hinterhöfen brilliert. Ist dafür ein repräsentativer Ersatz zu finden? Experten sind sich einig: Einen Star wie den Buchs gibt es kein zweites Mal.
Doch wenn wir mit veränderten Sehgewohnheiten eine Alternative suchen, werden wir in der Erfolg versprechenden Riege der Nachwuchsdarsteller sicher schnell fündig. Warum sollte man eine schmucke Bordüre im Blumengarten zukünftig nicht mit dem charmanten Nadelgrün von Lebensbaum oder Eibe bestücken?
Die Eibe (Taxus baccata)zeigt sich winterhart, schnittfest und so schattentolerant wie der Buchs. Doch die bekannten Sorten eignen sich nur für hüft- bis mannshohe Hecken. Für kleine Bordüren wählt man besser neue Auslesen wie ‘Renke’s Kleiner Grüner’, ‘Schwarzgrün’ oder ‘Selektion Kordes’ (Taxus media). Ihr Trick: Weil die Pflanzen ohne Mitteltrieb wachsen, verzweigen sie sich besser und bleiben schön niedrig.
Japan-Ilex (Ilex crenata)ist ein recht schattenverträglicher, viel beworbener Ersatz und sieht dem Buchsbaum von allen Ersatzpflanzen am ähnlichsten. Leider hat Ilex crenata zwei große Nachteile: Er ist nicht immer ganz frosthart und braucht saure Erde wie Rhododendron. Auf Kalk- oder Lehmboden versagen die Pflanzen, zeigen kaum Wurzelwachstum.
Bei Einzelpflanzen kann man den Standort mit Sand, Nadelerde oder Torf aufwerten – für meterlange Einfassungen ist das wohl zu viel Aufwand. Jährlich gibt es neue Sorten, denn viele Baumschulen möchten beim lukrativen Geschäft dabei sein. Für kleine Bordüren sind ‘Glorie Gem’ und ‘Glorie Dwarf’ die beste Wahl. ‘Dark Green’ wächst übermannshoch und eignet sich daher eher für hüfthohe Hecken.
Der Spindelstrauch (Euonymus japonicus)ist mit der Sorte ‘Green Rocket’ ebenfalls ein interessantes Nachwuchstalent für sonnige bis halbschattige Lagen. Sein glänzendes, buchsähnliches Blatt kann in strengen Wintern zurückfrieren, treibt aber dann Anfang Mai wieder gut durch. Frosthärter ist die Art Euomymus fortunei, die mit ‘Emerald Gaiety’ und ‘Emerald‘n Gold’ für Farbe im Garten sorgt.
Interessant für alle Bodentypen in Sonne bis Halbschatten: Zwerg-Liguster ‘Lodense’ (Ligustrum vulgare) ist zwar nur wintergrün, lässt sich aber einfach als niedrige Einfassung schneiden. Sein ansprechendes, helles Grün und der günstige Preis sprechen zusätzlich für ihn. Eigene Pflanzen lassen sich leicht über Steckhölzer oder Stecklinge heranziehen. Durch seine Frosthärte ist er ein guter Buchsersatz in winterkalten Höhenlagen.
Ihr Buchs ist noch gesund? Und brauchen Sie mehr Pflanzware? Dann sollten Sie Ihren eigenen Bestand über Stecklinge vermehren: Fingerlange Triebspitzen werden unten angeschnitten, 3 cm hoch entblättert und mit dem kahlen Stängelende am halbschattigen Platz in den Boden gesteckt.
Vorsichtig angießen und stets leicht feucht halten. Eine aufgelegte, durchsichtige Folie (Malerfolie aus dem Baumarkt) sorgt für feuchte, „gespannte“ Luft und verbessert das Ergebnis. So lässt sich auch Euonymus vermehren.
Buchsbaum ohne Chemie schützen – geht das?Erst das Buchssterben (Cylindrocladium buxicola), jetzt der gefräßige Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) – viele graben frustriert ihre Buchshecken aus! Doch Manfred Lucenz und Klaus Bender wollen ihren Formschnitt und die vielen Einfassungen nicht aufgeben: Die beiden versierten Gärtner und Buchautoren schützen ihre Buchspflanzen durch mehrmaliges, kräftiges Stäuben mit Algenkalk.
In ihrem Garten wirkt die Behandlung gegen den Pilz, hindert die Falter am Ablegen der Eier und die Raupen am Fressen der Blätter – ein sehr spannender Ansatz! Schauen Sie auf www.lucenz-bender.de – dort gibt es einen Link zum informativen Fernsehbeitrag „Die Buchsbaumretter“ im WDR. Mehr Infos zu beiden Krankheiten finden Sie auf www.gartenflora.de unter den Suchbegriffen „Buchssterben“ und „Buchsbaumzünsler“. Beratung bietet auch das Pflanzenschutzamt Ihres Bundeslandes.
Björn Ehsen ist Gärtnerischer Leiter an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn.
Herr Ehsen, wie sind Sie dem passenden Buchs-Ersatz auf der Spur?
Wir haben auf unseren Versuchsfeldern in Bad Zwischenahn viele verschiedene Gattungen in lange Reihen gesetzt und schneiden sie zweimal im Jahr sehr stark. Nur so können wir ihre Eignung für kleine, schmale Einfassungen herausfinden – das war ja eine Stärke des Buchsbaums.
Welche Sorten sind Ihre Favoriten?
Ilex crenata ‘Glorie Gem’ und ‘Glorie Dwarf’ bleiben klein und lassen sich gut schneiden. Ilex aquifolium ‘Heckenzwerg’ oder Ilex x meserveae ‘Little Pirate’ sind ebenfalls schwachwüchsig.
