[Foto: AdobeStock_Kaja]

Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Seidelbast: Giftige Schönheit

Von GartenFlora
Sehr früh im Jahr erscheinen rosa- bis violettfarbenen Blüten am Seidelbast. Mit betörenden Duftwölkchen weckt dieser Zierstrauch dann auch schon die ersten Frühlingsgefühle. Welche Arten sich für den Garten eignen und wie man sie besonders gut in Szene setzt, lesen Sie in diesem Beitrag.

Steckbrief

Name

Daphne

Frucht

giftige Steinfrüchte

Lebenszyklus

mehrjährig

Bodenverhältnisse

durchlässig

Lichtverhältnisse

Absonne

Verwendung

Solitär, Gehölzgruppen

Wuchsform

Strauch

Winterhärte

je nach Art (bedingt) winterhart

Blüte

Blütenrispen oder -trauben

Giftigkeit

giftig

Blatt

lanzettlich

Hübsche Seidelbast-Gattung

Die Seidelbaste gehören zur gleichnamigen Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae). Hat der Seidelbast Blütezeit, dann kann man Vertreter dieser Gattung nicht nur bestaunen, sondern sich auch von ihrem wohlriechenden Duft umhüllen lassen. Während einige von ihnen bereits im Januar oder Februar erste Blüten ansetzen, ziehen andere Arten schließlich im März oder spätestens April nach.

Der Echte Seidelbast (Daphne mezereum), auch Gewöhnlicher Seidelbast – oder seltener Gemeiner Seidelbast – genannt, ist sommergrün und zählt zu den hierzulande heimischen Pflanzenarten. Er gehört zu den vergleichsweise späterblühenden Varianten.

Wie giftig ist Seidelbast?

Bereits zehn Beeren des Seidelbasts können tödlich sein! Zwar enthalten alle Pflanzenteile toxische Stoffe, doch zum Naschen lassen sich Kinder am ehesten von den roten Früchten verleiten. Haben Kinder Zugang zum Seidelbast im eigenen Garten, ist es am besten, vorbeugend die Beeren abzupflücken, wenn sie noch grün sind.

Rote Beeren am Echten Seidelbast. [Foto: AdobeStock_-Schlesier]
Die Früchte des Gemeinen Seidelbasts reifen etwa von August bis September. [Foto: AdobeStock_Schlesier]

Eine botanische Besonderheit

Der Seidelbast ist die einzige einheimische Pflanze mit so genannter Stammblütigkeit (Kauliflorie), bei der Blüten direkt aus dem Stamm der Pflanze entspringen. Kauliflorie kommt sonst vor allem bei tropischen Pflanzen vor. Für Vögel oder Fledermäuse sind solche Blüten besser erreichbar. Auch bei Pflanzen, die sehr große Früchte „er“-tragen müssen, wie zum Beispiel Kakao, ist die Kauliflorie außerdem eine bewährte Strategie, um die aus den Blüten entstehenden Früchte besser zu halten.

Das Bild zeigt einen blühenden Seidelbast-Strauch mit zahlreichen kleinen, leuchtend rosa bis violetten Blüten, die dicht an den kahlen Zweigen wachsen. Einige grüne Blätter beginnen gerade erst zu sprießen.
Dank der Kauliflorie des Seidelbasts können auch größere Tiere für eine Bestäubung der Blüten sorgen. [Foto: AdobeStock_skymoon13]

Standort und Boden

Ein durchlässiger Boden ist die oberste Priorität beim Kultivieren eines Seidelbasts. Hanglagen begünstigen das Abfließen des Regenwassers und beugen Staunässe vor. Auf Umpflanzen reagieren die Gehölze äußerst empfindlich, weshalb Sie ältere Exemplare nicht mehr umsetzen sollten. Dafür sind die meisten von ihnen äußerst trockenheitsverträglich. Es ist also besser, zunächst nach einem geeigneten Plätzchen Ausschau zu halten, bevor der mitunter stolze Preis für eine Rarität womöglich nur Lehrgeld ist.

Der bevorzugte pH-Wert kann hingegen je nach Art variieren – von leicht sauer über neutral bis alkalisch ist beinahe alles vertreten. Seidelbaste bevorzugen absonnige Standorte – bei immergrünen Arten und Sortenzüchtungen mit panaschierten Blättern ist dies umso wichtiger.

Seidelbast: Zierstrauch mit Artenvielfalt und Blütenreichtum

Vom Seidelbast gibt es viele schöne Arten, alle klein und zierlich, reich blühend und verführerisch duftend – und alle sind sie giftig. Doch welchen Liebhaber von seltenen Gehölzen könnte das vom Sammeln abhalten? Die Ansprüche der einzelnen Arten sind jedoch recht verschieden.

