Ob wir von zu Hause oder im Büro arbeiten, eins wollen doch wir alle gern: eine ansehnliche Schreibtischumgebung, die uns motiviert und inspiriert. Dafür bieten sich einige Pflanzen ganz besonders an. Wer hier auf genügsame Arten setzt, spart sich sogar noch unnötige Zusatzaufgaben in Sachen Pflege.
Wo wir auch arbeiten, ob nun in unseren eigenen vier Wänden, am heimischen Schreibtisch oder vollausgestattet im Büro, wohlfühlen wollen wir uns während der Arbeit alle. Inzwischen haben sich mancherlei Vorzüge und Nachteile der häuslichen Wirkstätte herauskristallisiert, manche bevorzugen auch lieber das Büro. Und wie auch immer das Fazit für jede Einzelne ausfällt, unsere Arbeitswelt wird sich in Teilen dauerhaft wandeln. Zeit also, sich ein paar Gedanken zur Gestaltung des Umfeldes zu machen. Können Büropflanzen als Wohlfühlfaktor die Kreativität und den Schaffensdrang beeinflussen? Experten sagen eindeutig Ja.
Grünzeug macht produktiver
Dass Zimmerpflanzen das Raumklima verbessern, Staub binden, sogar Schadstoffe aus der Luft filtern, ist seit Längerem bekannt. Doch was macht es direkt mit uns, wenn wir in einer begrünten Umgebung arbeiten? Wissenschaftler der Universität Exeter untersuchten die Effekte grüner Büros auf die Wahrnehmung der Luftqualität, die Konzentrationsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit der Menschen mit eindeutig positiven Ergebnissen. Und, was vielleicht Arbeitgeber besonders aufhorchen lässt: Zwischen Pflanzen stieg auch das Engagement der Büroangestellten, da sie sich körperlich, geistig und emotional stärker in ihre Arbeit involviert fühlten.
Ergebnis: ein Produktivitätsplus um bis zu 15 Prozent!
Versierte Zimmergärtner werden keine Mühe haben, sich passendes Grün um den Schreibtisch zu arrangieren – und auch bereit sein, ihm dann die notwendige Pflege angedeihen zu lassen. Wer jedoch keine Lust auf ständiges Feuchthalten, Besprühen, Wasserschalen-Aufstellen und Braune-Blätter-Abzuppeln hat, setzt auf Büropflanzen mit einer respektablen Trockenheitstoleranz. Etwa auf solche, die sich im Laufe der Evolution ein internes Feuchtereservoir angeschafft oder mit hartleibigem, verdunstungshemmendem Laub ein dickes Fell zugelegt haben. Darunter finden sich viele altbekannte „Staubfänger“ wie die Palmlilie (Yucca elephantipes, Y. aloifolia) oder der Gummibaum (Ficus elastica), der zwar von der grazileren, eleganteren Birkenfeige (F. benjamina) lange Zeit verdrängt wurde, letztlich aber doch großzügiger über Pflegemängel hinwegsieht. Neue, kompakt wachsende und teils buntlaubige Sorten wie ‘Melany’, ‘Tineke’, ‘Belize’ oder ‘Australis’ passen sich auch beengteren Raumverhältnissen an.
Selbst der mal verschriene Bogenhanf (Sansevieria) wurde wieder aus dem Hut gezogen und erfreut sich schon länger größter Beliebtheit. Der Klassiker in zahlreichen Farbvarianten, und mehr noch sein neuer Partner, der Zylindrische Bogenhanf (S. cylindrica), wirken mit ihrer grafischen Blattstruktur wie grüne Skulpturen. Nichts bringt sie um – nur zu viel Wasser.
Dies ist übrigens das verbindende Merkmal sämtlicher hier vorgestellter Arten: Sie vertragen absolut keine Staunässe! Wer gießt, sollte dies ruhig gründlich tun, damit der Topfballen bis unten hin durchfeuchtet wird. Danach aber heißt es, Tee trinken, sich dem nächsten Projekt widmen und in der Zwischenzeit die Erde wieder deutlich abtrocknen lassen. Das kann dauern, soll es aber auch. Und falls vor lauter Arbeitseifer oder drängender Termine der nächste Gießgang glatt vergessen wird, nehmen die meisten Pflanzen auch diese Hürde mit Bravour: Dickbäuche wie der Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata), die wehrhaft bedornte, zudem giftige Madagaskarpalme (Pachypodium lamerei) oder die Glückskastanie (Pachira aquatica) können in ihren sukkulenten Stämmen große Mengen Wasser einlagern. Bei der Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia) sitzt das schwammartige Speichergewebe in den verdickten Blattstielen. Bei vielen anderen Sukkulenten findet es sich in den Trieben oder Blättern.
