Natürlich sind es in erster Linie die von edlen Hochblättern umrahmten Blütenstände der Blumenhartriegel, die ihre besondere Optik ausmachen. Doch ab Oktober zeigen sich die Sträucher nochmal von einer ganz anderen Seite: mit buntem Herbstlaub und erdbeerartigen Früchten. Wir stellen Ihnen die schönsten Arten und Sorten vor.
Es ist doch erstaunlich: Von allen Hartriegel-Arten werden ausgerechnet die attraktiven Blütenhartriegel bei der Gartengestaltung meist ignoriert. Schließt man möglicherweise von deren exklusivem Erscheinungsbild auf schwer erfüllbare Wünsche? Beheimatet sind diese edlen Gehölze in Nordamerika und in Ostasien. In Anlehnung an ihre Herkunft unterscheidet man zwei Gruppen: Amerikanischen und Japanischen Blumenhartriegel.
Die Blätter der Blumenhartriegel stehen gegenständig, sind eiförmig zugespitzt und oftmals leicht gewölbt oder gar gewellt. Ihr Blattgrün ist satt und dunkel.
Ist Hartriegel giftig?
Rinde, Blätter und Wurzeln der meisten Hartriegel-Arten sind für Mensch und Tier leicht giftig. Außerdem sind ihre Blätter mit winzigen Haaren besetzt, die bei Hautkontakt zu allergischen Reaktionen führen können. Bei Arbeiten an der Pflanze daher besser Handschuhe tragen.
Die als Blumen oder Blüten bezeichneten Schauorgane dieser Hartriegel sind wiederum im botanischen Sinne keine wirklichen Blumen oder Blüten, sondern auffallend gefärbte Hochblätter. In der Botanik werden sie „Brakteen“ genannt. Solche auffallend gefärbten Blätter kennen wir zum Beispiel auch vom Weihnachtsstern. Die eigentlichen Blüten sitzen hingegen am Fuße der Hochblätter und sind klein und unscheinbar.
Sein natürliches Habitat sind lichte Wälder oder Waldränder. Daran sollte man sich bei der Verwendung im Garten orientieren. Er toleriert Schatten, ist in der Lage, unter dem Schirm großer Bäume zu gedeihen, wächst aber auch an sonnigeren Standorten. Vollsonnige Lagen und sehr karge Böden scheiden allerdings aus. Am besten gedeiht er auf kühl-feuchten, gut durchlässigen, humosen und leicht sauren Böden.
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Hartriegel sind problemlos winterhart und gesunde Pflanzen vertragen sogar Temperaturen bis zu – 28 Grad. Exemplare im Topf sind aber kälteempfindlicher, da der exponierte Wurzelballen schneller durchfrieren kann. Hier sollten Sie den Kübel gut einpacken, mit Vlies, Luftpolsterfolie oder Jute. Platzieren Sie Topfpflanzen außerdem an einem geschützten Ort im Freien.
Wichtig in der Pflege der Blumenhartriegel ist, dass man sie möglichst nicht schneiden sollte. Lässt es sich dennoch nicht vermeiden, sollten Sie sehr behutsam vorgehen. Denn die Blumenhartriegel sind nicht sonderlich schnittverträglich, außerdem benötigen sie den Schnitt auch gar nicht. Sie bilden auch so Jahr für Jahr üppige Verzweigungen und Blüten.
Cornus florida, der Amerikanische Blumenhartriegel, auch Blüten-Hartriegel genannt, ist einer der eindrucksvollsten Blütenbäume. Die Art wächst als laubabwerfender großer Strauch oder kleiner Baum und kann je nach Standort fünf bis neun Meter hoch werden. Er hat sein natürliches Verbreitungsgebiet im östlichen Nordamerika von Kanada bis Florida und ist die Wappenpflanze des US-Bundesstaates Virginia.
Im Mai hat er seinen großen Auftritt, wenn sich die von vier prächtigen Hochblättern eingefassten Blütendolden entwickeln und den Hartriegel-Baum in eine weiße Blütenwolke verwandeln. Neben der weißen Art gibt es auch eine natürlich vorkommende Varietät (var. rubra) mit rosaroten Hochblättern.
Als die besten und schönsten unter den rosaroten Formen gelten die Sorten ‘Sweetwater’ sowie ‘Cherokee Chief’. In voller Blüte zelebrieren diese Hartriegel ein leuchtend rosarotes Feuerwerk mit toller Fernwirkung. Im Winter verleiht Cornus florida dem Garten mit seiner stolzen Erscheinung und den waagerecht abstehenden, etagenförmig angeordneten Zweigen Struktur. Dabei kann der einzige Wermutstropfen bei dieser Art eine mögliche Pilzkrankheit (Anthracnose) sein, die hin und wieder das Blattwerk befällt und zu eingetrockneten Blatträndern führt.
