Er ist ein ätherisches Meisterwerk der Natur, der Rosmarin. Das lässt sich völlig unbescheiden feststellen. Er zählt zweifelsohne zu den aromatischsten Kräutern Südeuropas, ist für die mediterrane Küche unverzichtbar – sein harziger, leicht bitterer, aber äußerst intensiver Geschmack dabei unverwechselbar. Im Kräutergarten darf Rosmarin deshalb nicht fehlen. Doch welche Standortansprüche hat der Halbstrauch eigentlich? Und wie erntet man die Zweige am besten? Hier finden Sie Antworten.
Rosmarin – voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten
Die einstmalige botanische Namensbezeichnung als Rosmarinus officinalis wurde mittlerweile durch Salvia rosmarinus abgelöst. DNA-Analysen und weitere Untersuchungen des Blütenaufbaus hatten die enge Verwandschaft von Salbei und Rosmarin letztlich aufgedeckt. Der Rosmarin ist also eigentlich auch ein Salbei und sie werden derselben Pflanzengattung zugerechnet. Die Gattung gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Wilder Rosmarin findet sich vorwiegend in den Küstenregionen des zentralen Mittelmeerraums. Aber auch am westlichen und östlichen Mittelmeer gibt es Bestände. Bereits seit der Antike wird der Halbstrauch vom Menschen gezielt kultiviert. Heute liegen große Anbaugebiete in Italien, Spanien, Frankreich, Marokko, Tunesien und der Türkei.
Rosmarin ist ein immergrüner, mehrjähriger Halbstrauch. Mit dicht verzweigtem Wuchs wird eine Pflanze für gewöhnlich zwischen 50 und 200 Zentimetern hoch. Aufgrund der hierzulande klimatisch ungünstigeren Bedingungen wachsen die Sträucher allerdings eher langsam. Die nadelartigen, dünnen Blätter bestechen in glänzendem Dunkelgrün. Zerreibt man sie zwischen den Fingern, entströmt ein harziger, äußerst angenehmer Duft – vergleichbar mit Pinien oder Weihrauch. Je nach Klima, Witterung und der jeweiligen Sorte zeigen sich zwischen März und Mai die ersten zarten Lippenblüten in den Blattachseln. Rosmarin zählt zu den bienen- und hummelfreundlichen Kräutern.
Zahlreiche Sortenzüchtungen bereichern die Auswahl an Rosmarinpflanzen. Darunter finden sich unterschiedliche Aromen, abweichende Wuchseigenschaften und sogar geringfügig andere Standortansprüche. Wir haben einige Empfehlungen für Sie zusammengestellt:
Rosmarin ist, typisch mediterran, ein Sonnen- und Wärmeliebhaber. Je mehr Sonne, desto besser! Die ideale Bodenbeschaffenheit für den Halbstrauch ist trocken, durchlässig und mager. Ist Ihr Gartenboden schwer und lehmig? Dann gilt es, die Durchlässigkeit noch vor der Pflanzung zu verbessern, denn Staunässe kann für die Wurzeln des Rosmarins zum echten Problem werden. Die Erde können Sie beispielsweise mit Sand, feinem Kies oder Blähton vermengen.
Auch Kompost sorgt für eine Bodendurchlüftung, sollte aber im Falle des Rosmarins nur sparsam zum Einsatz kommen, um keinen zu hohen Humusgehalt zu riskieren. Außerdem wird ein etwas höherer Kalkgehalt bevorzugt.
Wichtig: Die meisten Rosmarin-Sorten sind nicht zuverlässig winterhart. Ein Winterschutz ist daher angezeigt. Alles Wichtige zur Überwinterung von Rosmarin finden Sie in diesem Beitrag: So übersteht Rosmarin die kalte Jahreszeit.
Zwar kann Rosmarin auch über Aussaat vermehrt werden, allerdings ist dies nicht die einfachste Methode. Das Saatgut keimt und gedeiht nur langsam. Bis die Pflanzen tatsächlich erntereif sind, vergeht eine ganze Weile.
