Nicht zu verwechseln ist diese besondere Gartenform mit Schottergärten, den zurecht in Verruf geratenen, ökologisch minderwertigen Steinwüsten, die so manchen Vorgarten zieren. Steingärten bieten robusten alpinen Pflanzenarten eine Heimat und sind schöne Alternativen zum oft gesehenen Bauerngartenbeet. Was aber ist zu beachten, wenn Sie erfolgreich einen artenreichen Steingarten anlegen wollen?
Der älteste Steingarten Europas befindet sich im Chelsea Physic Garden, London. Im Jahr 1773 wurde der heute unter Denkmalschutz stehende Garten angelegt. Verwendung fanden dabei unter anderem isländisches Vulkangestein wie Basalt, Feuersteine und Kreide. Auch Steine aus Abbrucharbeiten des Tower of London wurden für die Gartenanlage recycelt. Während der Steingarten in England bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts boomte, brauchte der Rest Europas etwas mehr Zeit, um sich mit dieser speziellen Gartenart anzufreunden. Doch auch hierzulande kam es irgendwann zur regelrechten Steingarten-Modewelle. Mittlerweile liegt dies schon wieder einige Jahre zurück. In den 10er-Jahren haben sich stattdessen karge Steinwüsten in den Vorgärten breit gemacht.
Ein echter Steingarten hat damit aber wenig zu tun.
Leider denken beim Steingarten viele an monoton gestaltete Stein- und Kiesflächen, zwischen denen sich entweder gar keine Pflanzen oder höchstens vereinzelte Gräser, Buchskugeln oder Nadelsträucher befinden. Das sind aber eigentlich Schottergärten. Zu Recht werden deren schädlichen Auswirkungen auf das Ökosystem kritisiert.
Schottergärten: Nicht nur ökologisch wertlos, sondern auch teilweise verboten
In einigen Bundesländern (Baden-Württemberg, Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt) sowie einigen Kommunen sind die „Gärten des Grauens“ sogar bereits ausdrücklich verboten, da sie keinerlei Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten und außerdem zur zunehmenden Flächenversiegelung beitragen, was verhindert, dass Regenwasser abfließen kann. Außerdem heizen sich die Steine im Sommer stark auf und beeinflussen so das Mikroklima negativ. Pflegeleicht sind sie ohnehin auch nicht, da sie zur schnellen Vermoosung neigen und damit aufwändige Wartungsarbeiten nötig machen.
Echte Steingärten werden stattdessen äußerst artenreich gestaltet. In breit aufgestellten Staudengärtnereien finden sich unzählige Steingartenstauden – dabei gibt es viele Schätze zu entdecken. Nach alpinem Vorbild werden im Steingarten verschiedenste Gesteine dafür genutzt, einen optimalen Standort für Gebirgsarten und andere trockenresistente Pflanzen zu schaffen.
Eine gute Vorbereitung ist beim Anlegen eines Steingartens essenziell. Denn nur so wird die Fläche zum pflegeleichten Gartenareal und die Pflanzen können optimal gedeihen. Wählen Sie also unbedingt einen vollsonnigen Standort – am besten Süden oder Südwesten. Sanfte Hanglagen lassen die Pflanzenarrangements nicht nur optisch gut zur Geltung kommen, sondern sorgen auch für einen optimalen Wasserabzug. Steingartenpflanzen bevorzugen nährstoffarme Böden. Außerdem vertragen sie keine Staunässe. Eine Kiesschicht, die als Drainage fungiert, wird daher in etwa 30 Zentimetern Tiefe eingebracht. Weiterer Kies, Sand und gegebenenfalls etwas Kompost werden schweren und lehmigen Gartenböden beigemischt, um sie den Bedingungen der trockenheitsliebenden Arten anzupassen.