Heimische Arten

Leichter beschaffbar sind die beiden ebenfalls in Europa heimischen Arten Rosmarin- und Lorbeer-Seidelbast. Beide sind immergrün und zuverlässig frosthart. Eine der wichtigsten flach wachsenden Arten, ist der Rosmarin-Seidelbast, Daphne cneorum. Wie kein anderer ist dieser Seidelbast ein Zierstrauch mit spektakulärer Blütenfülle, sein Duft dazu noch besonders betörend in den Abendstunden. Zwischen Steinen, auf Mauerkronen, auch in größeren Trögen fühlt er sich wohl. Guter Wasserabzug ist wichtig. In schneelosen Wintern ist dieser immergrüne Zwerg für eine leichte Decke aus Reisig dankbar. Er bleibt in der Wuchshöhe etwa bei 30 bis 40 Zentimetern.

Ein rosafarben blühender Rosmarinseidelbast an einem Hang im Wald.
Der Rosmarin-Seidelbast ist wildwachsend oft in kalkhaltigen Gebirgszonen zu finden. [Foto: AdobeStock_EvaRuth]

Dagegen wird der Lorbeer-Seidelbast (Daphne laurolea) noch ein ganzes Stück höher – bis zu 100 Zentimeter. Doch die beiden Arten haben ähnliche Bodenansprüche: Auch Daphne laurolea bevorzugt kalkreiche und steinige Böden.


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Kulturhybriden

Ähnlich wie der Gemeine Seidelbast wächst der schöne, deutlich später blühende Burkwoods Seidelbast, Daphne x burkwoodii. Hierbei handelt es sich um eine Hybride aus D. caucasica und D. cneorum. Die stark duftenden, weißrosa Blüten von Daphne x burkwoodii verstecken sich teilweise im unterdessen voll entfalteten Laub, doch das ist auch schon alles, was man zu seinem Nachteil sagen kann. Wie Daphne mezereum ist er recht leicht zufriedenzustellen. Jeder humose, eher kalkhaltige Boden ohne stauende Nässe an einem lichten, geschützten Platz behagt dem ein bis zwei Meter hohen Zwergstrauch. Schöne Sorten sind beispielsweise ‘Somerset’ und ‘Astrid’. Diese Art ist grundsätzlich frosthart, freut sich aber in rauen Lagen über einen Winterschutz.

Immergrüner Seidelbast mit pink-weißen Blütenständen.
Daphne × transatlantica ist etwas später dran – ab April zeigen sich erste Blüten. [Foto: AdobeStock_karlo54]

In hiesigen Gefilden gilt auch Daphne × transatlantica – eine Züchtung aus D. caucasica und D. collina – als zuverlässig winterhart. Die je nach Sorte hellrosa (‘Blafra’) oder pinkfarbenen (‘Blapink’) Blüten duften besonders stark.

Weitere Arten & Raritäten

Hübsche panaschierte Sorten gibt es vom Duft-Seidelbast (Daphne odora): ‘Rebecca’ oder ‘Marianne’ bringen farbliche Abwechslung in halbschattige Lagen. Allerdings werden sie in deutschen Gärtnereien äußerst selten angeboten. Verbreiteter ist die Sorte Daphne odora ‘Aureomarginata’ – ihre dunkelgrünen Blätter tragen eine elegante gelbe Umrahmung. Im Winter sind Frost- und Sonnenschutz wichtig!

Ein Seidelbast von oben fotografiert: Die hellgrünen lanzettlichen Blätter ordnen sich sternförmig um die an den Triebspitzen sitzenden violettfarbenen Beeren an.
Der Duft-Seidelbast trägt ledriges Laub und purpurfarbene Früchte. [Foto: AdobeStock_skymoon13]

Wunderschön, aber leider schwierig zu finden, ist auch der zart lila blühende Flieder-Seidelbast oder Chinesische Seidelbast, Daphne genkwa. Auch er blüht erst ab Ende April, wird etwa einen Meter hoch und ist eine der frosthärtesten Arten überhaupt. Er ist eine gesuchte Rarität, doch auf Pflanzenmärkten wird er angeboten.

