Unzählige Versuche hat Dr. Konrad Näser unternommen, um aus seinem Rasen eine Krokuswiese zu machen. Dann geriet der Wunsch in Vergessenheit. Kleine Frühlingsboten hatte er mittlerweile an anderen Plätzen zur Genüge. Doch plötzlich ist der Wunsch wieder da.
Wenigstens ansatzweise soll mir im Garten wohl auch gelingen, was in Naturparks, in Drebach im Erzgebirge, in Wörlitz und in Husum jedes Jahr so unvergleichliche Anblicke bietet. Krokuswiesen sind das Rührendste, was das eben beginnende Gartenjahr zu bieten hat.
Doch der Reihe nach. Ich will erst von den Anfängen erzählen. Und auch vom Scheitern. Eine Krokuswiese wünschte ich mir schon einmal vor sehr vielen Jahren. Gelbe Krokusse hatten wir immer zu wenige. Also: eine Tüte mit 20 gelben Krokussen gekauft und zu Hause in den Rasen gepflanzt. Nun konnte das Verwildern losgehen! Es ging nicht los. Trotz Verheißung auf der Tüte. „Zum Verwildern geeignet.“
Dieses Versprechen schien für mich nicht zu gelten. Von den angeblich zum Verwildern geeigneten Narzissen und Tulpen ganz zu schweigen. Mittlerweile, nach Jahrzehnten, haben sich die Frühjahrsblüher in unserem Garten ausgebreitet: Winterlinge, Schneeglöckchen, Scilla, Elfen-Krokus und sogar Märzenbecher. Allerdings nicht im Rasen.
Und ich habe gelernt: Mit zwanzig Zwiebelchen ein Verwildern beginnen zu wollen, setzt ein jugendliches Alter des Gärtners voraus, wenn er die blühende Wiese noch erleben will. Außerdem muss der Garten „reif“, also zur Ruhe gekommen sein. Häufiges Hacken, Graben und Umpflanzen behindert die Zwiebelblüher erheblich am Ausbreiten. Zudem muss der Standort für die jeweiligen Ansprüche passen.
In unserem Garten breiteten sich zuerst die Schneeglöckchen aus. Die ersten Zwiebeln stammten aus dem elterlichen Garten im Erzgebirge. Das allerdings war vor 50 Jahren. Schneeglöckchen verbreiten sich durch Sämlinge und Tochterzwiebeln. Nach und nach hatten sie sich in unserem Garten etabliert – bis der Grauschimmel kam. Innerhalb von zwei Jahren vernichtete er fast den gesamten Schneeglöckchen-Bestand, vornehmlich den im Rasen.
Dieser Befall ist an den grauen „Zipfelmützen“ auf den austreibenden Schneeglöckchenspitzen zu erkennen. Und das im Februar, wenn man noch gar nicht an Grauschimmel denkt.
Ich musste von vorn anfangen. Aber bloß nicht wieder im Rasen! Der wird intensiv gepflegt, es gibt reichlich Nährstoffe und Wasser, für Schneeglöckchen gefährlich.
Längst wird bei uns jedes befallene Schneeglöckchen sofort ausgegraben und samt anhaftendem Erdreich in die Tonne befördert. Nein, der gepflegte Zierrasen ist nicht der Vorzugsort zum Auswildern von Blumenzwiebeln. Eine naturnahe Wiese schon eher. Deshalb wachsen die bunten Frühjahrsblüher bei uns noch immer nicht freudig im Rasen, wo ich sie gern hätte, sondern in Massen unter den Gehölzen, in Hecken, zwischen den Stauden, an den Wegrändern und nun schon in den Pflasterritzen vor der Garage.
Der Elfen-Krokus, Crocus tommasinianus, einer aus dieser bunten Gesellschaft, kann aber mehr. Er hat sogar gelegentliches Einwandern in den Rasen gemeistert. Eine Krokuswiese aber ist es noch lange nicht! Im Nachbargarten dagegen, im schütteren Gras unter einem Walnussbaum werden die Krokusse von Jahr zu Jahr mehr.
So einen lila Krokusteppich im Gras will ich nun endlich auch bei uns haben. Und so habe ich Anfang März, in der Vollblüte der Elfen-Krokusse, den nächsten Versuch gestartet. Frühjahrsblumenzwiebeln lassen sich während der Blüte am besten verpflanzen. „In the green“, sagen die Engländer.
Eine Rasenbucht auf der Westseite unseres Hauses wurde zur Krokuswiese erklärt. Sie kann später beim Mähen ausgespart bleiben, bis die Krokusblätter vergilbt sind. Auch das Düngen und Wässern lässt sich dort ganz gut auf die Blumenzwiebeln abstimmen. Endlich habe ich meine Krokuswiese! Zwar im Schnellverfahren, aber mit der Hoffnung auf Dauer und sogar weiteres Ausbreiten.
Dr. Konrad Näser
» Sie läuten den Frühling ein: Schneeglöckchen
Untrennbar ist sein Name mit der bekannten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden.
Als Züchtungsleiter trat Dr. Konrad Näser nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen.
Lassen Sie sich von den Geschichten, Erfahrungen, Tipps eines leidenschaftlichen Staudengärtners einfangen und ermutigen.
Krokusse haben keine Zwiebeln, auch wenn sie umgangssprachlich meist den Zwiebelblumen zugeschlagen werden. Sie haben als Nährstoffspeicher eine unterirdische Knolle, die sich nicht in „Zwiebelhäute“ zerlegen lässt, wohl aber Tochterknollen bildet. Die Krokusse gehören wie zum Beispiel auch die Iris zu den Schwertliliengewächsen.