So viel Schatten wie der Buchs verträgt nur Taxus: Die Sorte ‘Renke’s Kleiner Grüner’ eignet sich für Bordüren. Euonymus japonicus ‘Green Rocket’ sieht recht ähnlich aus wie Buchs und hat einen aufrechten Wuchs – gut für schmalen Schnitt.
Gibt es noch weitere Alternativen?
In England ist Teucrium x lucidrys, der Gamander, sehr beliebt. Die Staude könnte auch bei uns in sonnigen Lagen funktionieren.
Neu auf dem Markt ist Rhododendron micranthum ‘Bloombux’ – eine niedrige und schnittfeste Kreuzung aus Wildformen, die in normaler Gartenerde gedeiht und Anfang Juni in hellem Rosa aufblüht.
Auch der Lebensbaum ist sehr spannend: Thuja occidentalis ‘Mecki’ wird schon seit über 20 Jahren sehr erfolgreich im Großen Garten von Hannover als Buchsersatz gepflanzt.
Kein Laub, sondern Nadeln?
Warum nicht? Es wird Zeit umzudenken, denn einen 100%igen Ersatz für den immergrünen Alleskönner gibt es nicht. Die Alternativen sind zahlreich – doch sollte man sie vorher gut nach den Boden- und Klimaverhältnissen im eigenen Garten aussuchen.
Kleine Bordüren
Von ‘Green Rocket’ bis ‘Emerald Gaiety’ zeigen wir sechs Sorten, die niedrig und dicht wachsen. Wichtig: Gleich nach der Pflanzung werden sie in Höhe und Breite beschnitten, damit sie sich von Anfang an gut verzweigen. Kompost reicht als Dünger, später wird jährlich zweimal geschnitten.
Mittelhohe Einfassungen
Von ‘Blondy’ bis ‘Tiny Tim’ reicht die Auswahl für Hecken bis Kniehöhe. Die Sorten ‘Little Rascal’, ‘Nana’ und ‘Tiny Tim’ lassen sich mit mehr Schnittaufwand auch zu kleinen Bordüren formen. Schnurnägel, Maurerschnur und eine Schlauchwaage sorgen für exakte Ausmaße.
Robuste und edle Neuheit als Buchsbaum-Ersatz zum Bestellen
Ilex crenata ‘Luxus Globe’: Die Blätter sind wie beim Buchs dunkelgrün, glänzend und flach. Diese Sorte wird meist ca. 60 cm hoch und 50 cm breit. Dieser Berg-Ilex gilt als sehr pflegeleicht, krankheitsresistent und gut winterhart. Als 25 cm großes Exemplar im 3-l-Topf stehend, kann er zum Preis von 17,99 € ab sofort geliefert werden.
Lichtblick: Der Gelbe Kugel-Lebensbaum ‘Mirjam’ (Thuja occidentalis) wächst ohne Schnitt zur hüfthohen Halbkugel, lässt sich aber gut mit der Schere klein halten. Wie alle Lebensbäume braucht er einen vollsonnigen Standort, gedeiht dafür aber auf jedem Boden.
Die Heckenmyrthe ‘Maigrün’ (Lonicera nitida) wurde anfangs gern als Ersatz genommen, eignet sich aber nur für breite und kniehohe Einfassungen.
Lavendelblättriger Salbei (Salvia lavandulifolia) duftet und schmeckt gut, wirkt in wintermilden Gebieten als klassische Einfassung in heißen und sehr trockenen Südlagen.
Im Großen Garten in Hannover wächst Thuja ‘Mecki’ schon seit 20 Jahren als gesunde Bordüre. Die anderen Beete, früher mit ‘Blauer Heinz’ (Buxus sempervirens) bepflanzt, werden jetzt wieder mit der alten Sorte ‘Herrenhausen’ bestückt – die Buxus microphylla-Sorte zeigt sich pilzfester.
Die Japanische Stechpalme ‘Dark Green’ (Ilex crenata) ist eine neue Sorte aus den Niederlanden. Im barocken Schlossgarten von Het Loo sind mit ihr 27 Kilometer Buchsbaumbordüren ersetzt worden. In Form und Farbe ist sie dem Buxus sehr ähnlich und für mittelhohe Einfassungen eine prima Wahl. Für kleine Bordüren wächst sie zu stark und macht viel Arbeit.
Warum nicht mal richtig Farbe im Garten einsetzen? Mit dem gelbbunten Spindelstrauch ‘Emerald’n Gold’ (Euonymus fortunei) beispielsweise gelingt die fröhliche und frostfeste Einfassung eines Gartenweges ganz einfach. Wer es lieber weißpanaschiert mag, wählt die Sorte ‘Emerald Gaiety’. Beide wachsen auf jedem Standort, im Halbschatten werden die Farben blasser und subtiler.
Neustart: Buxus raus und Taxus ‘Renke’s Kleiner Grüner’ rein: Nach vier Jahren ist im Vorgarten – siehe Foto rechts – eine richtig schmucke Einfassung entstanden.
Formenvielfalt: Japan-Ilex ‘Convexa’ lässt sich bestens als große Halbkugel, aber auch als Zylinder oder spitzer Kegel schneiden. Ende Juni und Ende September an einem bedeckten Tag ist Zeit für den Friseurtermin.
Auch für buchstypische Kugeln und freie Formen lässt sich Ilex crenata ‘Glorie Dwarf’ gut verwenden. Schauen Sie doch in Ihrer Baumschule vor Ort nach entsprechenden Größen und der Buchsbaum-Ersatz ist gefunden.
Arne Janssen
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