Seidelbast im Garten kombinieren

Wie könnte so ein Seidelbast aussehen, wenn er im Garten wächst? Schön ist eine Kombination mit Alpenveilchen, deren rosafarbene Blüten mit denen des Seidelbasts harmonieren, als hätten sie sich abgestimmt. Noch spannender ist es, den Seidelbast mit den zarten lila Blüten des Elfenkrokus zu paaren. Doch gleich, welcher Kombination Sie den Vorzug geben, ein ruhiger Hintergrund, wie ihn immergrüne Gehölze bieten, ist für das filigrane Frühlingsstillleben die perfekte Leinwand. Die Sorte ‘Rubra Select’ wird auch Roter Seidelbast genannt – eine leuchtend rotblühende Seidelbast-Auslese von Daphne mezereum. Und gelingt es noch, die weiße Sorte ‘Alba’ zu bekommen, lässt sich die Frühlingsecke aufs Schönste erweitern.

Seidelbast kann als Solitär oder in kleinen Gehölzgruppen gepflanzt werden. Nachbarn wie die Scheinhasel (Corylopsis) oder der Japanische Perlschweif (Stachyurus) erreichen ähnliche Wuchshöhen, sodass sich hübsche Arrangements ergeben.

Das Unterpflanzen mit niedrigen Blattschmuckstauden ist nicht nur gut möglich, sondern sogar ein Muss. Ohne das schmeichelnde Laub von Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera), Zwerg-Herzblume (Dicentra eximia) oder Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum) wirken die kleinen Sträucher leicht staksig. Weitere geeignete Staudenpartner sind Leberblümchen (Hepatica nobilis), Lenzrosen (Helleborus orientalis), Haselwurz (Asarum europaeum) oder verschiedenste Zwiebelblumen, die bereits früh im Jahr die Zweige des Seidelbasts umspielen.

Besonders die kleinbleibenden Seidelbast-Arten sollten nicht zu viel Konkurrenzdruck ausgesetzt und neben eher schwachwüchsige Nachbarn gesetzt werden. Daphne cneorum fühlt sich beispielsweise im Heide- oder Steingarten neben Zwergkoniferen, Ginster (Genista), Ziergräsern oder Blaukissen (Aubrieta) wohl.

3 Expertenfragen an …

Michael Dreisvogt. Er ist Technischer Leiter im Arboretum Park Härte, einer Stiftung in Bonn-Oberkassel. Für die GartenFlora beantwortet er drei Fragen zum Seidelbast.

Seidelbaste sind giftig – was bedeutet das für ihre Verwendung?

Das stimmt, besonders die roten, mitunter auch gelben, weißen oder schwarzen Beeren können Kleinkinder zum Verzehr verlocken. Deshalb gehören die Pflanzen nicht in die Grünanlagen in und um Schulen und Kindergärten. Im eigenen Garten sollte man sich gedulden, bis der Nachwuchs verständig genug ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auf sterile Kulturhybriden wie Daphne x burkwoodii samt Sorten zurückgreifen. Ihr Flor ist echt „dufte“, ohne zu fruchten.

Warum lohnt es sich dennoch, Seidelbast in den Garten pflanzen?

Seidelbaste beeindrucken mit ihrer oft sehr frühen, seltener auch spätsommerlich-herbstlichen Blütezeit sowie mit einem einzigartigen Parfüm. Neben der heimischen Daphne mezereum sind es zum Beispiel asiatische Seidelbaste wie Daphne bholua ‘Jacqueline Postill‘ und Daphne odora ‘Perfume Princess‘ sowie Hybriden wie Daphne x transatlantica ‘Blafra‘ (auch als „Eternal Fragrance“ gehandelt), die besonders intensiv duften.

Wann ist die beste Pflanzzeit für Seidelbast?

Damit die Pflanzen genügend Zeit zum Einwurzeln haben, empfiehlt sich die Frühjahrspflanzung. Zu dieser Zeit stehen die meisten Arten und Züchtungen in voller Blüte, und Seidelbast-Interessenten haben dann gute Chancen, selbst die Besonderheiten unter ihnen in den Baumschulen zu bekommen. Sollte es – wie in den letzten Jahren – bereits früh im Jahr sehr trocken sein, ist regelmäßiges, aber moderates Gießen wichtig. Dabei bitte Staunässe vermeiden!

Im Arboretum Park Härle, Büchelstraße 40, 53227 Bonn-Oberkassel finden Sie zahlreiche Seidelbaste, die zur besten Duft- und Blütezeit bewundert werden können. Regelmäßig finden öffentliche Führungen statt.

Zusätzlich werden individuelle Gruppenführungen (ab 15 Personen) angeboten. Termine hierfür können unter fuehrungen@arboretum-haerle.de oder unter 02 28/92 58 99 75 (Anrufbeantworter) vereinbart werden.

Alle Infos zum Park finden Sie auch unter: http://www.arboretum-haerle.de

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