Für das (Heim-)Büro eignen sich vor allem Büropflanzen, die ganzjährig Zimmertemperatur mögen oder zumindest tolerieren. Dazu zählen Haworthien (Haworthia) und Gasterien (Gasteria), Zwergpfeffer mit fleischigem Laub (z. B. Peperomia ferreyrae, P. graveolens), sukkulente Wolfsmilch-Arten (z. B. Euphorbia lactea, E. tirucalli, E. trigona) und – toll in der Ampel – Korallenkaktus (Rhipsalis), Erbsenpflanze (Senecio rowleyanus) und Leuchterblume (Ceropegia woodii). Die meisten Kakteen dagegen sowie andere dekorative Trockenkünstler wie Echeverien, Dickblätter (Crassula) und Aloe vera brauchen im Winter einen kühleren Stand bei Temperaturen um 6–12 °C, sonst geraten sie unschön aus der Form, werden anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Man räumt sie im Herbst daher ins helle Gästezimmer oder Treppenhaus um. Und wie steht’s mit prächtigen Blüten im Homeoffice? Auch da trumpft eine alte Bekannte auf: die Schmetterlingsorchidee. Sofern den Phalaenopsis-Hybriden weder pralle Sonne noch ungeeignetes Substrat zugemutet werden, ist etwas Nachlässigkeit bei der Pflege, insbesondere beim Gießen, absolut kein Problem!
Flaschengarten – Gärtchen im Glasgefäß
In Gläsern mit kleiner Öffnung sind Pflanzen besser vor dem Austrocknen geschützt. Noch effektiver und verblüffend gut funktionieren hermetisch abgeschlossene Pflanzenterrarien. In ihnen kann sich ein selbst erhaltendes Ökosystem entwickeln, das über Jahre ohne Eingriff gedeiht – vorausgesetzt, die Wahl der Materialien und Pflanzen stimmen. Nur schwachwüchsige Arten wie Chinesische Feige (Ficus microcarpa), Mosaikpflanze (Fittonia), Fiederaralie (Polyscias filicifolia), Peperomien, Zwergfarne und Moose bleiben auf Dauer ausreichend klein.
Wichtig ist auch hier der Standort: sehr hell, aber nicht sonnig und nicht über der Heizung.
Die Lanzenrosette (Aechmea fasciata) wirkt etwas derb, ihre Blütenstände mit den rosafarbenen Hochblättern halten jedoch monatelang. Gegossen wird sie in größeren Abständen direkt in den Trichter aus silberschuppigen Blättern.
Der Wuschelschopf mit langen, überhängenden Trieben, auch Korallenkaktus (Rhipsalis) genannt, hat so gar nichts mit unserem Bild eines typischen Kaktus zu tun. Doch in puncto Trockenheitstoleranz steht der Wirrkopf seinen rundlichen Kollegen in nichts nach.
Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich bei der Aloe in jedem Fall. Denn die allseitsbekannte Echte Aloe (Aloe vera) ist nur eine unter vielen. Formschöner und attraktiv gezähnt bzw. gezeichnet sind z. B. auch die Blattrosetten von Aloe aristata, Aloe humilis, Aloe rauhii, Aloe variegata und Aloe squarrosa.
Junge Sukkulenten animieren unwillkürlich zum Sammeln. Die ganze Vielfalt ihrer Farben und Formen kommt in einheitlichen Töpfen besonders effektvoll zur Geltung. Während manche auf ewig klein bleiben, wachsen sich andere mit den Jahren zu großen Solitären aus.
Die Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia) ist beinahe omnipräsent. Das hat seinen Grund: Sie steckt auch wochenlanges Vernachlässigtwerden ohne Murren weg.
Die Schusterpalme (Aspidistra elatior) ist rundum anspruchslos. Sie verlangt weder viel Wasser noch Licht noch Wärme und kommt sogar mit trockener Heizungsluft zurecht. Nicht umsonst trägt sie im Englischen den Ehrentitel „Gusseisenpflanze“. Die weiß gefleckte ‘Milky Way’ mag es etwas heller.
Eine ganze Wand aus lebendigem Grün wirkt wie ein großes Poster. Diese vertikale Fläche atmet Büroluft ein und gibt sie, um CO2 und Giftstoffe reduziert, angenehm befeuchtet wieder ab.
Die Pflanzenwände und Raumteiler werden automatisch mit Wasser versorgt und kommen ganz ohne Erde aus. Sie reduzieren schon beim Betrachten den Stress, erinnern an Landschaften und erstaunen mit ihrer lebendigen Fülle. Alternativ zu den Wänden aus vielfältigen Pflanzengesellschaften gibt es auch Mooswände für Innenräume. Wenn es um ein gutes Arbeitsklima geht, sind Pflanzen nun einmal die idealen Mitarbeiter.
Sie wollen es besonders unkompliziert, möchten auf die Vorteile von Büropflanzen aber nicht verzichten? Dann ist unsere besonders pflegeleichte Variante sicher etwas für Sie.
Einfach zwischen einigen Lagen Zeitungspapier und ein paar Büchern schöne Blätter, Blüten oder Wedel pressen. Diese dann in geeigneten Bilderrahmen platzieren.
Tipp: Fixieren Sie die gepressten Pflanzen rückseitig mit doppelseitigem Klebeband, damit nichts verrutscht.
SASKIA RICHTER
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