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Adonisröschen: Zierliche Frühlingsstauden

Von GartenFlora

Im April steigen gelbe Blütenbänder aus dem Boden empor – entzückend, das Adonisröschen! Die zierliche Staude ist ein echter Frühlingsbote. Unser Autor Dr. Konrad Näser besucht wildwachsende Adonisröschen in ihren natürlichen Lebensräumen und stellt Ihnen die Pflanzengattung genauer vor.

Adonisröschen – voraussichtliche Lesedauer: 7 Minuten

Wie das Adonisröschen zu seinem Namen kam

Der Name des Adonisröschens (Adonis vernalis) erschließt sich erst, wenn man weiß, dass es auch rotblühende Arten gibt. Adonis geht auf die griechische Mythologie zurück, nach der Aphrodite, die Göttin der Liebe und Schönheit, ihren von einem wilden Eber getöteten Geliebten Adonis in eine blutrote Blume verwandelte. Der Name bezieht sich also vor allem auf die rot blühenden Arten, wie Adonis aestivalis, Adonis annua oder Adonis flammea. Adonis gehören in die Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), die bekannt ist für viele Schwerkeimer wie Eisenhut, Silberkerze, Trollblume oder Wiesenraute.

Adonisröschen. Foto: AdobeStock_ihorhvozdetskiy
Das niedrige Laub und die hübschen Blüten sprießen ab April aus dem Boden. [Foto: AdobeStock_ihorhvozdetskiy]

Diese Adonisröschen gehören zu den Kleinoden der heimischen Flora. Sie sind nach der letzten Eiszeit aus südosteuropäischen Steppengebieten bei uns eingewandert. In Deutschland besiedelt das Adonisröschen nur wenige natürliche Standorte. Die stehen schon lange unter Naturschutz. Aber die Pflanzen sind wegen der schwindenden Lebensräume noch immer bedroht. Um das zu verstehen, schauen wir uns einmal Mitte April an den Oderhängen bei Seelow in Brandenburg genauer um.

Sind Adonisröschen giftig?

Das Adonisröschen ist eine Giftpflanze, wenn auch Vergiftungen durch sie bisher sehr selten bekannt geworden sind. In allen Teilen der Pflanze ist ein herzwirksames Glykosid enthalten, ähnlich dem des Fingerhutes. Die vom Winter ausgehungerten Schnecken scheren sich allerdings nicht an der Giftigkeit. Wenn man noch gar nicht daran denkt, rasieren sie die jungen Adonis-Triebe in einer warmen, feuchten Aprilnacht glatt ab! Schutzmaßnahmen nicht vergessen.

Wildwachsende Adonisröschen

Dort, im Naturschutzgebiet am Hochufer der Oder, blühen die Adonis mit ihren gelben Strahlenblüten. Sie wachsen auf steilen Hängen. Diese sind nach Südosten geneigt und fast unzugänglich. Der trockene Boden besteht aus kalkhaltigem Lehm eiszeitlicher Herkunft. Schlehensträucher und Robinien stehen am Rand, eine schüttere Trockenhang-Flora begleitet die Adonis. Anschauungstafeln erklären dem Besucher die Besonderheiten von Adonis.

Zum Beispiel, wie die Wurzeln metertief in den Hang wachsen. Das Ausbuddeln und Verpflanzen ist also völlig sinnlos und ohnehin streng untersagt. Aber woher kommen die Adonisröschen im Garten? Wer sie begehrt, muss Gärtnereien oder Raritätenmärkte abgrasen, bis einer der wenigen Anbieter gefunden ist. Oder man versucht es wie mein Freund Andreas. Kennen Sie jemanden, der schon Adonis im Garten hat? Von diesem erbitten Sie eine Portion Adonisröschen-Samen. Doch schon da gehen die Schwierigkeiten los: Die Samen sind nach der Blütezeit der Adonisröschen als kleine grüne Körner am Triebende um eine Spindel angeordnet. Zur Reife werden sie hellgrün bis braun und fallen ab. Doch sie sind auch eine Lieblingsspeise der Mäuse. Der Pflanzenabitur-Anwärter muss also schneller sein.

Adonisröschen. Foto: AdobeStock_fanynka_u
In der Dämmerung schließt das Adonisröschen seine Blüten. [Foto: AdobeStock_fanynka_u]

Er braucht reife, aber noch sattgrüne Körner direkt von der Spindel. „Milchreife“ nennt der Landwirt dieses Stadium. Nur solche Samen bieten die Aussicht auf zuverlässiges und vor allem schnelles Keimen. Sind die Samen bereits vollreif und braun, liegen sie ein bis zwei Jahre im Boden und keimen schließlich nur schütter. Freund Andreas hat es da gut, bei ihm reifen die Samen vor der Haustür. Vermutet wird, dass für keimfähiges AdonisSaatgut die genetische Vielfalt aus den Blüten verschiedener Exemplare nötig ist. Stammen die Pflanzen im Garten alle aus der gleichen Herkunft, ist die Keimkraft oft gering. Sie kann wohl auch verbessert werden durch „Impfen“ des Saatbeetes mit einer Handvoll „Adoniserde“ aus dem Garten des Bekannten.