Ist die Fläche endlich ausgewählt und vorbereitet, geht es an die Auswahl der Steine – dem Grundelement eines Steingartens. Wählen Sie nicht ausschließlich schnell verwitterndes Gestein wie Kalk oder Dolomit, damit Sie möglichst lange etwas von ihrem Steingarten haben. Es bietet sich an, Gestein zu verwenden, das am Ort des Steingartens auch natürlich vorkommt, zumal auch die regionalen Steinbrüche solches Gestein günstig anbieten können. Dort werden eine Vielzahl an Mineralien angeboten: zum Beispiel Sand- und Kalkstein, Granit oder Vulkangesteine wie Basalt. Um das Auge nicht zu überfordern, gilt hierbei aber: Weniger ist mehr. Also beschränken Sie sich lieber auf ein oder nur wenige Gesteine. Für anspruchsvollere Steingartenenthusiast*innen kommen auch hochwertigere Steine wie Tuffstein (auch Muschelkalk genannt) infrage, die ideal für die empfindlicheren Arten sind, sich allerdings auch im oberen Preissegment bewegen.
Nicht nur mit der Gesteinauswahl, sondern auch mit der Steingröße können Sie Ihren Garten variantenreich gestalten. Denn eine Mischung aus vielen feinen und einigen groben Steinen sorgt für abwechslungsreiche Gartenbilder. So lassen sich dann auch ganze Hügellandschaften nachempfinden. Kleine Gruppen aus Steinen ähnlicher Größe wirken dabei besonders natürlich. Oder Sie setzen Akzente mit größeren Findlingen zwischen feinen Kiesflächen. Das “Steinsetzen” will wohl überlegt sein, schließlich sind die Möglichkeiten riesig. Nehmen Sie sich Zeit, bis Sie zufrieden sind.
Eine Schwierigkeit, die Steingartenpflanzen mit sich bringen, ist ihre vergleichsweise geringe Konkurrenzfähigkeit. Um sie vor wüchsigen Beetstauden zu schützen, ist es sinnvoll, den Steingarten etwa zwischen angrenzende Rasenflächen oder eingegrenzt von Wegen zu platzieren. Ein Standort fernab von möglichen Konkurrenten kann hier Abhilfe schaffen. Rabattenstauden und Kleinkräuter, aber auch Moose, sind bisweilen schnell, wenn es darum geht, neuen Lebensraum zu erobern.
Damit Bienen und anderen Insekten rund um das Gartenjahr auch im Steingarten Nahrung finden, sollten Blütezeiten aufeinander abgestimmt werden. Kombinieren Sie frühblühende Arten wie die Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris), Sommerblüher wie der Island-Mohn (Papaver nudicaule) oder die Gefüllte Felsennelke (Petrorhagia saxifraga) und spätblühende Arten wie Zwerg-Berg-Bohnenkraut (Satureja montana ssp. illyrica). Beim Einpflanzen geht man zunächst luftig-locker vor, um den einzelnen Pflanzen Potenzial zur Ausbreitung zu lassen. Gerade Polsterstauden wie Blaukissen (Aubrieta) oder Polsterphlox (Phlox subulata) legen noch einiges an Umfang zu. Setzen Sie die ersten Steingartenpflanzen daher in variierenden Abständen zwischen die Steine, als seien sie zufällig dort gewachsen.
Tipp: Steingartenpflanzen müssen nicht nur am Boden wachsen. Auch Flachdächer bieten ihnen die passende Mischung aus Trockenheit und Sonne. Robuste Arten wie Mauerpfeffer (Sedum acre) oder Steinwurz (Sempervivum sobolifera) fühlen sich auf aufgeheizten Dächern in der prallen Sonne wohl. Ebenso können Steingartenpflanzen auf Mauerkronen oder zwischen Steinen einer Trockenmauer eingesetzt werden.
In Zeiten des Klimawandels und zunehmenden Trockenphasen, die auch den Gartenpflanzen zu schaffen machen, werden Steingartenpflanzen immer wichtiger. Weitere Empfehlungen für trockenresistente Pflanzen finden Sie hier: Tipps und Gestaltungsideen zu trockenresistenten Pflanzen.
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