Wenn der Garten ruht, haben wir endlich Zeit, unseren Obstbäumen ein paar Extra-Pflegeeinheiten zu gönnen. Zur Baumpflege im Winter gehören unter anderem Maßnahmen gegen Pflanzenschädlinge und zum Schutz der Rinde, um das Eindringen von Krankheitserregern durch Frostrisse zu vermeiden.
Um ihnen auf die Spur zu kommen, hilft eine Lupe. Suchen Sie vor allem in Rindenritzen, an Verzweigungen und am geringelten Fruchtholz nach den Eigelegen von Obstbaumspinnmilbe (orange) und Apfelblattlaus (schwarz). Werden Sie fündig, können Sie die runden bis ovalen Eier mit einer Drahtbürste vorsichtig abbürsten, jedoch ohne den Baum dabei zu verletzen. Sind es zu viele Eier, planen Sie für den März eine Austriebsspritzung ein.
Mit einem Baumkratzer oder Rindenschaber, einer Drahtbürste oder einem Lack- oder Farbschaber werden die lockeren Borkenschuppen von Stämmen und dicken Zweigen älterer Kernobstbäume entfernt. Dabei beseitigt man auch Flechten, Moose und unter der Borke überdauernde Schädlinge wie den Apfelwickler. Legen Sie vorher ein altes Laken unter den Baum. Achtung: Stamm und Zweige junger Bäume werden nicht gebürstet!
Das leimige Papier bzw. der Leimanstrich zum Abfangen der Frostspanner bleibt bis zum Austrieb am Baumstamm. Erneuern Sie ihn, wenn er nicht mehr klebrig ist.
Ein weißer Kalkanstrich schützt vor Wildverbiss und Frostrissen. Tragen Sie den Anstrich bei frostfreiem Wetter mit einem breiten Pinsel auf den Stamm und bei jungen Bäumen auch auf die Äste auf. Erneuern Sie regelmäßig den Anstrich, denn Niederschläge waschen ihn nach und nach ab. Ein weiterer Vorteil der weißen Tünche: Die Bäume treiben im Frühjahr später aus, und Spätfrostschäden der Blüte lassen sich vermeiden. Ist kein Kalkanstrich zur Hand, schützen auch Reisig oder Schilfmatten die Stämme junger Bäume vor Frostschäden.
Sie sehen erst einmal besorgniserregend aus, sind aber dort, wo dicke Äste entfernt wurden, normal. Hier hat sich der Baum abgenabelt und versorgt das Gewebe nicht mehr. Das verrottet, und in den entstehenden Löchern nisten Fledermäuse und Höhlenbrüter wie Meisen und Spechte. Aber: Behalten Sie einen solchen Baum im Blick, denn auch baumzersetzende Pilze können einziehen und den Baum gefährden.
An alten Bäumen sieht man die Konsolen von Zottigem Schillerporling, Schwefelporling und Pflaumen-Feuerschwamm öfter mal. Wenn sie erscheinen, haben sie den Baum schon mit ihrem Myzel durchzogen und zersetzen das Holz langsam. Vorbeugend Wunden und Frostrisse vermeiden und die Fruchtkörper entfernen, um eine Ausbreitung auf andere Bäume zu vermeiden. Obstbaumkrebs In der Regel können Bäume größere Wunden gut selbst verschließen. Dringt jedoch der Obstbaumkrebs ein, hält der Pilz die Wunden offen. Typisch sind die die dicken Überwallungswülste um die ehemalige Verletzung. Vorbeugend Wunden durch Astbrüche oder Schnittmaßnahmen versorgen und gegen Frostrisse kalken. Befallsstellen bis ins gesunde Holz zurückschneiden.
Frostige, klare Wintertage können für den Baum gefährlich werden, denn starke Temperaturschwankungen setzen der Rinde zu: Während die der Sonne zugewandte Seite der Bäume tagsüber erwärmt wird, liegt die gegenüberliegende Seite noch im Schatten und ist gefroren. Als Folge kann es durch die Spannungen im Holz zu Rindenrissen kommen, die den Baum schwächen. Auch durch zu starke Sonneneinstrahlung kann die Rinde reißen. Über die dadurch entstehenden Wunden gelangen Bakterien, Pilze und Schädlinge in den Baum. Junge Bäume und Bäume mit glatter Rinde wie Pflaume, Kirsche, Pfirsich und Walnuss sind besonders gefährdet. Ältere Apfel- und Birnenbäume haben dagegen eine dicke, temperaturausgleichende Borke. Ein weißer Kalkanstrich am Stamm reflektiert das Sonnenlicht. Er verhindert eine zu starke Erwärmung und reduziert dadurch die Temperaturunterschiede im Holz.
Die meisten Obstgehölze vertragen den Schnitt an kalten Tagen sehr gut. Nur ab minus zehn Grad kann das Holz so spröde werden, dass es beim Schneiden bricht oder ausreißt. Das wäre schlecht für die Verheilung. Ansonsten können Sie die Winterzeit nutzen, um Apfel, Birne, Pflaume, Süß- oder Sauerkirsche zu erziehen.In Spätfrostlagen ist es aber sinnvoll, den Fruchtholzschnitt von Weinrebe, Aprikose, Pfirsich und Nektarine in das Frühjahr zu verschieben, wenn klar ist, welche Triebe Frostschäden erlitten haben.Jostabeere, Johannisbeere, Stachelbeere und Himbeere sollten spätestens im Januar ihren endgültigen Schnitt erhalten. Bei den frostempfindlicheren Brombeeren lieber einige Fruchttriebe mehr belassen als nötig – als Reserve für Winterausfälle.
So mancher Apfelbaum ist gut gewachsen und noch lange nicht überaltert, aber die Sorte entspricht nicht Ihren Bedürfnissen? Machen Sie doch einen Mehrsortenbaum daraus oder pfropfen Sie ihn mit einer anderen Sorte um. Dann ist es jetzt an der Zeit, sich um die Edelreiser zu kümmern, die Sie im Frühjahr zum Veredeln benötigen. Geeignet sind alle Triebe von Bäumen derselben Obstart, die während der vergangenen Saison gewachsen, mittelstark sind und keinerlei Krankheitsanzeichen aufweisen.
Pfirsich und Aprikose werden besser im August mit frischen Sommerreisern okuliert. Walnüsse und Weinrebe überlassen Sie lieber dem Fachmann. Die Edelreiser dürfen bis zum Veredeln nicht aus der Knospenruhe erwachen und möchten deshalb frostfrei, aber so kühl wie möglich gelagert werden. Das ist besonders beim Steinobst wichtig. Selbst wenig angetriebene Reiser wachsen deutlich schlechter an.Sind die Edelreiser Ihrer Wunschsorten beisammen, werden sie schattig und kühl gelagert. Profis halten sie bei circa zwei Grad in Kühlräumen, im Garten tut es auch eine schattige Stelle in Nordlage. Wer Edelreiser nicht selbst gewinnen möchte oder keinen passenden Spenderbaum parat hat, bekommt sie zur Veredelungszeit von einem Reisermuttergarten.