An der Westküste Nordamerikas gedeiht ein weiterer Blumenhartriegel, Cornus nuttallii, benannt nach dem Botaniker Thomas Nuttall. Im Unterschied zu Cornus florida sind für ihn eine insgesamt aufrechtere und schlankere Silhouette und größere, bis zu 20 Zentimeter lange Hochblätter typisch. Die Blüten sind von vier, fünf oder sogar sieben oder acht Hochblättern von cremeweißer bis reinweißer Färbung umgeben. Im Verlaufe der Blüte wölben sie sich markant nach unten und können am Ende eine zartrosa Tönung annehmen.
Das asiatische Pendant zu Cornus florida ist Cornus kousa, der Japanische Blumenhartriegel. Wenn im Mai der königliche Cornus florida verblüht, dann ist Cornus kousa sein Thronfolger. Er blüht im Juni und Juli. Im Jugendstadium ähnelt seine Silhouette einer trichterförmigen Vase. Mit zunehmendem Alter bildet sich über den meist mehrstämmigen Exemplaren eine malerische, breit ausladende, dachförmige Krone aus – weshalb sich dieser Hartriegel auch als Hochstamm sehen lassen kann! So können ausgewachsene Exemplare eine Höhe und Breite von sieben bis acht Metern erreichen.
Zum Ende der Blütezeit erröten die schneeweißen Hochblätter oft, sie haben dann leichte rosa Schattierungen. Sie sind meist ebenso groß wie die der amerikanischen Sorten des Hartriegels, nur etwas schmaler. Mit der Sorte ‘Satomi’ gibt es eine rosa gefärbte Sorte, die es hinsichtlich ihrer Farbwirkung fast mit den rosaroten Amerikanischen Blumenhartriegeln aufnehmen kann.
Eine ebenfalls zu Cornus kousa gehörende Unterart kommt in China vor. Cornus kousa var. chinensis ist überaus blühsicher, da sie kaum alterniert. Bei Cornus florida und Cornus kousa dagegen wechseln sich oft blütenreiche mit blütenarmen Jahren ab.
Ein Chinesischer Hartriegel überzeugt mit den schönsten Auslesen, darunter beispielsweise die Sorten ‘China Girl’ (die schon in jungen Jahren zu blühen beginnt), ‘Milky Way’ (mit cremeweißen Hochblättern), ‘Wieting´s Select’ (Hochblätter mit rosarotem Rand) und ‘Teutonia’. Letztere blüht unter allen Blumenhartriegeln als späteste im Juli und besitzt schneeweiße, sehr große und breite Hochblätter.
Im Herbst gibt es die eine oder andere Zugabe: Eine attraktive Herbstfärbung des Laubes haben fast alle Arten, gleich welcher Herkunft, zu bieten. Dabei treibt Cornus florida ‘Rainbow’ es mit goldgelbem Blattrand schon im Sommer bunt, im Herbst wird das Laub rot bis rotviolett. So beeindrucken die meisten Blumenhartriegel gleich zweimal im Jahr. Sie sind darum nicht nur wegen ihrer Größe ideale Gehölze für den Garten, sondern auch, weil sie in mehreren Jahreszeiten außerordentlich zierend sind. Als Roter Hartriegel wird im Deutschen die Art Cornus sanguinea bezeichnet, der ebenfalls mit feuriger Herbstfärbung und ganzjährig leuchtend roten Trieben glänzt. Sibirischer Hartriegel (Cornus alba ‘Sibirica’) besitzt ebenfalls kräftigrote Zweige.
Außerdem bietet der Japanische Blumenhartriegel im Herbst noch einen ganz anderen zusätzlichen Zieraspekt. Ihn schmücken nämlich hellrote Früchte, die an langen Stielen hängen und einer Erdbeere ähneln. Es handelt sich dabei um viele miteinander verbundene Steinfrüchte. Das Fruchtfleisch ist süßlich und genießbar.
Die Früchte reifen meist ab September.
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Kurz darauf folgt auch schon die Herbstfärbung.
Aufgrund der süßen Früchte wird der Japanische Blumenhartriegel mancherorts auch als „Erdbeerbaum“ bezeichnet. Die Art ist aber nicht mit dem Westlichen Erdbeerbaum (Arbutus unedo) verwandt. Der Westliche Erdbeerbaum ist im Mittelmeerraum beheimatet und hat kleine, glöckchenförmige Blüten.
An der Rutgers University, einer staatlichen Universität in New Jersey (USA), beschäftigt man sich seit Ende des letzten Jahrhunderts intensiv mit der Kreuzung von Cornus florida und Cornus kousa. Erstrangiges Ziel ist ein Blumenhartriegel, der hinsichtlich seiner Blüte so spektakulär wie Cornus florida oder Cornus nuttalli und so widerstandsfähig gegenüber Pilzkrankheiten wie Cornus kousa ist.
Ein Japanischer Hartriegel gilt als weitgehend resistent gegenüber Anthracnose und Mehltau. Auch in Europa sind jetzt die ersten Erfolge dieser Züchtungsarbeit erhältlich. Bereits eingeführt wurden die Sorten ‘Venus’ mit außerordentlich großen, schneeweißen Hochblättern und die Sorte ‘Stellar Pink’ mit zartrosa gefärbten, sich leicht überlappenden Hochblättern. Neu hinzu kommt die rote Sorte ‘Scarlet Fire’. Schöner Schein kann so schön sein!
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