Wer Osterdeko liebt, ist sicherlich schon einmal auf die filigran verzierten sorbischen Ostereier gestoßen. Aufwendig gestaltet strahlen sie uns in vielen Farben entgegen. Die symbolträchtigen Muster aus dem slawischen Brauchtum werden mit speziellen Maltechniken aufgebracht. Um mehr über den Osterbrauch zu erfahren, hat sich Redakteurin Karin Wachsmuth auf Spurensuche begeben, mit einem Experten gesprochen und sich ein paar Handgriffe abgeschaut. Wollten Sie schon immer wissen, wie die anmutigen Ornamente aufs Ei gelangen oder es sogar selbst ausprobieren? Dann sind Sie hier genau richtig!
Woher kommen die Sorben? Die Sorben sind ein westslawischer Volksstamm, der heute noch größtenteils in Teilen Sachsens und Brandenburgs lebt. Genauer: in der hauptsächlich zu Sachsen gehörenden Oberlausitz (Obersorben) sowie in der hauptsächlich brandenburgischen Niederlausitz (Niedersorben, auch Wenden genannt). Sie sind die Namensgeber für die hübschen sorbischen Ostereier und in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt.
Auch wenn es verbindende kulturelle Elemente wie traditionelle Feste und Mythologie zwischen den Sorben gibt, handelt es sich genau genommen nicht um eine homogene Gemeinschaft. So unterscheidet sich beispielsweise selbst die Sprache der beiden Volksgruppen. Als gemeinsamen Brauch pflegen viele Sorben bis heute ihre besondere Osterkunst, die sorbischen Ostereier. Doch wie und mit welchen Hilfsmitteln kommen die filigranen Figuren aufs Ei und was bedeutet das Osterei Sorben? Woher kommen sorbische Eier?
Durch einen regionalen Ostermarkt wurde unsere Fachredakteurin Karin Wachsmuth das erste Mal auf sorbische Ostereier aufmerksam: Hier stellte auch Frank-Peter Schulz viele seiner kleinen Kunstwerke aus und ließ Interessierte an seiner Leidenschaft teilhaben. Er erklärt, woher dieser Osterbrauch stammt und welche Symbolik sich dahinter verbirgt.
Die älteste bekannte Erwähnung der bunten sorbischen Ostereier stammt aus der Zeit um 1700. Traditionell verschenkten Paten sie an ihre Patenkinder und verzierten die Eier mit sehr viel Aufwand. Doch die Verzierungen erhöhen nicht nur den Wert eines Eies. Die Symbole und Ornamente haben je nach Anordnung und Muster verschiedene Bedeutungen.
Wer sorbische Ostereier mustert, weiß genau um die Bedeutung. So steht das Dreieck für einen Wolfszahn und soll den Beschenkten vor allen bösen Dingen beschützen. Im Frühling startet die emsige Feld- und Gartenarbeit wieder, eine Bienenwabe symbolisiert diesen Fleiß und wünscht mit einem Punkt in der Mitte gute Ernte.
Wenn Sie sich für die einzelnen Symbole und deren Bedeutung interessieren, finden Sie über die Ostereier aus dem Spreewald auf der Webseite des Spreewald-Info-Portals eine schöne, ausführliche Beschreibung.
Wenn einer sorbische Ostereier bemalen kann, dann ist es Frank-Peter Schulz. Er ist mit der Tradition des Eiermalens nach sorbischer Art groß geworden. Seine Familie im Heimatort Spremberg pflegte den Brauch, zum Osterfest möglichst viele, zuvor ausgeblasene und gefärbte Eier zu bemalen.
Nach alter Väter Sitte wurde damit jedoch erst am Karfreitag begonnen – eine ausfüllende Beschäftigung bis zum späten Samstagabend für die gesamte Familie! Heute ist dieses Kunsthandwerk ein Hobby für den Lausitzer mit beeindruckender Ostereier-Sammlung aus aller Herren Länder.
