Elfenblume – welch zarter Name für eine überaus wuchsfreudige Staude, die schwächere Partner durchaus bedrängt. Doch Moment mal, Elfenblume ist eben nicht gleich Elfenblume.
An der Einfahrt zu unserem Garten wächst eine 30 Meter lange Kante aus Roten Elfenblumen (Epimedium x rubrum). Jeder, der uns schon einmal besucht hat, kennt sie.
Vor 40 Jahren haben wir sie gepflanzt, und sie wachsen bis heute an dieser Stelle, begrenzt durch den Weg und beschattet von einer Spiräenhecke. Wir brauchen weder zu düngen noch zu jäten, sie werden nicht krank und sehen von April bis November gut aus.
Nur bei langanhaltender Sommertrockenheit gibt es etwas Wasser. Im Spätwinter schneiden wir alle Vorjahrsblätter weg. Das Laub der Spiräenhecke aber bleibt einfach liegen.
Mehr ist tatsächlich nicht zu tun. Die Blätter habe ich in diesem Jahr schon im Januar abgeschnitten, weil sich mittlerweile zwischen den Elfenblumen viele Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse eingefunden haben. Und die sollen ungestört durchtreiben können.
Das Epimedium-Sortiment ist groß geworden. Da gerät man auch schnell einmal an Arten, die mein anfängliches Lob durch allerlei Mängel in Frage stellen.
Mein Favorit bleibt auch deshalb das rot blühende Epimedium x rubrum. Es ist langlebig und winterhart, es passt sich an viele Böden an, wuchert kaum und zeigt beim Austrieb und im Herbst eine schöne, auffallend bronzene Blattzeichnung.
Doch ich schätze auch die Algerische Elfenblume (Epimedium perralderianum). Sie blüht gelb und bildet kompakte, ca. 30 cm hohe Horste, die nur langsam in die Breite wachsen, dann allerdings so dicht, dass Nachbarpflanzen verdrängt werden können.
Aber ich weiß, dass Floristen die stabilen, immergrünen Blätter sehr begehren. Nach einigen Jahren bildet diese Art eine robuste, dichte Bodendecke. Im Handel wird meist die von ihr abstammende, gedrungen wachsende Sorte ‘Frohnleiten’ angeboten.
Andere Elfenblumen erfordern etwas mehr Aufmerksamkeit bezüglich Schatten und Bodenfeuchte, entfalten aber, wenn diese Wünsche erfüllt sind, einen ganz eigenen Zauber.
Noch ziemlich unbekannt ist eine ganze Gruppe asiatischer Arten, mit denen es bisher wenig Gartenerfahrung gibt. Doch probieren Sie auch die Neuen: Epimedium acuminatum, davidii, sagittatum, stelluatum ‘Wudang Star’. Wer sie sichtet, sollte mutig zugreifen.
Einen geschützten Platz unter Gehölzen mögen sie alle. Das hängt mit dem empfindlichen Frühjahrsaustrieb zusammen, der in unseren Breiten ab und zu von April-Nachtfrösten eiskalt erwischt wird. Die Blüte fällt dann für ein Jahr aus. Die Blätter erneuern sich allerdings rasch.
Elfenblumen haben ein erstaunliches Wurzelsystem: Sie erobern neuen Lebensraum mit flach unter der Erdoberfläche wachsenden Stängelausläufern (Rhizomen). Nach unten senden sie 10 bis 30 cm tief ein engmaschiges Geflecht feiner Faserwurzeln. Mit ihrer Wurzeldichte sind sie selbst gegen viele Gehölze konkurrenzstark.
Etwas Humus im Boden, der durch Falllaub entsteht, stärkt ihre Lebenskraft sichtbar. Mein vier Jahrzehnte alter Pflanzstreifen im Schatten der Spiräen ist der quicklebendige Beweis dafür.
Dr. Konrad Näser
Untrennbar ist sein Name mit der bekannten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden. Als Züchtungsleiter trat Dr. Konrad Näser nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen.