Früher liebevoll umsorgte Favoritinnen im Garten, waren die Dahlien eine Zeit aus der Mode gekommen: Plötzlich galten sie als bäurisch und altbacken, dabei oft auch zu grell und dominant in ihren Farben und Formen.
Dabei bringen Dahlien über einen langen Zeitraum Farbe in den Garten und sie sind auch ausgezeichnete Schnittblumen.
Die offen blühenden Dahlien sind außerdem bei Bienen sehr beliebt. Die winzigen Röhrenblüten der ungefüllten Dahlien wie zum Beispiel aus der Honka-Gruppe halten für Bienen wertvollen Nektar und Pollen bereit.
Wer also nicht nur sich selber, sondern auch den wertvollen Bestäubern etwas Gutes tun will, sollte ruhig einen Blick auf das riesengroße Dahlien-Sortiment werfen. Wer sich einen Eindruck von der Sortenvielfalt machen möchte, findet viele Anregungen in einem der Parks oder Schaugärten, in denen Dahlien eine große Rolle spielen.
Tatsächlich scheint es auf den ersten Blick nicht einfach, die geballte Farbgewalt der Dahlien natürlich in den Garten einzubinden. Am leichtesten gelingt das vielleicht mit den ungefüllten Sorten.
Ebenbilder ihrer offenherzigen Blütenschalen sind im Beet meist schon vielfach vertreten, finden sich bei Sonnenaugen, Margeriten oder Schmuckkörbchen wieder.
Dadurch wirken diese ungefüllten Dahlien gleich viel weniger exotisch und exaltiert als etwa eine Pompon-Dahlie, deren überaus kompakter Blütenball noch am ehesten an eine Rosenkugel erinnert.
Das ist schon eine erste Regel, um markante Pflanzen möglichst stimmig zu kombinieren: Wenn die Farben bunt durcheinandertönen, sollten ähnliche Blütenformen für etwas Ruhe im Tohuwabohu sorgen. Und umgekehrt: Wird neben der Lieblingsfarbe keine andere Nuance geduldet, sorgen unterschiedliche Blütenformen für Abwechslung.
Selbst die ungefüllten Dahlien geben da einiges her, auch wenn ihnen allen der offene Blütenboden, besetzt mit unzähligen kleinen Röhrenblüten und umkränzt von großen, bunten Zungenblüten, gemein ist:
✿ Da ist zum einen die Klasse der Halskrausen-Dahlien, bei denen sich in den äußeren Blütenblättern weitere kleinere Blütenblätter befinden, die zusammen einen zusätzlichen, meist andersfarbigen Blütenring bilden.
✿ Zum anderen die Stern- oder Orchideen-Dahlien (‘Honka’-Gruppe) mit einem dann doch etwas exotisch wirkenden Äußeren, das sie ihren eingerollten Zungenblüten verdanken. Ihnen dürfen gerne ein paar extravagantere Charaktere an die Seite gestellt werden wie Kaphyazinthen (Galtonia) oder Hakenlilien (Crinum).
✿ Drittens die Anemonenblütigen Dahlien, die durch ihre deutlich verlängerten Röhrenblüten fast gefüllt wirken. Ähnlich bizarr gebaute Partner wie Indianernesseln (Monarda) geben ihnen passendes Geleit.
✿ Und da sind die Einfachen Dahlien und die Päonienblütigen Dahlien mit der typischen, beschriebenen Form eines Korbblütlers.
Unter ihnen tummelt sich eine kleine, ganz besondere Truppe, die zwar keine eigene Dahlien-Klasse bildet, aber doch durch prägnante Merkmale zusammenzufassen ist: Die Bishop-Gruppe mit rotbraunem, manchmal beinahe schwarz wirkendem Laub und relativ kleinen Blüten – denen sie vielleicht ihre auffallend gute Standfestigkeit verdankt.
Den Auftakt zur klerikalen Erfolgsserie machte bereits 1928 der altehrwürde ‘Bishop of Llandaff’ mit halbgefüllten, leuchtend tomatenroten Blüten und dunklem, geschlitztem Laub. Über 70 Jahre lang war er alleiniger Würdenträger im Dahlienreich – bis Anfang des 21. Jahrhunderts ein ganzer Pulk junger Bischofsanwärter auf den Markt strömte. Allesamt mit intensivsten Blütenfarben, dunkelrotem Laub und einer Wuchshöhe von knapp einem Meter.
