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Sanddorn – die Superfrucht

Von GartenFlora

Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee … “, die erste Zeile von Nina Hagens Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“, kommt mir in den Sinn, als wir auf dem sanddorngesäumten Weg Dorothee Berger entgegenlaufen.

Wir sind aber nicht an der Ostsee, sondern in Petzow, einem Ortsteil der Stadt Werder in Brandenburg – im Sanddorn-Erlebnis-Garten des Familienunternehmens Christine Berger. Tochter Dorothee ist hier die zweite Geschäftsführerin.

Leckeres aus Sanddorn-Beeren

Sanddorn-Gelee
Foto: Pixabay

Auf rund 150 Hektar Anbaufläche kultivieren die Bergers bio-zertifizierten Sanddorn und stellen daraus verschiedenste Spezialitäten und Produkte her. Die Palette reicht von Saft, Wein, Likör, Fruchtaufstrich über Fruchtgummi und Schokolade bis zu Kosmetikprodukten. 

Nicht nur der Anbau und die Verarbeitung liegen in Familienhand, die Bergers kümmern sich ebenso um den Vertrieb. Die Produkte gibt es im eigenen Webshop, im Einzelhandel oder im Hofladen des Sanddorn-Gartens. Wer will, kann sich hier in Petzow auch anschauen, wie der Sanddornfruchtaufstrich ins Glas kommt. 

Weithin sichtbare Beeren

Eine gute Idee! Mit Dorothee Berger geht es durch den Garten Richtung Gläserne Produktion. Hier und da bleibt die junge Frau stehen und zeigt auf einen der kaum voneinander zu unterscheidenden Sträucher. „Hier steht die Sorte ‘Leikora’, das ist ‘Hergo’ und das ‘Askola’.“

Die orangefarbenen Beeren leuchten in der Sonne, dazu der blaue Himmel – am liebsten würde ich mir sofort einen Sanddorn in den Garten pflanzen. Doch erst möchte ich wissen, wie die Familie überhaupt darauf kam, dieses ungewöhnliche Fruchtgehölz zu kultivieren. 

Die Rettung der Sanddornfelder

Dorothee Berger erzählt, wie sich ihr Vater Anfang der 1990er Jahre für den Erhalt der großen LPG-Sanddornfelder einsetzte. Eine langjährige Tradition drohte verloren zu gehen. Die Plantagen sollten aufgegeben werden, da mit der Währungsunion der Markt für ostdeutsche Produkte fast komplett eingebrochen war. Auch für den Brandenburger Sanddorn gab es kaum noch Abnehmer. 

Dr. Andreas Berger und seine Mitstreiter konnten die Felder retten. Wenig später gründete er mit seiner Frau ein eigenes Unternehmen, um Sanddorn anzubauen und zu verarbeiten – die Felder waren ja schon da. Dorothee Berger kommt ins Schwärmen: „Sanddorn ist eine Superfrucht, hat also einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen und Nährstoffen. Das sind insbesondere Vitamin C, aber auch die Vitamine E, A, B und K sowie essenzielle Fettsäuren, Aminosäuren und Flavonoide. Da hält kaum eine andere Frucht mit.“ 

Anspruchslos und robust

Und sie fügt hinzu: „Zudem ist das Gehölz extrem anspruchslos. Es kommt mit den leichten, sandigen Böden hier in Brandenburg hervorragend zurecht. Wir müssen nicht zusätzlich wässern oder düngen, und wir bringen keine Pflanzenschutzmittel aus. Sanddorn ist also eine sehr umweltfreundliche Kultur. Und das Gehölz liebt einen freien Standort mit viel Sonne. Perfekt! Wir leben in einer der sonnenreichsten Gegenden Deutschlands.“ 

Sanddornbeeren – lecker auch in Mischungen

Mittlerweile stehen wir in einer kleinen Produktionshalle – mit Schuhüberziehern an den Füßen und Plastikhauben auf dem Kopf. Eine Maschine etikettiert Gläser mit Sanddorn-Aronia-Fruchtaufstrich. 

„Ein Mix aus zwei Superfrüchten?“, frage ich. „Ja. Wir sind ständig dabei, unsere Produktpalette zu erweitern. Das macht Spaß, und die Kunden nehmen unsere neuen Kreationen gut an“, freut sich Dorothee Berger. 

Nach Besichtigung der Schauproduktion schlendern wir durch den Kräutergarten zum Hofladen, und ich probiere mich durch das Sanddorn-Sortiment. Alles schmeckt lecker und ist überhaupt nicht sauer oder herb. Richtig sauer ist nur der Direktsaft. „Aber den können Untrainierte mit Honig süßen“, rät Dorothee Berger schmunzelnd.

