Bei mehrjährigen Kletterpflanzen denken die meisten an Efeu und Wilden Wein, Gartenfreunde vielleicht auch an Blauregen und Clematis. Dabei gibt es neben diesen Hauptarten noch eine Vielzahl anderer Gerüstkletterer und Selbstklimmer, die gerade im Sommer mit ihrer Farb- und Formenvielfalt begeistern. Und manche Vertreter beeindrucken nicht nur mit ihrem dekorativen Wuchs und Blütenschmuck – sie locken auch mit leckeren Früchten.
Mehrjährige Kletterpflanzen – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
Kletterkünstler erobern die dritte Dimension auf eine besondere Weise und können deshalb mit wenig Standfläche eine große Wirkung erzielen. Genau das macht sie so interessant für die Verwendung in kleinen Gärten, auf dem Balkon und überall dort, wo ein lebendiger Schmuck gewünscht ist. Je nach Einsatzzweck können Sie winterharte, verholzende Arten pflanzen oder einjährige Kletterpflanzen aus Samen ziehen, wie zum Beispiel die Schwarzäugige Susanne.
Wenn es der Platz im Garten zulässt, lohnt es sich, eine Laube zu gestalten und so geradezu paradiesische Verhältnisse zu schaffen. Hier sitzt es sich dann wunderbar lauschig – gut geschützt vor Sonne, Wind und neugierigen Blicken. Die leichte, an den Seiten mit Holz- oder Metallgittern versehene Konstruktion wird nur allzu gerne von einem duftendem Geißblatt oder einer überreich blühenden Clematis umrankt. Auch die romantischen Ramblerrosen sind aufgrund ihrer langen, biegsamen Triebe und der zahlreichen Blütenbüschel für die Begrünung geradezu prädestiniert.
Die von Weinreben umrankte Pergola war schon in der Antike sehr geschätzt – neben einem schattigen Plätzchen bietet sie zudem auch noch eine Vielzahl saftig-süßer Trauben. Damit kommen Sie einer Schlaraffenland-Fantasie schon ziemlich nahe, denn die Früchte wachsen verlockend nah – gewissermaßen fast in den Mund. Wer es etwas exotischer mag, kann auch andere Kletterobst-Arten pflanzen, zum Beispiel die beliebte Mini-Kiwi.
Köstliche Kletterer: Von diesen Pflanzen ist gut naschen
Dekorative Himmelsstürmer gibt es in allen Formaten. Die Pfeifenwinde ist zum Beispiel eine der schönsten, winterharten Kletterpflanzen für Fassaden und Pergolen. Sie bildet mit großen, dachziegelartig übereinander liegenden Blättern dichte Laubwände von ornamentaler Schönheit und wächst schleppenartig überhängend weiter.
Anders als den mächtigen Blauregen kann man die Pfeifenwinde ohne Weiteres neben dem Regenrohr platzieren. Denn sie hat erstaunlich zarte Triebe, von denen keine Gefahr für die Objekte ausgeht, die sie umwickelt. Wenn es einen Wermutstropfen gibt, dann den folgenden: Aristolochia macrophylla hat große Blätter und benötigt daher viel Wasser, um die ganze Saison über makellos auszusehen.
Clematis sind bezaubernde Rankpflanzen, die auch auf dem Balkon oder der Terrasse eine gute Figur machen. Ihre Blattstiele winden sich sowohl um senkrechte als auch waagrechte Kletterhilfen. Nicht alle Arten sind gleich gut geeignet: Relativ schwachwüchsig und deshalb balkontauglich sind die meisten großblumigen Hybriden, zum Beispiel die Sorte ‘Nelly Moser’. Auch von Clematis viticella (Italienische Waldrebe) gibt es viele Züchtungen, die in einem Pflanzgefäß bestens gedeihen und dabei eher kompakt bleiben.
Das kraftstrotzende Geißblatt kann ebenfalls auf dem Balkon gepflanzt werden, sofern es einen Schutz vor der prallen Mittagssonne erhält. Die Sorte ‘Dropmore Scarlet‘ (Lonicera brownii) ist reichblühend und bleibt vergleichsweise klein. Auch romantische Mini-Kletterrosen kommen im Kübel bestens zur Geltung, zum Beispiel die Starlet®-Rosen von Tantau.
Wer ein exotisches Ambiente liebt, liegt mit der Blauen Passionsblume genau richtig. Ihre außergewöhnlichen Blüten sind bis in den Herbst hinein eine Augenweide, völlig winterhart ist sie aber leider nicht. Befindet sich die Kletterhilfe direkt am Topf, können Sie die Pflanze sogar ohne Rückschnitt leicht im Haus überwintern.