Sie haben es daher leichter, eine Pflanze aus dem Gartenfachhandel zu verpflanzen. Sowohl Jungpflanzen als auch ältere Sträucher sollte man frühestens ab Mitte Mai, nach den Eisheiligen, ausgepflanzen. Zuvor den Boden vorsichtig auflockern und gegebenenfalls anpassen. Nachdem Sie das Pflanzloch vollständig mit Erde aufgefüllt haben, drücken Sie diese leicht fest und gießen die Pflanze danach gründlich an.
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Wer sich dennoch an der Vermehrung versuchen möchte, kann statt einer Aussaat die Stecklingsmethode in Erwägung ziehen. Bei Kräutern wie Rosmarin, aber auch Minze, Salbei, Thymian oder Melisse klappt das problemlos. Im Frühsommer einfach einen kräftigen, etwa 10 bis 15 Zentimeter langen Zweig mit scharfer Schere abschneiden und diesen entweder in einem Glas Wasser platzieren oder in ein Erde-/Sandgemisch stecken, bis er wurzelt.
Rosmarin ist überaus pflegeleicht. Im Freiland muss man den Halbstrauch nicht zusätzlich wässern. Auch eine Düngung ist nicht notwendig. Im Gegenteil: Überdüngung kann sich kontraproduktiv auf das charakteristische Aroma auswirken. Zu kräftig gedüngte Rosmarinpflanzen wachsen zwar schneller, entwickeln aber einen weniger intensiven Geschmack. Für besonders magere Böden sollte nur langsam wirkender, organischer Dünger verwendet werden.
Soll Ihr Strauch schön kompakt bleiben, kann im Frühjahr ein jährlicher Rückschnitt vorgenommen werden, bei dem die Vorjahrestriebe auf wenige Zentimeter eingekürzt werden.
Um Kräuter aus dem Beet direkt in die Küche zu befördern, entnimmt man am besten ganze Triebspitzen am Rosmarinstrauch. Nach scharfem Schnitt mit sauberer Schere treibt die Pflanze schnell wieder aus. Doch gehen Sie zurückhaltend vor, um die Pflanze nicht zu sehr zu schwächen. Da Rosmarin immergrün ist, kann auch in der Vegetationsruhe geerntet werden – von Herbst bis Frühjahr sollte man allerdings besser nur wenige einzelne Blättchen abzupfen, statt ganze Triebe zu entnehmen.
Den Höhepunkt seines Aromas erreicht der Rosmarin im Tagesverlauf während des frühen Vormittags, sobald eventuelle Feuchtigkeit vollständig abgetrocknet ist, die Sonne aber noch nicht sehr hoch steht. Ernten Sie also an einem trockenen, sonnigen Tag.
Wenngleich ganzjährig geerntet werden kann: Der Geschmack ist kurz vor der Blütezeit am intensivsten. Sie möchten größere Mengen ernten und diese einlagern? Dann ist kurz vor der Blüte der beste Zeitpunkt.
Eine einfache Option ist das Trocknen der Kräuter. In kleinen Bündel zusammengebunden, hängt man sie kopfüber für mehrere Tage an einem warmen, lufttrockenen Ort auf. Anschließend werden sie trocken, dunkel und kühl gelagert. Echte Gourmets würden dieser Methode jedoch entgegenhalten, dass der Rosmarin alleine durch das Trocknen schon eine gewisse Note seines Geschmacks einbüßt. Alternativen sind das Einfrieren der frisch geernteten und klein gehackten Kräuter – zusammen mit ein wenig Wasser in einer Eiswürfelschale. Oder man verarbeitet den Rosmarin zu Salz, Essig oder Öl weiter und konserviert ihn so.
Ein klassischer Kräutergarten oder eine Kräuterspirale liegen am besten gut erreichbar, um es bei regelmäßiger Ernte der frischen Kräuter nicht weit in die Küche zu haben. In der Kräuterspirale ist der Rosmarin ein typischer Kandidat für die oberste Zone, also den höchsten Platz in der Spirale, der in der vollen Sonne liegt und an dem das Wasser problemlos abfließen kann. Diese Zone teilt er sich unter anderem mit Thymian, Salbei und Lavendel.
