Die hochgewachsene Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis) ist eine unkomplizierte zweijährige Pflanze, die mit ihren leuchtend gelben Blüten besticht. Wenn man sie lässt, breitet sie sich fleißig im Garten aus. Doch in der Wildpflanze schlummert nicht nur gestalterisches Potential, es verstecken sich auch ungeahnt vielfältige Verwendungsmöglichkeiten, die wir Ihnen vorstellen möchten.
Nachtkerze – voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten
Oenothera biennis hat sich auf großen Teilen der Erde ausgebreitet. Die Gewöhnliche Nachtkerze wächst in Nordamerika, Vorderasien, Neuseeland und Europa. In Mitteleuropa begegnet man der Art oft an Wegrändern, auf freien Brachflächen oder in Steingruben. Etwa 1620 trat sie erstmals die Reise aus ihrem Heimatkontinent Nordamerika nach Europa an. Genau genommen ist sie hierzulande also nicht heimisch, wird aber aufgrund ihrer weiten Verbreitung oft als solches wahrgenommen.
Die Nachtkerze ist eine zweijährige, krautig wachsende Pflanze. In ihrem ersten Standjahr bildet sie zunächst eine dem Boden aufliegende Blattrosette sowie eine senkrechte Pfahlwurzel aus. Im darauffolgenden Jahr verholzt die Wurzel und der Blattrosette entsprießt ein aufrechter Stängel, der sowohl weitere Blätter als auch die Blüten trägt.
Die hellgrünen Blätter stehen grund- und wechselständig an den hohen Stängeln verteilt. Während diese sich im Wachstum befinden, bilden sie nach und nach immer mehr grüne Blütenknospen. Ab Juni öffnen sich dann die ersten zarten Schalenblüten. Die Farbe der Blütenblätter variiert zwischen pastelligem Hellgelb und kräftigem Zitronengelb.
Die Blütezeit kann sich zwar über den ganzen Sommer und bis zum Herbst erstrecken, die einzelnen Blüten sind allerdings äußerst kurzlebig und führen ein exklusives Nachtleben. Mit Eintritt der Dämmerung öffnen sie sich innerhalb weniger Minuten und nur für ein einziges Mal. Der nun austretende, betörende Duft lockt nachtaktive Falter und frühe Bienen im Morgengrauen an.
Bereits am Vormittag ist das Spektakel vorüber und die Blüten lassen die Köpfe hängen, nur um in der nächsten Nacht von ihren Nachfolgern abgelöst zu werden. Aus den befruchteten Blüten entstehen kleine Schotenfrüchte, die jeweils zahlreiche Nachtkerzensamen enthalten.
Die Nachtkerze ist recht anspruchslos, was ihren Standort betrifft. Ideal sind sandige und eher trockene Böden, in denen das Wasser ungehindert abfließen kann. Ein vollsonniges Plätzchen bekommt ihr besonders gut, doch auch im Halbschatten wächst und gedeiht sie mühelos.
Da es sich bei der Gewöhnlichen Nachtkerze um eine zweijährige Pflanze handelt, werden meist nur ihre Samen vertrieben. Das Saatgut können Sie ab Ende März, bzw. Mitte April bis Anfang Mai im Garten ausbringen. Die Samen werden ein bis zwei Zentimeter tief gesetzt.
Weitere Pflegemaßnahmen sind nicht nötig, denn Oenothera biennis kommt bestens ohne gärtnerische Hilfe zurecht.
Ja, denn die Art ist – auch im Vergleich zu anderen Arten – sehr winterhart und robust. Sie benötigt darum keinen zusätzlichen Frostschutz.
Selten können Pilzkrankheiten, zum Beispiel der Falsche Mehltau, an der Nachtkerze auftreten. Diese werden meist durch eine feucht-kühle Witterung gefördert. Ein vollsonniger Standort wirkt daher schon vorbeugend.
Nachtkerzen machen sich gut auf mageren Wildwiesen, in Natur- und Bauerngärten oder als dynamische Zwischenpflanzung wiesenähnlicher Staudenarrangements – beispielsweise inmitten von Lupinen, Wiesen-Storchschnabel und Wiesen-Margerite.
Was vielen außerdem nicht bekannt ist: Beinahe alle Teile der Gewöhnlichen Nachtkerze sind essbar. Das aus den Samen gewonnene Nachtkerzenöl enthält gesunde Fettsäuren, wird gerne in der Küche, aber auch in der Naturheilkunde eingesetzt. Sogar die Blüten kann man essen, beispielsweise als pikante Salatzugabe. Und in der Nachtkerze steckt sogar ein beinahe in Vergessenheit geratenes Wurzelgemüse. Nachtkerzenwurzeln enthalten reichlich Vitamin C und sind auch aufgrund ihres Stärkegehalts äußerst nahrhaft. Man kann sie roh oder gekocht verzehren.
Wichtig hierbei: Wenn Sie die Wurzeln der Nachtkerze ernten möchten, tun Sie dies noch im ersten Jahr, also bevor die Blüten angesetzt werden. Die gesamte Pflanze lässt sich meist problemlos aus der Erde ziehen.
LUISA ROTH
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