Vom Feld ins Glas

Anfang September beginnt die Sanddornernte. Mit pneumatischen Scheren schneidet das Mitarbeiter-Team zwei Drittel der Äste eines jeden Strauchs herunter. Diese werden sofort zum nahen Tiefkühlhaus gebracht und bei -36 °C schockgefrostet. So vermeidet man Verletzungen an den Früchten und die damit einhergehende Oxidation, also das Ranzigwerden. 

Nun werden die Früchte abgerüttelt, gewaschen und aufgetaut. Mit Hilfe einer Presse wird Saft gewonnen, der noch Öl enthält. Bei Sanddorn-Direktsaft ist das erwünscht, für weiterverarbeitete Produkte wie Nektar, Wein oder Marmelade löst man das Öl heraus und nutzt es für Kosmetikprodukte.

Sanddorn-Saft
Foto: Pixabay

Sanddorn im Garten

Seine leuchtend orangefarbenen Früchte und sein silbergraues Laub wecken Erinnerungen an sonnige Urlaubstage an der Ostsee. Und so liebäugelt manch Gartenbesitzer schon länger mit einem Sanddorn (Hippophae rhamnoides), auch wenn das Gehölz sparrig und unregelmäßig wächst und vier bis fünf Meter hoch und drei bis vier Meter breit werden kann.

Wer einen kleinen Garten hat, sollte sich also eher für eine schwach bis mittelstarkwüchsige Sorte, z. B. ‘Dorana’, entscheiden. Sanddorn ist zwar als robustes und anspruchsloses Gehölz bekannt, der Standort muss dennoch passen. Pflanzen Sie den Strauch an freier, unbeschatteter Stelle in lockeren, durchlässigen Boden. 

Einmal eingewachsen, braucht er weder Wasser noch Dünger. Bedenken Sie, dass Sanddorn mehr oder weniger starke Ausläufer bildet. Diese können entweder regelmäßig abgestochen werden oder man setzt eine Wurzelsperre ein. 

Für die leuchtend orangefarbenen Früchte brauchen Sie ein weibliches und ein männliches Exemplar. Als Pollenspender für die weiblichen Sorten kommen ‘Pollmix’ und ‘Hikul’ in Frage. Letzterer bleibt recht klein und wächst dicht kugelig – ideal bei wenig Platz. Oder Sie pflanzen ‘Friesdorfer Orange’, momentan die einzige selbstfruchtende Sorte, die angeboten wird. 

Vergessen Sie auch nicht, Ihren Sanddorn regelmäßig zu schneiden, sonst wird die Krone immer größer und bringt nur noch außen Früchte hervor.  

Die Sanddorn-Sorte ‘Friesdorfer Orange’  ist mit ihren großen, orangeroten Beeren eine wahre Vitamin C-Bombe. Die aromatischen, saftigen Sanddornfrüchte können zu Marmelade und Saft verarbeitet werden. Die Sorte ist selbstfruchtend und eignet sich deshalb auch für kleinere Gärten. Durch das Pflanzen von zwei Exemplaren dieser Sorte lässt sich der Ertrag steigern.

Köstliches aus Sanddorn

Herzhaft oder süß? Mit den gesunden Sanddornfrüchten lassen sich Suppen, Getränke und Kuchen verfeinern. Die Sanddorn-Zutaten sind erhältlich im Online-Shop: www.sanddorn-shop.com 

Noch mehr Rezeptideen im Kochbuch „Sanddorn – Leckere Gerichte, Kuchen, Torten und Desserts“, garant Verlag, 64 Seiten, 3,99 €, ISBN: 978-3-86766-609-1

Sanddorn-Karotten-Suppe
Foto: Pixabay

Rezept Sanddorn-Karotten-Suppe


Für 4 Personen

Zutaten: 
600 ml Gemüsebrühe, 
1 große Zwiebel, gehackt, 
900 g Karotten, in Scheiben geschnitten, 
450 ml Sanddornsaft, 
1 große Knoblauchzehe, in sehr dünne Scheiben geschnitten, 
1 TL frischer grüner Chili, fein gehackt, 
3 TL Olivenöl, 
1 Zweig frische Minze, 
2 Salbeiblätter, 
1 TL schwarzer Pfeffer 

Zubereitung: 
Die Gemüsebrühe mit dem Sanddornsaft langsam zum Kochen bringen. Karotten, Zwiebeln, Knoblauch, Minze, Salbei und die anderen Zutaten hinzufügen. 

Bei geringer Hitze 10–15 min köcheln lassen, bis das Gemüse gar ist. Minze und Salbei entfernen. Die Suppe in einem Mixer oder mit dem Pürierstab zerkleinern, bis sie sämig ist. Sie können die Suppe auch stückig lassen oder nur die Hälfte fein pürieren.