Gartendisteln können echten Schönheiten sein. Ob Edeldistel oder Kugeldistel, wer die stacheligen Gartenpflanzen als Unkraut bezeichnet, tut ihnen Unrecht. Mit ihren bizarren Blütenköpfen ziehen sie alle Blicke auf sich.
Haben Sie schon einmal von Miss Willmott gehört? Nein? Dann sollten Sie die Dame unbedingt kennenlernen: Miss Willmott, 1858 in England geboren, war Gärtnerin mit Leidenschaft und ein einflussreiches Mitglied der Royal Horticultural Society. In ihren Gärten kultivierte die wohlhabende Lady mehr als 100.000 verschiedene Pflanzenarten.
Miss Willmott hatte eine ziemlich eigenartige Marotte, die sie berühmt machte.
War sie in einem fremden Garten zu Besuch, verstreute sie heimlich ein paar Samen des Elfenbein-Mannstreus (Eryngium giganteum), einer imposanten Edeldistel-Art mit silbergrauen, kegelförmigen Blütenköpfen und filigranen, hübsch geaderten Hüllblättern.
Wenn die Gartenbesitzer ein, zwei Jahre später die auffällige Staude entdeckten, erinnerten sie sich, dass Miss Willmott an dieser Stelle vorbeispaziert war – irgendwie geisterhaft, das Ganze. Und so kommt es, dass Eryngium giganteum den Briten als „Miss Willmott’s Ghost“ bekannt ist. In England trifft man recht oft auf die außergewöhnliche Pflanze, bei uns sieht man sie eher selten.
Überhaupt sind die Edeldisteln (Eryngium), zu der auch das Elfenbein-Mannstreu gehört, eher etwas für Gärtner mit einem Faible fürs Extravagante.
So manch einer stempelt die distelähnlichen Pflanzen mit den harten, dornigen Blättern einfach als Unkraut ab. Es kommen auch nur einige wenige Arten und Sorten als Zierpflanzen in den Gärten zum Einsatz.
Tatsächlich aber ist die Gattung Edeldistel, auch als Mannstreu bekannt, mit rund 230 Arten recht groß. Man findet sie in allen gemäßigten und warmen Klimazonen, wobei die Artenvielfalt in Südamerika am größten ist. In Europa sind etwa 26 Arten heimisch.
Die zwei- bis mehrjährigen Edeldisteln haben für gewöhnlich kurzgestielte Einzelblüten, die zu zylindrischen oder kugeligen Köpfen zusammengezogen und oft von einem Kragen aus dornigen, harten, stark geteilten Hüllblättern umgeben sind. Die Blüten sitzen an aufrechten Stängeln über lederartig festen Blattrosetten.
Je nach Art oder Sorte sind die Blüten und ihre Hüllblätter weißlich, bläulich oder grünlich gefärbt. Floristen verwenden die bizarren Pflanzen deshalb sehr gern, egal ob frisch oder getrocknet. Bienen und Co. fliegen ebenfalls auf die schönen Blüten.
Neben dem schönen Elfenbein-Mannstreu bieten die Staudengärtnereien eine Handvoll weiterer Garten-Arten und -Sorten an:
Das Spanische Mannstreu (Eryngium bourgatii) beeindruckt mit kobaltblauen Blüten und stahlblauen Hüllblättern. Das Yuccablättrige Mannstreu (E. yuccifolium), schmückt sich nicht nur mit zahlreichen grünlich-weißen Blütenköpfen, seine Blätter ähneln wirklich denen einer jungen Yucca.
Auch E. variifolium mit seinen langen, dornigen, silbrigweißen Hüllblättern ist ein Hingucker. Das Flachblättrige Mannstreu (E. planum) und seine Sorten ‘Blaukappe’ und ‘Blauer Zwerg’ gefallen mit vielen kleinen Blütenköpfen.
Ebenso bizarr und schön wie die Edeldisteln sind die Kugeldisteln (Echinops). Von der etwa 120 Arten umfassenden Gattung sind nur zwölf in Europa heimisch.
Die Variante der Gartendisteln mit den hübschen Kugeln haben stahlblaue, violettblaue oder silberweiße kugelige Blüten. Die gefiederten Blätter sind je nach Sorte von graugrüner, graublauer oder silbriger Farbe.
Sehr beliebt ist E. bannaticus ‘Taplow Blue’. Sie imponiert mit intensiv blauen Blütenkugeln und tief eingeschnittenem, silbrigem Laub. E. ritro und die Sorte ‘Veitch’s Blue’ haben ebenfalls blaue Blüten, die Sorte wächst niedriger als die Art und ist stachellos. Mit großen weißen Blüten und rötlichem Stängel schmückt sich E. sphaerocephalus ‘Arctic Glow’. Sie bleibt mit 80 bis 100 Zentimeter Höhe viel kompakter als die Art.
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Die stacheligen Gartendisteln sind alle recht robust und pflegeleicht. Sie sollten aber windgeschützt und sonnig stehen, auf durchlässigem, tiefgründigem Boden. In mediterranen Pflanzungen, Kiesgärten und Präriebeeten sind sie daher bestens aufgehoben. Sehr schön wirken sie in Kombinationen mit Gräsern.
Die meisten Kugeldisteln und Edeldisteln sind winterhart. In kälteren Regionen ist eine Reisigabdeckung sinnvoll. Bei Arten wie Echinops bannaticus, die sich stark durch Selbstaussaat vermehren, sollten Sie die Blütenköpfe noch vor der Samenbildung abschneiden. Meist fördert ein Rückschnitt auch eine zweite Blüte.
Wer nicht schneidet, kann sich bis weit in den Winter an den extravaganten Blütenständen erfreuen – raureifüberzogen oder schneebedeckt ein zauberhafter Anblick. Die Vögel sind natürlich dankbar für die zusätzliche Futterquelle.
Schade, dass sich viele Echinops- und Eryngium-Sorten nur über Wurzelschnittlinge vermehren lassen – so mancher Gartengeist würde sicher gern sein Unwesen treiben.
Autorin: Monica Lietzau