Unter Formschnitt versteht man die Kunst, Gehölzen durch besondere Schnitttechniken ein architektonisches, ornamentales oder figürliches Aussehen zu verleihen. Der Formschnitt hat im Gartenbau eine lange Tradition. Die schon vor 2.000 Jahren im alten Rom bekannte Kunst erlebt in jüngster Zeit eine Renaissance. Denn Formgehölze haben nicht nur eine besondere Ausstrahlung, sie kommen auch dem derzeitigen Trend zum kleinen, aber feinen Garten entgegen.
Formschnitt gibt den Gehölzen im Garten das besondere Etwas. Mit ein wenig Geduld und Geschick können Sie solche Kunstwerke selbst schaffen. Bei der Auswahl der Formen sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt: Nicht nur einfache geometrische Kasten-, Kugel- oder Kegelformen sind möglich, sondern auch kunstvoll geschnittene Spiralformen und sogar Phantasie- oder Tierfiguren – ein Hase aus Buchsbaum, Kegel und Kugeln aus Eiben oder Heckenbögen aus Hainbuche.
Der Formschnitt (englisch ‚Topiary‘) ist die Kunst, lebende Pflanzen durch regelmäßigen Rückschnitt in geometrische, abstrakte oder figürliche Formen zu bringen. Schon in der Antike wurden Gehölze formiert und Formschnitte vorgenommen. Pflanzen werden durch das Schneiden in ihrem Wachstum begrenzt, was gerade für die Besitzer kleiner Gärten sehr wichtig ist.
Sowohl in der französischen Gartentradition …
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… als auch in der englischen spielen Formgehölze eine Rolle.
Dazu kommen die vielen gestalterischen Möglichkeiten, die der Formschnitt von Gehölzen bietet: Mit geschnittenen Hecken lassen sich zum Beispiel Gartenräume einfassen, sie dienen als Sicht- und Schallschutz, grenzen den Nachbargarten ab oder schaffen einen ruhigen Hintergrund für bunte Blumenbeete. Solitärpflanzen, sparsam eingesetzt, sind Blickfänge im Garten. Je nach Schnittform erzeugen Sie mit Formschnittgehölzen Ruhe oder Bewegung. So wirken Kugeln oder Quader statisch, Hecken mit wellenförmigen Kronen und spindelförmige Figuren hingegen dynamisch. Kontraste erzeugen Sie zum Beispiel durch die Kombination von runden mit eckigen oder schmalen mit breiten Formen.
Neben dem Buchsbaum eignen sich auch viele andere immergrüne Gehölze für den Formschnitt, zum Beispiel Stechpalmen, Kiefern oder Wacholder. Eiben sind ebenfalls sehr schnittverträglich und gehören zu den klassischen Formgehölzen. Vor allem in alten englischen Gärten und Parkanlagen sind sie manchmal noch als mehrere Meter hohe, liebevoll über Generationen gepflegte Prachtexemplare zu bestaunen.
Lorbeer, Zypresse und Ionischer Liguster stammen aus dem Mittelmeerraum. Diese Gehölze eignen sich ebenfalls zum Formschnitt. Leider sind sie nur bedingt winterhart. Man kultiviert sie im Kübel und überwintert sie geschützt. Auch mediterrane Halbsträucher, zum Beispiel Echter Gamander, Lavendel und Heiligenkraut lassen sich mit der Schere in Form bringen. Sie machen als Einfassungspflanze eine gute Figur. Frostschäden sollten Sie einkalkuliern.
Pflanzen haben das Bestreben, in die Höhe zu wachsen. Genauer: Die Entwicklung der Seitentriebe wird durch die Gipfelknospe gehemmt. Diese pflanzenphysiologische Gesetzmäßigkeit nennt sich Apikaldominanz. Für den Formschnitt ist sie von großer Bedeutung: Wenn Sie den Mitteltrieb einer Pflanze entfernen, wachsen die Seitentriebe in die Höhe. Später treiben die schlafenden Augen des abgeschnittenen Mitteltriebs aus.
Kappen Sie regelmäßig die Spitzen, nimmt die Zahl der Triebe schnell zu und das Gehölz wird immer dichter. Sie unterstützen so das Breitenwachstum und nehmen Einfluss auf die Höhe der Pflanzen oder einzelne Partien.
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Doch wie entstehen nun Kugel, Kegel oder Figur? Zunächst legen Sie mit dem sogenannten Gestaltungsschnitt die grobe Form fest. Wählen Sie dafür eine junge Pflanze aus, die vom Wuchs her zur gewünschten Form passt.
Der beste Schnittzeitraum für einen Formschnitt an immergrünen Gehölzen ist im Mai und Juni, denn jetzt sind die Pflanzen im Haupttrieb. Wichtig: Schneiden Sie lieber öfter wenig als einmal zu viel. Es dauert mehrere Jahre, bis Fehler ausgewachsen sind. In den folgenden Jahren sorgen Sie mit dem Erhaltungsschnitt für eine immer dichter werdende Verzweigung und für schöne Konturen.
Vogelschutz beachten!
Bei kleinen Buchskugeln ist es zwar unwahrscheinlich, dass darin ein Vogel genistet hat – dennoch sollten Sie vor jedem Schnitt nachsehen notfalls den Schnitt ausfallen lassen. Leichte Rückschnitte der Formgehölze und Hecken sind von 1. März bis zum 30. September zwar in Ordnung, das Bundesnaturschutzgesetz verbietet aber jegliche größeren Schnittmaßnahmen wie das Auf-den-Stock-Setzen.
Soll eine ältere Pflanze umgestaltet werden, bestimmen Sie mit einem Verjüngungsschnitt im Frühjahr ihre neue Form. Später muss regelmäßig der frische Jahresaustrieb zurückgenommen werden, damit die Pflanze ihre endgültige Gestalt erhält. Wie oft geschnitten wird, ist von der Wuchsgeschwindigkeit abhängig. Je schneller das Gehölz wächst, desto häufiger müssen Sie schneiden. Doch wer sich so intensiv mit einer Pflanze beschäftigt, wird bald ein Gespür dafür bekommen.
Zum Formen von Gehölzen und Halbsträuchern benötigen Sie verschiedene Schneidewerkzeuge: Die Handheckenschere mit langen Griffen und Scherenblättern gehört zur Grundausstattung. Arbeitserleichterung verspricht die elektrische Heckenschere. Geräte mit kurzen Schneidbalken eignen sich für Einfassungen und kleinere Formen, Scheren mit langen Balken für Hecken und größere Flächen.
Beim Buchsbaumschnitt kommt oft die Schafschurschere zum Einsatz. Der Vorteil beim Formschnitt des Gehölzes: Man kann sie einhändig führen, da die Scherenblätter über eine Feder verbunden sind. Bei kleineren Schnittarbeiten haben sich Rasenkantenscheren bewährt. Für einen exakten Schnitt sind Richtschnur, Wasserwaage, Zollstock und Senklot hilfreich. Mit selbstgebauten Schablonen aus Latten und Maschendraht oder vorgefertigten Drahtformen werden die Figuren besonders exakt.
Pflanzen mit hellen Blüten, zum Beispiel weiß oder gelb blühende Zwiebelblumen, kommen vor dem dichten, grünen Nadel- oder Blätterkleid der Formgehölze besonders gut zur Geltung. Immergrüne Gräser, wintergrüne Elfenblumen und spätblühende Stauden wie Fetthennen bilden sogar im Winter einen schönen Kontrast zu den klaren Konturen der Formgehölze.
Stauden mit grau behaarten oder silbrigen Blättern, beispielsweise Wollziest oder Lavendel, sind ebenfalls interessante Begleiter. Schöne Effekte lassen sich auch erzielen, wenn man Formgehölze mit Funkien oder anderen großblättrigen Stauden kombiniert.
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