Diesen umwerfenden Schönheiten begegnet man in Norddeutschland häufig: Stockrose und Malve. Die beiden Gattungen sind entfernte Verwandte, die sich aber doch recht stark ähneln, außerdem zwei absolute Dauerblüher. Stolz und kerzengerade stehen sie vor den Hauswänden, entlang von Mauern oder an der Gartenpforte Spalier. Andere tummeln sich zwischen den dicht bepflanzten Beeten der Bauerngärten. Die GartenFlora hat sich die beiden für Sie genauer angesehen.
Stockrose – voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten
Stockrosen und Buschmalven, die an den Küsten Deutschlands, Dänemarks und Polens so huldvoll an jeder Gartenpforte grüßen, ziehen zweifellos alle Blicke auf sich. Je nach Sorte werden einige Stockrosen sogar bis zu zwei Meter hoch. Vor den roten Backsteinwänden der typisch norddeutschen Klinkerbauten wirken die großen Schalenblüten umso charmanter.
Tatsächlich sind die Malvengewächse der Trumpf des hohen Nordens: Auf dem sandigen, aber nährstoffreichen Boden, der hier häufig ansteht, fühlen sie sich so wohl, dass ihnen der gefährliche Malvenrost kaum etwas anhaben kann. Auf den dichten, schweren Böden, wie sie in Süddeutschland öfter vorkommen, schlagen die Pilzsporen dagegen gnadenlos zu.
Bei Pilzbefall gilt: Betroffene Blätter absammeln und über den Hausmüll entsorgen. Oder aber am besten gleich Arten und Sorten pflanzen, die weniger anfällig für den Malvenrost sind, zum Beispiel ‘Parkfrieden’, ‘Parkallee’ oder ‘Parkrondell’.
Besonders empfehlenswert sind dabei die hellgelb blühende Alcea rugosa, die großblütigen Alcea–Ficifolia-Hybriden in vielen Farben und die halbgefüllten Sorten der oben genannten ‚Park-Serie‛. Bietet man ihnen ein sonniges, luftiges Plätzchen, achtet also auf einen nicht zu engen Stand, kann man mit ihnen für lange Zeit glücklich werden.
Sie alle gelten nämlich nicht nur als gesünder, sondern auch als langlebiger als die zweijährigen Gewöhnlichen Stockrosen (Alcea rosea), die im ersten Jahr eine Blattrosette bilden, im zweiten Jahr üppig blühen und danach absterben.
Stockrosen, deren Samenstände gekappt wurden, mobilisieren all ihre Kräfte, um im nächsten Jahr einen neuen Versuch starten zu können, für Nachwuchs zu sorgen. Bei den offen blühenden Alcea rosea-Arten kann man damit wirklich gute Erfolge haben. Die gefüllten allerdings bleiben konsequent zweijährig.
Wer trotz aller Bemühungen mit der Stockrose keinen Erfolg hat, findet bei ihren vielen, völlig unkomplizierten Schwestern schnell Trost. Den Ungeduldigen sei besonders die einjährige Becher-Malve (Lavatera trimestris) ans Herz gelegt. Die Sorte ‘Silver Cup’, die meist im Handel zu finden ist, bildet bei Aussaat im April bereits von Juli bis Oktober 10 cm große, rosarote Blütenschalen.
Etwas langlebiger und ebenso leicht aus Samen zu ziehen sind all die einheimischen Malven, wie die meterhohe Rosen-Malve (Malva alcea), die herrlich duftende Moschus-Malve (Malva moschata) und die Wilde Malve (Malva sylvestris), deren Blüten so intensiv purpurn leuchten, dass sie selbst Teeauszüge rot verfärben. Ganz nebenbei sollen die enthaltenen Schleimstoffe entzündungshemmend und schleimlösend bei Erkältungen wirken. Überbrühen Sie hierfür die Blüten nicht mit kochendem Wasser, sondern lassen Sie sie lieber stundenlang in lauwarmem Wasser ziehen – das schont die wirksamen Inhaltsstoffe.
Auch die Blüten der dunkleren Form Malva sylvestris ssp. mauritiana können zu Tee verarbeitet werde. Allerdings mag man die fein geäderten, tief dunkelvioletten Kunstwerke kaum vom Stängel zupfen. Gerade in den späten Sommermonaten und zu Beginn des Herbstes ist ihre Farbenpracht doch so wichtig im allmählich verblassenden Garten.