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Adonisröschen pflanzen und pflegen

Legen wir also los: Die Samen Ende Mai milchreif ernten und sofort aussäen, dann keimen sie nach wenigen Wochen und bilden, wenn sie nicht vom Wurzelpilz dahingerafft werden, bis zum Herbst winzige Pflänzchen mit einer Überwinterungsknospe am Grund. Der Pilz, die „Schwarzbeinigkeit“, lauert leider in fast allen Gartenböden und wartet nur auf eine gute Gelegenheit. Geht es aber gut, dann sprießen im nächsten Frühjahr ansehnliche Jungpflanzen empor.

Adonis im eigenen Garten umpflanzen? Im März, noch vor dem Austrieb, vertragen es die gegen Störungen sehr empfindlichen Pflanzen, auch mit loser Wurzel an einen neuen Standort zu ziehen.

Drei Jahre später erscheint die erste Blüte. Nun wissen Sie, wie es geht. Aber ich verrate Ihnen noch: Mir selbst ist es bisher bei allem Ehrgeiz und Wissen nicht gelungen. Zurück zum Garten: Adonis lieben volle Sonne, mindestens bis 15 Uhr, leichte Hanglage, absolut sicheren Wasserabzug, sandigen Lehm mit Kalk (zum Beispiel Mörtelreste von Nachbars abgerissener Scheune!) und keine rabiaten Großstauden neben sich. Adonis mit losen Wurzeln braucht man gar nicht erst kaufen. Sie wachsen nicht an. Ein gut durchwurzelter Topfballen deutet auf Anzucht beim Gärtner hin und garantiert sicheres Anwachsen.

Adonisröschen. Foto: AdobeStock_christiane65
Das Adonisröschen in der Knospenphase – ein Vorzeichen für die kommende Blütenpracht. [Foto: AdobeStock_christiane65]

Wässern braucht man Adonisröschen außer nach dem Einpflanzen nicht. Auch Düngen ist meist überflüssig. So gibt es an den erwachsenen Pflanzen auch keine Krankheiten. Über Nichtblüher höre ich dennoch immer wieder Klagen. Irgendein Wunsch der Pflanze ist vermutlich nicht beachtet worden. Was soll ich da raten? Da hilft wohl nur: Nachsitzen und pauken fürs Pflanzenabitur.

Die liebe Verwandtschaft

Weniger kapriziös als unser heimisches Adonisröschen ist das recht ähnliche Amur-Adonisröschen (Adonis amurensis) aus Fernost. Die Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb im März, in milden Regionen auch schon im Februar. Es hat gröber gefiedertes Laub, das schon im Juni wieder einzieht. Andere Arten kommen aus dem Mittelmeerraum. Sie sind oft nur einjährig, blühen rot oder weiß, je nach Aussaattermin zwischen Mai und August. Das Sommerblutströpfchen (Adonis aestivalis) einst eine beliebte Gartenblume, die man meist schon im Herbst aussäte, ist heute fast vergessen. Manchmal gibt es noch Saatgut. Einmal im Garten, erhält sich das Sommerblutströpfchen oft durch Selbstaussaat.

Adonisröschen. Foto: AdobeStock_Image Republic
Das Amur-Adonisröschen blüht noch vor dem Adonis vernalis. [Foto: AdobeStock_Image Republic]

Adonisröschen an den Oderhängen

Ein beliebtes Ausflugsziel sind die wilden Adonis-Wiesen an den brandenburgischen Oderhängen bei Lebus. Wilde Bestände von Adonisröschen sind selten und schon deshalb sehenswert. Lange Zeit galt das Geheimnis der Priesterschlucht als ein Geheimtipp, den man nur von den Einheimischen bekam: Am Rand des Oderbruchs, an der B112, liegt das Dörfchen Podelzig. Dort beginnt ein großer, eiszeitlicher Moränenwall, der Reitweiner Sporn. In ihn haben vor Jahrtausenden die Schmelzwässer eine tiefe Schlucht eingeschnitten, die landschaftlich reizvolle Priesterschlucht.

Ein ausgeschilderter Rundweg führt jetzt durch das Naturschutzgebiet. So aus der Nähe und so eindrucksvoll wie dort sind die Adonisröschen nirgends sonst zu sehen. Weitere Vorkommen gibt es in den Trockenrasengebieten am Heeseberg bei Helmstedt in Niedersachsen und in der Garchinger Heide nördlich von München. Noch ein Tipp für den Ausflug: Die Adonisblüten sind nur bei Sonne richtig weit geöffnet, bei Regen bleiben sie geschlossen.

DR. KONRAD NÄSER

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