Aber ja, die Staudensonnenblumen sind prächtige Pflanzen, bestens geeignet für einen Präriegarten. Unser Garten aber hat viel Schatten. Es gibt nur wenige Plätze, wo sie so richtig gut gedeihen.
„Haben Sie denn Lemon Queen?“ Denkwürdige Frage, ich erlebe immer wieder, dass Besucher sich unseren Garten als eine vollständige botanische Sammlung vorstellen.
Dann verweise ich gern schon mal auf die großen Sichtungsgärten, oder ich schicke sie nach nebenan in den denkmalgeschützten Karl-Forster-Garten.
Eine mit offensichtlich frischen Pflanzenkenntnissen von einem anderen Gartenbesuch ausgestattete Besucherin kam da vergangenes Jahr auf mich zu und rief: „Haben Sie denn Lemon Queen?“ Vermutlich sah ich nach diesem „Überfall“ etwas verdutzt aus, denn sie legte sofort nach:
„Was, die kennen Sie nicht? So etwas Schönes muss man einfach kennen!“
In meinem Kopf schwirrten die Gedanken: ‘Lemon Queen’ als Sorte gibt es bei einigen Stauden wie. bei Trollblumen und Sonnenblumen, sicher auch bei Iris und Taglilien. Was also meinte die Besucherin? Es war September, da kam eigentlich nur die Stauden-Sonnenblume, Helianthus microcephalus ‘Lemon Queen’ in Betracht.
„Ja, die habe ich“, antwortete ich schließlich.
Wir gingen zu meiner Staudensonnenblume hin. Aber wie sah die Angebetete aus? Tagesform mangelhaft, bei mir im trockenen Halbschatten: wenige Blüten, leichter Mehltaubefall, wahrlich keine umwerfende Schönheit. Nun stellte sich heraus, dass die Besucherin ihre neue Favoritin in Süddeutschland am Rand eines sonnigen Präriegartens gesehen hatte. Dort war ‘Lemon Queen’ an Pracht nicht zu überbieten. Sie war mannshoch, ebenso breit und voller leuchtend zitronengelber Blüten – ein Sinnbild für Licht und Lebensfreude ist. Hierzulande, wohlgemerkt, obwohl sie doch aus der nordamerikanischen Flora kommt.
Alle Sonnenblumen sind „Amerikaner“, vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten einst nach Europa eingeführt. Die einjährigen „echten“ Sonnenblumen (Helianthus annuus) wachsen bei uns im Garten nach dem Prinzip der Selbstaussaat und sind im Herbst nicht nur Meisenfutter, sondern auch beliebte Schnittblumen für den Strauß an der Haustür.
Die Staudensonnenblumen allerdings sind viele Jahre ausdauernd. Ihre Korbblüten bleiben klein, erscheinen dafür aber in großer Zahl. Eigenartiger Weise geht Ihre Gartenverbreitung schleppend voran, obwohl sie einen hohen Schmuckwert haben und ausgezeichnete Schnittblumen liefern. Die Ursache mag sein, dass viele Arten zum Wuchern neigen. An Acker- und Wegrändern taucht im Herbst ein „Gartenflüchtling“ auf, eine hohe gelbe Staudensonnenblume, die mit den kräftigen Stängeln gar nicht als solche erkannt wird.
Es ist der Topinambur (Helianthus tuberosus). Mit seinem starken Ausbreitungsdrang nistet er sich gelegentlich außerhalb der Anbauflächen ein und übersteht dort dank seiner Winterhärte auch lange Frostperioden. Und dann ist da noch eine zweite wuchernde Art, die Steife Sonnenblume, Helianthus pauciflorus, syn. Helianthus rigidus. Vor 50 Jahren war sie noch eine beliebte Bauerngartenstaude, von der Karl Foerster sagte: „Wer sie hat, hat sie für immer“. Doch in diesem Fall irrte der Altmeister! Ich habe sie aus unserem Garten wegen ihres ungebührlichen Ausbreitungsdrangs verbannt, obwohl ihre gelben Blüten auffallend schöne und haltbare Schnittblumen waren.
Da schätze ich schon eher eine andere, nicht so stark wuchernde Art, Helianthus decapetalus. Sie benimmt sich viel besser, ist aber auf leichten Böden nicht absolut frosthart. Attraktive Sorten sind ‘Capenoch Star’, ‘Meteor’ und die gefüllte ‘Soleil d’Or’. Die Weidenblättrige Sonnenblume, Helianthus salicifolius, könnte dagegen für große Gärten zum Favoriten werden. Sie ist eine ornamentale Blattstaude. Die gelben, dunkel geäugten Blüten im Herbst, in 2,50 m Höhe, braucht man eigentlich gar nicht. Sie passt mit ihrem Aussehen ans Wasser. Sie wächst aber auch auf trockenem Boden, wuchert kaum – also eine ideale Gartenstaude, wenn, ja wenn sie standfest wäre.
Ist sie aber nicht, sie biegt sich elegant über alle Nachbarpflanzen, die dann unter dieser Riesin verschwinden. Schade! Es gibt neuerdings eine straff stehende Variante, Helianthus salicifolius var. orgyalis. Doch zurück zu unserer Prärie-Sonnenblume ‘Lemon Queen‘. Sie ist tatsächlich die brauchbarste Gartenstaude aus der Gattung Helianthus, winterhart, nicht wuchernd, lange blühend. Eine echte Queen eben. Leider kursieren da und dort Sämlings-Nachzuchten, die nicht die volle Schönheit erreichen. Schade, meine ich und hoffe, Sie geraten an die „echte Staudensonnenblume“.
Dr. Konrad Näser
Wie wäre es mit einem blauen Farbe neben der Staudensonnenblume? Wir empfehlen Ihnen den Rittersporn. Haben Sie schon mal was von der Sorte Atlantis gehört? Lesen Sie hier mehr zum Rittersporn.