Für den Beetvordergrund scheiden Dahlien aus der Bishop-Gruppe wegen ihrer Höhe somit aus, perfekt aber bilden sie, etwa umwoben von Gräsern wie Chinaschilf (Miscanthus) oder Diamantgras (Calamagrostis), den fulminanten Hintergrund der Rabatte.
Auch andere, ähnlich filigran gebaute Pflanzen wie das Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis) oder hohe, zarte Astern wie ‘Schneetanne’ oder ‘Rosenquarz’ sind den Powerblühern ein passendes Geleit, sofern sie gleich im Pulk gesetzt werden. Um neben der Farbkraft der Dahlien bestehen zu können, müssen diese zarteren Pflanzen eben durch pure Blütenmasse glänzen.
Prachtstauden wie Phloxe oder opulente Sommerblüher wie Gladiolen schaffen es auch als Einzelpflanzen, der Dahlie Paroli zu bieten. Und immer passen, wie erwähnt, die einfachen Korbblütler: Mädchenaugen, Sonnenbräute, Sonnenaugen etwa.
Kombinationsmöglichkeiten gibt es unzählige. Schiefgehen kann kaum etwas: Dank ihrer Vielfarbigkeit (die Bischöfe punkten mit dunklem Laub, während etwa Halskrausen mit mehreren bunten Blütenkränzen glänzen) gelten Dahlien zu Recht auch als Brückenbauer im Staudenbeet. Von wegen „schwer zu kombinieren“!
Und sollte es doch mal nicht gefallen: Dahlienknollen müssen ohnehin jeden Herbst aufgenommen und frostfrei überwintert werden, um im nächsten Frühjahr erneut in den Boden zu kommen – dann am besten an einem anderen Platz als zuvor.
Kerstin Ackermann
Die opulenten Blüten der Anemonenblütigen Dahlien wirken in ihrer Pracht auf den ersten Blick gefüllt. Das würde bedeuten, dass ihre Staubblätter zu zusätzlichen Blütenblättern umgewandelt wären.
Doch zeichnen sich pollenbeladene Staubbeutel im Blütenschopf ab: Die sonst winzigen Röhrenblüten wurden hier einfach stark vergrößert, liefern somit reichlich Bienenfutter. Nicht so bei Ball-Dahlien, die gänzlich aus sterilen, eingerollten Blütenblättern besteht.
Pflanzzeit ist von Ende April bis spätestens Anfang Juni – wobei eine späte Pflanzung auch die Blüte nach hinten verschiebt. Grad wer neue oder besondere Sorten wie die Orchideen-Dahlien ausprobieren möchte, sollte nicht zu lange warten, denn zum Ende der Saison ist die Auswahl zwangsläufig nicht mehr so groß.
Dahlien brauchen einen vollsonnigen, gleichmäßig feuchten Standort und viel Futter. Geben Sie in das Pflanzloch eine gute Portion reifen Kompost mit. Setzen Sie die Knollen so tief, dass der Wurzelhals etwa 5 cm unter der Erdoberfläche liegt. Späte leichte Bodenfröste können den Knollen dann nichts mehr anhaben und höchstens den Austrieb schädigen.
Über das Jahr wird immer mal mit leichtem Flüssigdünger wie Brennnesseljauche zugefüttert. Doch übertreiben Sie es nicht: Bei zu viel Stickstoff werden selbst die standfesten Bishop-Dahlien kippelig und bedürfen einer Staudenstütze.
Haben nach der Blüte dann die ersten Winterfröste das Dahlienlaub geschwärzt, wird es höchste Zeit, die Knollen wieder aus der Erde zu holen.
Etikettieren Sie jede Knolle, schneiden Sie den Trieb auf 15 cm zurück, und lagern Sie die Knollen vorerst kopfüber an einem frostfreien Platz.
Nach einigen Tagen die getrocknete Erde entfernen und die Knollen für den Rest des Winters in Zeitungspapier eingepackt gerade frostfrei, aber möglichst kühl lagern.
Dahlien sind bei Schnecken extrem beliebt. Daher kann eine Voranzucht in Töpfen sinnvoll sein.
Viele Dahlien machen in ausreichend großen Töpfen auch auf dem Balkon oder der Terrasse eine gute Figur und bringen so über einen langen Zeitraum Farbe in den Topfgarten.
Weil das Dahliensortiment so groß ist, lassen sich auch einfachblühende Dahlien finden, die sich gut für Kübel eignen.