Die Kräuterspirale macht optisch ohnehin schon einiges her, aber auch ein kleines Kräuterbeet lässt sich ansprechend gestalten. Etwas aus der Zeit gefallen, aber dennoch schön anzusehen sind beispielsweise Beeteinrahmungen mit einer kleinen Zwerghecke, zum Beispiel mit Bodendeckern wie Kriechspindel oder Zwergspiere.
Nicht immer muss es auf ein reines Kräuterbeet hinauslaufen. Schließlich duftet der Rosmarin auch angenehm und sieht, vor allem blühend, wunderschön aus. Daher spricht nichts dagegen, ihn eher als Zierpflanze einzusetzen und beispielsweise in bunte Staudenbeete zu integrieren. Die Mischkultur wirkt sich zusätzlich positiv auf fast alle Gartenpflanzen aus. Auch im Steingarten kommt der Rosmarin gut zur Geltung. Und für das trockene Plätzchen auf der Mauerkrone ist der Rosmarin auch wie gemacht – ganz apart wird es natürlich, wenn Sie sich hier für eine hängende Sorte entscheiden.
Auch Stadtgärtner*innen müssen nicht auf ein kleines mobiles Kräuterparadies verzichten. Selbst der kleinste Balkon lässt Raum für ein paar kleine Pflanzgefäße mit den persönlichen Lieblingskräutern. Warme Terracotta-Farbtöne bringen Rosmarin und Co. besonders zum Strahlen. Tontöpfe haben gegenüber Plastik den Vorteil, dass überschüssiges Wasser über das Material verdunsten kann. Praktisch ist auch, dass man frostempfindliche Pflanzen im Winter einfach umsiedeln kann. Verwenden Sie ein durchlässiges Substrat – Kräuter- oder Anzuchterde eignen sich bestens. Ein- bis zweimaliges Düngen im Jahr, zum Beispiel mit Kräuterdünger in Flüssigform, genügt völlig. Gießen sollten Sie nur mäßig.
Hinweis: Die Töpfe von Kräuterpflanzen aus dem Gartenhandel sind oft sehr eng bemessen. Am besten recht bald nach dem Kauf umtopfen und ein eher großzügiges Gefäß wählen. Dabei eine Drainageschicht nicht vergessen und auf Abzugslöcher achten.
Aufgrund des herben Geschmacks wird Rosmarin in der Küche eher sparsam verwendet. Oft genügt es schon, einige Zweige zunächst mitzukochen und vor dem Servieren wieder zu entnehmen – ähnlich der Verwendung von Lorbeer. Alternativ werden einzelne Nadeln verarbeitet. Traditionell wird Rosmarin zur Verfeinerung von Fleisch- und Fischspeisen angewandt, aber auch Gemüsegerichten verleiht er die nötige Raffinesse, zum Beispiel typisch mediterran mit Tomate, Aubergine oder Zucchini. Doch alles ist erlaubt: Auch Soßen, Suppen, Pesto oder Salate lassen sich mit Rosmarin aufpeppen. Sogar süßen Speisen beschert das herbe Kraut unerwartete Geschmacksnoten, zum Beispiel in Verbindung mit Obst, Honig oder in einem Sorbet. Gerne findet sich auch ein Zweig Rosmarin im Gin- oder Limonadenglas.
Rosmarin hat auch als Heilpflanze eine lange Tradition vorzuweisen, denn das Kraut soll unter anderem entzündungshemmend, durchblutungssteigernd und kreislaufanregend wirken. Grund dafür sind die enthaltenen ätherischen Öle, Bitterstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Dabei kommt Rosmarin nicht nur innerlich, zum Beispiel in Teeform, sondern auch äußerlich zum Einsatz – beispielsweise als anregender Zusatz im Badewasser.
LUISA ROTH
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