Zunächst stellt sich die Frage, welches Material für die Gestaltung der sorbischen Ostereier benötigt wird. Zum Aufbringen der kunstvollen Wachsmuster brauchen Sie zunächst verschiedene Stempel mit traditionellen Grundformen, außerdem ein Behältnis, in dem Sie Wachs verflüssigen und gegebenenfalls auch einfärben können. Ein breiteres Gummiband und ein Bleistift helfen beim Vorzeichnen. Um die Ostereier mit Wachs bemalen zu können, benötigen Sie außerdem ein ausgeblasenes, beidseitig gelochtes Ei sowie Farbe.
Materialliste: Eier bemalen mit Wachs
Falls Sie sich nun fragen, wo es all das zu kaufen gibt: Die Stempel werden in Handarbeit selbst gefertigt, was die Kunst der sorbischen Ostermalerei zum Kunsthandwerk macht. Schrecken Sie deshalb jedoch nicht vor der Herstellung der Wachsstempel zurück, denn so schwer ist es nicht.
Sie brauchen dafür eine Auswahl an Grundformen, mit denen Sie Ihre Ostereier verzieren möchten. Für jede Form benötigen Sie je einen Wachsstempel. Dafür werden traditionell Gänsefedern benutzt, da diese den hohen Temperaturen des erhitzten Wachses lange standhalten. Je nach gewünschtem Muster rupfen Sie dafür erst grob die Enden der Federn zum Kiel hin ab und bringen anschließend die Feinheiten mit einer kleinen Schere oder Nagelschere in die gewünschte Form.
Einen Schmelztiegel können Sie entweder kaufen oder auch ihn selbst herstellen. Frank-Peter Schulz, der Herr der sorbischen Ostereier-Malerei, kam auf eine pfiffige Idee: Er bastelt sie aus umgedrehten Getränkedosen, in die er Petroleumlämpchen stellt. Im vertieften Boden schmilzt er einen Teil Farbpigment-Wachs mit einem Teil Kerzenwachs.
Um sorbische Eier zu verzieren, gibt es vier traditionelle Techniken, die genutzt werden. Die Wachsbatik- bzw. Bossiertechnik sind für Ungeübte am erfolgversprechendsten. Mit der Ätz- oder der Kratztechnik ritzt bzw. ätzt man ornamentale Muster ins gefärbte Ei, dafür ist jedoch einige Übung nötig, um das ausgeblasene Ei nicht zu beschädigen.
Bei der Bossiertechnik verziert man das Ei mit weißem oder eingefärbtem Wachs, das auf dem Ei verbleibt. Je nach Geschmack können Sie das Ei zuvor einfärben oder direkt loslegen. Wählen Sie Ihre Muster aus und stellen Sie die Wachsstempel her. Falls Sie es besonders farbenfroh mögen, färben Sie das Ei zuerst ein.
Nehmen Sie anschließend ein breiteres Gummiband, welches Sie dort um das Ei legen, wo Verzierungen geplant sind. Ziehen Sie die Ränder des Gummibands mit einem Bleistift leicht nach, während das Wachs warm wird. So verrutschen Sie beim Wachsauftragen nicht und ihre Muster bleiben gleichmäßig. Dann ist geduldiges Tupfen der Muster angesagt.
Bei dieser Technik tupfen Sie zuerst das Wachsmuster auf das ungefärbte Ei, damit diese Stellen später nicht eingefärbt werden und die Farbe der Eierschale behalten. Auch hier gilt: Lassen Sie sich von der Symbolik sorbischer Ostereier inspirieren, beachten Sie aber auch den damit verbundenen Aufwand, den vor allem kleinteilige Motive erfordern.
Ziehen Sie gerne Vorlagen und Bilder zurate, um sich inspirieren zu lassen. Nutzen Sie einen etwas breiteren Gummi, den Sie vorsichtig um das Ei spannen, um mit einem Bleistift leicht die Ränder nachzuzeichnen. Dadurch haben Sie eine Orientierungshilfe und Ihre Muster bleiben schön gleichmäßig.
Lassen Sie das Wachs ausreichend abkühlen und färben Sie das Ei anschließend ein. Danach das Wachs kurz über einer Flamme erhitzen und es mit Küchenpapier abwischen.
Sie finden sorbische Ostereier klasse, aber möchten Ihre Ostereier zusätzlich natürlich färben? In unserer Anleitung stellen wir nicht nur verschiedene natürliche Färbemittel, sondern auch überraschende Techniken vor.
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