Am allerschönsten kommt sie wohl in Gesellschaft ähnlich wild-charmanter Dauerblüher wie Knautie (Knautia macedonica), Purpur-Leinkraut (Linaria purpurea) oder Gelber Skabiose (Scabiosa ochroleuca) zur Geltung.
Sie alle danken einen sonnigen, trockenen Standort mit fortwährendem Blütenschieben von Juni bis zu den ersten Frösten. Außerdem samen sie sich in Maßen selbst aus. Allerdings nie so sehr, dass sie lästig werden könnten. Ihre Ausbreitung bleibt dezent und sie sind damit stets imstande, naturnahe Gartenbilder zu zaubern, die eine Gärtnerhand kaum kreieren könnte. Kurzum: Die Wilde Malve ist ein ganz heißer Kandidat für alle Freunde des Blackbox-Gardenings!
Anders die Strauch-Malve (Lavatera olbia) und die sogenannte Thüringer Strauchpappel (Lavatera thuringiaca). Sie sind aus den berühmten englischen „mixed borders“ nicht wegzudenken. Ihr wilder Charme wirkt zwar auch sehr natürlich, ist aber stets penibel durchgeplant.
In diesen prachtvollen Rabatten sind die mehrjährigen Lavatera echte ‘Eyecatcher’ (so der passende Name einer herrlich purpurnen Lavatera olbia-Sorte) mit ihrem 1,5 bis 2 Meter hohen breitbuschigen Wuchs, der von Juni bis Oktober/November über und über mit rosafarbenen oder weißen (z.B. ‘Barnsley’ oder ‘White Angel’) Blüten bedeckt ist. Lavatera olbia entwickelt sich so schnell, dass man ihr beim Wachsen zuschauen möchte. Im Winter erleidet sie in unseren Breiten allerdings meist einen Dämpfer.
Lavatera olbia friert teilweise etwas zurück. Daher sollte sie im Herbst auf etwa 80 cm gestutzt und mit einer Decke aus Laub und Reisig geschützt werden. Im nächsten Jahr startet sie dann wieder durch. In rauen Gegenden allerdings mag sie durch die nicht minder schöne Thüringer Strauchpappel ersetzt werden. Diese ist für ungemütliche Mittelgebirgslagen geradezu prädestiniert. Beide Arten lieben die Sonne und einen sehr durchlässigen, aber zugleich nährstoffreichen Boden. Auch in Kübeln auf dem Balkon oder der Terrasse sorgen sie für Form und Struktur.
Das Pflanzgefäß sollte nicht zu knapp bemessen sein. Erst im 50 Liter-Kübel kann die Strauch-Malve ihre Wurzeln richtig durchstrecken und zu einem wahren Prachtexemplar heranwachsen – Nährstoffgaben in Form von Kompost oder Hornspänen vorausgesetzt.
Ein Blick noch auf die wohl eleganteste der Malven-Schwestern, die sich in Gärtnereien und in der Garten-Literatur so vornehm im Hintergrund hält, dass sie auch in diesem Beitrag fast übersehen worden wäre: die Präriemalve (Sidalcea).
Für sich alleine mögen ihre straff aufrecht wachsenden, meterhohen, über und über mit zart gerüschten Blüten geschmückten Stängel tatsächlich ein wenig unscheinbar wirken. In Gruppen jedoch verleiht ihre vornehme Haltung jeder Spätsommerrabatte einen überaus eleganten, stets gepflegt wirkenden Schliff. Wie es der Name schon andeutet, passt die Präriemalve hervorragend in Steppen- oder Präriepflanzungen.
Etwa sechs Pflanzen empfehlen sich pro Quadratmeter gut durchlässigem, gerne kalkigem, aber nicht zu trockenem Gartenboden. Präriemalven wie die weiße ‘Bianca’ oder die rosafarbene ‘Elsie Heugh’ haben sich eben wie keine anderen eines der schönsten Familienmottos zu eigen gemacht. Und das lautet: Nur gemeinsam sind wir stark!
KERSTIN ACKERMANN
Stockrose und Malve haben uns derart überzeugt, dass sie es sogar in unsere Top 10 der schönsten Dauerblüher-Stauden geschafft haben. Weitere Empfehlungen finden Sie hier: Unsere 10 Tipps für Dauerblüher-Stauden.
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