Sein betörendes Aroma liegt jedem in der Nase. Wer noch keinen Lavendel im Garten hat, kennt zumindest das Säckchen im Kleiderschrank. Doch welche Sorten sind wirklich gut? Und was brauchen sie für ein langes Leben?
Manchmal hat die Erderwärmung auch ihre guten Seiten. Immerhin verleitete sie den Geographen Dr. Simon Charlesworth dazu, sich vor über 20 Jahren beruflich mit der äußerst hitze- und trockenheitsverträglichen Pflanzengattung Lavandula zu beschäftigen. Sein „Love-ndel“, wie er ihn liebevoll nennt, ließ ihn seither nicht mehr los.
Mittlerweile betreibt Charlesworth die bekannteste und umfangreichste Lavendelgärtnerei Großbritanniens, die Downderry Nursery. Sie liegt eingebettet in einen alten ummauerten Viktorianischen Garten, wo den Pflanzen geschützte Wachstumsbedingungen geboten werden.
Die gebürtigen Südeuropäer wissen das sehr zu schätzen, denn so robust und wenig krankheitsanfällig sie auch sind: Die kalten und vor allem nassen Winter unserer nördlicheren Gefilde machen ihnen doch zu schaffen.
Wirklich winterhart ist sowohl in England als auch in unseren Gärten daher nur der Echte Lavendel, Lavandula angustifolia
. Und selbst von ihm kommen nicht alle Sorten in den rauen Lagen Deutschlands gleichermaßen zurecht.
Als sehr zuverlässig gelten die weit verbreitete, dunkelviolette Sorte Hidcote
(30 bis 40 cm), sowie Siesta
, Munstead
, Jamlitz
und Lumière des Alpes
. Sie alle blühen blauviolett, mal heller, mal dunkler, erreichen aber unterschiedliche Wuchshöhen zwischen 30 und 70 cm.
Daneben tummeln sich zahllose weitere Sorten auf dem Markt, auch in romantischen Rosa- und Weißtönen wie Little Lottie
(zart rosa, bis 35 cm), Nana Alba
(weiß, bis 35 cm) oder die bis zu 70 cm hohe Blue Mountain White
. Mit einer leichten Schutzhaube aus Koniferenzweigen kommen auch sie meist sicher über den Winter.
Wer weitere Vielfalt sucht, wird unter den Lavendelhybriden fündig. Da sind die Lavandula x chaytorae – Sorten mit ihrem hübschen, silbrig-wolligen Laub. Oder die Sorten des Provence-Lavendels (Lavandula x intermedia
), die auf einen hohen Anteil ätherischer Öle gezüchtet wurden und daher besonders große, stark duftende Blüten besitzen. Auch ihr hoher, filigraner Wuchs macht sie attraktiv. Sie unbehelligt über den Winter zu bringen bleibt selbst mit Mulchdecke und schützender Strohmatte stets ein Abenteuer.
» Ein Traum aus Duft und Farbe: Flieder
Durchlässig muss der Standort sein. Und sonnig. Das sind die entscheidenden Voraussetzungen für eine erfolgreiche Lavendelkultur. Viel eher als in frischem Lehmboden gedeihen die Hungerkünstler in magerem, trockenem Sand, sofern dieser mit ein wenig Kalk aufgebessert wurde.
Kalkschotter kennen sie ohnehin von ihrem Naturstandort in Südeuropa. Zudem ist der richtige Rückschnitt ausschlaggebend für ein langes Lavendelleben. Können diese Anforderungen gewährt werden, steht einer vielseitigen Verwendung des hübschen Halbstrauches nichts im Wege, sofern die Winter eben nicht gar zu streng und feucht sind.
Eine ganze Reihe sehr kleinwüchsiger, schön kompakt wachsender Lavendel bietet sich für niedrige Beeteinfassungen oder auch größere Balkonkästen an. Die tief dunkelvioletten Sorten Hidcote
und Peter Pan
, die hellviolette, weithin leuchtende Blue Cushion
oder die weiße Nana Alba
zum Beispiel werden kaum größer als 35 cm.
Für etwas höhere Wegeinfassungen um die 50 cm empfiehlt sich neben den Favoriten Siesta
, Munstead
und Jamlitz
auch Dwarf Blue
, die mit besonders kompaktem Wuchs überzeugt. Pro laufendem Meter reichen 3-4 Pflanzen völlig aus, um mit der Zeit eine dichte Dufthecke zu bilden.
Apropos Duft: Obwohl jeder Lavendel unsere Nase umschmeichelt, gibt es zwei, drei Kandidaten, die sich hier besonders hervortun. Neben den leider so empfindlichen Lavandula x intermedia
-Hybriden erscheint vor allem Imperial Gem
(dunkelviolett, bis 60 cm) besonders aromatisch. Mit dieser Wuchshöhe macht er sich sehr gut im Staudenbeet, vielleicht zusammen mit Folgate
, der bereits ab Anfang Juni seine hellblauen Blüten hoch über die graugrünen Laubkissen schiebt. Möglichst in Reichweite des Sitzplatzes.
Autorin: Kerstin Ackermann
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