Hyazinthen, kleine Tulpen, Narzissen oder Traubenhyazinthen, die mitten im Winter für Frühlingsstimmung sorgen – die Blumenzwiebeltreiberei macht’s möglich.
An dunklen, kalten Tagen, an denen alles nur kahl und grau in grau erscheint, kommt einfach Lust nach bunten Frühlingsblühern auf. Die Natur lässt sich zwar nicht auf den Kopf stellen, aber mit vorgetriebenen Blumenzwiebeln können Sie es zumindest in Ihrer Wohnung schon viel früher Frühling werden lassen. Innerhalb von nur acht bis zwölf Wochen schaffen es die jetzt noch schlummernden Frühlingsboten, sich ins Rampenlicht Ihrer Wohnung zu schieben. Wer dies jedoch mit seinen im Keller eingelagerten Blumenzwiebeln versucht, der wird meist schwer enttäuscht. Diese Zwiebelblumen haben nämlich keinen Winter erlebt, ihnen fehlt der für das Blütenschieben erforderliche Kältereiz. Sie bilden dann höchstens ein paar klägliche Blätter.
Im Gartenfachhandel bekommen Sie aber eine bunte Auswahl an Hyazinthenzwiebeln, denen durch Temperaturbehandlungen der Winter schon vorgegaukelt worden ist. Es gibt auch einige andere Blumenzwiebeln, die sich gut zum Vortreiben eignen: Narzissen in leuchtenden Gelbtönen wie etwa ‘Tête-à-Tête’ sowie ‘February Gold’ oder Tulpen in warmen Rot- und Orangenuancen wie ‘Prinses Irene’ (orange, purpurrot geflammt) bzw. ‘Arma’ (kardinalrot). Süßen Duft versprühen vorgezogene Hyazinthen der Sorten ‘Homerus‘ (rot), ‘Blocksberg‘ (blaugefüllt) oder ‘Blanchard‘ (weiß). Und natürlich können Sie mit den farbenfrohen Frühlingsboten auch individuelle Farbinseln für die Wohnung kreieren. Sehr auffallend sind Farb-Paare aus Rot und Grün oder Orange bzw. Gelb und Blau.
Die Farbwirkung der Hyazinthen ist besonders gut, denn jeder Blütenstand besteht aus vielen dicht an dicht stehenden Einzelblüten. Ihr Duft ist sehr stark und schon einige blühende Hyazinthen können einen Raum damit füllen. Nicht jeder mag diesen intensiven Duft, der besonders bei blau blühenden Sorten sehr ausgeprägt sein kann, Dann sind rosafarbene wie ’Pink Pearl’ oder weiß blühende wie ’White Pearl’, die nicht so intensiv duften, eine Alternative.
Die Hyazinthe war im 18. Jahrhundert ganz groß in Mode.
Im 16. Jahrhundert hatte sie vom Nahen Osten aus, wo sie zum Beispiel in Syrien und im Libanon wild wächst, ihren Weg nach Europa gefunden. Ähnlich wie die Zwiebeln von Tulpen waren sie zeitweise besondere Kostbarkeiten. In Frankreich war es Mitte des 18. Jahrhunderts modern, Hyazinthen im Garten zu haben. Auch in den königlichen Gärten von Versailles wurden Hyazinthen gepflanzt. Die Begeisterung für Hyazinthen war so groß, dass es um 1800 bereits mehrere hundert Sorten gab. In den Niederlanden wurden Hyazinthen gezüchtet und vermehrt und auch im Berliner Umland existierten große Hyazinthenfelder. Sie lockten zur Blütezeit viele Neugierige an und mancher brachte eine getopfte Hyazinthe als Souvenir mit zurück. Damals gab es noch keine Zentralheizungen. Die relativ niedrigen Temperaturen in den Wohnungen waren für die Zwiebelblumen vorteilhaft und man begann, Hyazinthenzwiebeln im Haus auch auf Wasser vorzutreiben
Bevor sich die bunte Farbenpracht zeigt, müssen die noch schlummernden Zwiebeln angetrieben werden. Dafür brauchen Sie erstmal ein passendes Gefäß. Damit die Zwiebel im oberen Bereich des Glases bleiben kann und der Blick dann später ungehindert auf die sich im Wasser befindlichen langen Wurzeln trifft, haben Hyazinthengläser oben die für sie so typische Verengung. Sie gibt der Zwiebel Halt. Wenn die Zwiebeln auf das Glas gesetzt werden, sollte der Zwiebelboden das Wasser nicht berühren, sondern sich wenige Millimeter darüber befinden. Manche Hyazinthengläser sind so schön, dass sie sogar gesammelt werden und auch ohne Pflanzen wahre Schmuckstücke sind. Schon im 17. Jahrhundert setzten die Niederländer Hyazinthenzwiebeln zum Treiben auf Wasser. Wer diese nostalgisch anmutenden Gläser nicht schon zu Hause hat, kann sie auch in verschiedenen Farben und Größen im Fachhandel erwerben. Oder Sie zweckentfremden einfach ein paar alte Marmeladen- bzw. Gurkengläser, überspannen sie mit einem Obst- oder Gemüsenetz und dann kann´s losgehen.
Blumenzwiebeln können auch in Substrat vorgetrieben werden. Dafür benötigen Sie neben Blumenzwiebeln noch Blumenerde, Blähton oder Tonscherben und Gefäße, die mindestens doppelt so tief wie die Zwiebeln dick sind. Außerdem sollte das Gefäß Abzugslöcher haben. Dann heißt es, eine Drainage aus zerkleinerten Tonscherben oder Blähton einlegen, locker mit Blumenerde auffüllen und Zwiebeln in die Erde drücken. Die Spitze der Zwiebel sollte mit dem Topfrand abschließen. Dann kräftig angießen und die Gefäße vier bis fünf Wochen bei fünf bis zehn Grad kühl, dunkel und frostfrei stellen! Während dieser ersten Phase sollten Sie regelmäßig gießen, damit die Zwiebeln Wurzeln bilden. Aber Vorsicht: Vermeiden Sie nasse Erde!
Wenn sich die ersten Triebe zeigen, werden die Töpfe ungefähr fünf bis zehn Tage lang an einen mäßig hellen Ort bei ca. 15 Grad gestellt. Danach können Sie die Zwiebeltöpfe ins Zimmer holen. Bald zeigen sich dann die ersten farbenfrohen Blüten. Die Blütenpracht hält umso länger, je kühler die Pflanzen stehen.