Tipp: Wählen Sie für alle Kletterer auf dem Balkon ein Pflanzgefäß, das mindestens 20 Liter fasst, und verwenden Sie eine hochwertige Kübelpflanzenerde. Ein Topf mit einem Rankgerüst bietet eine große Angriffsfläche für Winde – sichern Sie ihn also ausreichend vor dem Umfallen.
Deutscher/botanischer Name | Eigenschaften | Klettertyp |
Immergrünes Geißblatt (Lonicera henryi) | schöne Blüten ab VI, auch für schattige Plätze | Schlinger |
Blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) | Außergewöhnliche Blüten, Dauerblüher, Überwinterung im Garten nur in milden Regionen | Ranker |
Efeu (Hedera helix) | immergrüner Blattschmuck, schwarze Früchte | Wurzelkletterer |
Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla) | sommergrüner Blattschmuck, dezente Blüte | Schlinger |
Fünflappiger Wilder Wein (Parthenocissus quinquefolia) | intensive Herbstfärbung, zierende Früchte | Haftscheiben-, Sprossranker |
Chinesischer Blauregen (Wisteria sinensis/floribunda) | blaue, rosa oder weiße Blütentrauben ab V | Schlinger |
Waldreben (z. B. Clematis montana/tangutica/texensis) | Blütenglocken/-sterne von IV bis X je nach Art | Blattstielranker |
Kletterrosen (Ramblerrosen) | reicher Blütenflor ab VI | Spreizklimmer |
Trompetenblume (Campsis radicans) | Blütentrompeten in Rot oder Gelb ab VII | Wurzelkletterer |
Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) | Winterblüher in Gelb von XII bis III | Spreizklimmer |
Kletter-Hortensie (Hydrangea petiolaris) | Weißblüher auch für den Vollschatten ab VI | Wurzelkletterer |
Echter Wein (Vitis vinifera) | leckere Weintrauben ab IX | Sprossranker |
Strahlengriffel, Kiwi (Actinidia arguta) | kleine, süßsaure Früchte ab IX | Schlinger |
Ob Spalier- und Drahtseil-Systeme mehr horizontal, vertikal oder sogar diagonal verlaufende Streben haben sollten, hängt von der jeweiligen Kletterpflanze beziehungsweise von ihrer Art des Kletterns ab. Die so genannten Gerüstkletterer (Ranker, Schlinger und Spreizklimmer) benötigen unbedingt eine Konstruktion, an der sie sich festhalten können, Selbstklimmer können hingegen Mauern und Fassaden direkt bewachsen. Vom verzinkten Draht aus dem Baumarkt bis hin zum Edelstahl-Seilsystem aus der Profi-Szene gibt es die passende technische Lösung für jede Art von Fassadenbegrünung.
Die meisten Kletterpflanzen benötigen auch auf dem Balkon eine passende Unterstützung. Ein Gerüst an der Hauswand, ein Rankgitter an Blumenkästen oder Spaliere aus dem Handel sorgen bei winterharten Arten für einen stabilen Halt.
Für sehr stark wachsende Schlinger, wie den repräsentativen Blauregen, den Baumwürger und erst recht den Schlingknöterich, gelten besondere Anforderungen. In diesem Fall muss unbedingt ein starker Unterbau her.
Bauwerksschäden sind übrigens an intakten Fassaden kaum zu befürchten. Die Kunst besteht allerdings darin, die Fassadengröße und Wuchsstärke der favorisierten Kletterpflanze richtig einzuschätzen.
Die Wuchseigenschaften von Kletterpflanzen
Selbstklimmer wie zum Beispiel Efeu halten sich mit Haftwurzeln oder Haftscheiben selbstständig an der Unterlage fest. An wasserabweisenden Putzen und sehr glatten Oberflächen finden sie allerdings keinen ausreichenden Halt. Sie benötigen dann eine Kletterhilfe.
Ranker bilden spezielle Greiforgane aus, mit deren Hilfe sie sich an Spanndrähten oder Spalieren anheften. Einige Arten entwickeln Sprossranken (Echter Wein), andere halten sich mit Blattstiel-Ranken (Waldrebe) fest. Die Stützen können waagerecht, senkrecht oder diagonal verlaufen.
Schlinger wie Geißblatt, Blauregen, Pfeifenwinde, Kiwi oder Schlingknöterich klettern durch windende Bewegungen ihrer Triebe. Sie sind auf eher dünne, senkrechte Kletterhilfen angewiesen, ein paar Querstreben als „Abrutschsicherung“ sind sinnvoll.
Spreizklimmer, beispielsweise Kletterrosen, stemmen sich mit stacheligen oder langen, sparrigen Trieben in die Höhe. Sie haben keine speziellen Haftorgane wie Haftwurzeln oder Blattstielranken. Der Halt entsteht, indem die relativ steifen Triebe sich an der Kletterhilfe verspreizen. Sie benötigen horizontal verlaufende Gerüste.
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