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Winterlinge: Leuchtendes Gelb für kahle Frühlingsgärten

Von GartenFlora

Was schiebt sich denn da durch die kalte Erde? Dort noch einer und noch einer! Die Winterlinge sind’s, die da wie mit einem Schiebeschild die Erdoberfläche durchbrechen. Tipps zu Pflanzung, Pflege und Vermehrung hat unser Autor Dr. Konrad Näser für Sie zusammengefasst.

Winterlinge – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten

Pflanzen-Steckbrief Winterlinge

  • Botanischer Name: Eranthis hyemalis
  • Pflanzenfamilie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
  • Wuchsform: Staude
  • Wuchshöhe: ca. 5 bis 20 cm
  • Blütenfarbe: gelb
  • Blütezeit: II–III
  • Winterhärte: winterhart
  • Standort: halbschattig bis schattig, unter Gehölzen
  • Boden: durchlässig, humos, mäßig nährstoffreich, leicht sauer bis alkalisch
  • Pflege: mit Kompost düngen, Wurzelbereich dabei möglichst ungestört lassen!

Kleine Blüher mit Riesenwirkung

Man müsse die gelben Winterlinge „zu Millionen auf die Gärten loslassen“, meinte Karl Foerster, der große Gartenveränderer. Gut gemeint, aber woher sollen die Millionen kommen? Immerhin konnte ich tatsächlich zehn Stück in der Foerster-Gärtnerei ergattern. Ach, waren das kleine schrumpelige schwarze Knöllchen! Vorschriftsmäßig pflanzte ich sie in lockere Humuserde unter einen Haselstrauch. In der Nähe von Haselsträuchern gedeihen seltene Pflanzen besonders gut, hatte ich einmal als Lehrling gehört.

Karl Foerster: Staudengärtner und Schriftsteller

Karl Foerster (1874–1970) war ein bekannter deutscher Gärtner, Pflanzenzüchter und Schriftsteller. Einige Zeit nach seiner Ausbildung an der Königlichen Gartenlehranstalt am Wildpark Potsdam gründete er seine eigene Gärtnerei in Berlin-Westend, später zog diese nach Potsdam-Bornim um.

Foerster führte neue Anbaumethoden ein und spezialisierte sich auf die Staudenzucht, insgesamt brachte er etwa 370 neue Sorten hervor, die sich unter anderem durch eine höhere Frosttoleranz, geringere Krankheitsanfälligkeit oder verbesserte Wuchseigenschaften abhoben. Neben seiner gärtnerischen Tätigkeit schrieb er Gartenbücher – darunter auch mehrere Bestseller. Seine Gartenanlage in Potsdam wird heute von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verwaltet und ist immer noch öffentlich zugänglich.

Ein besonderes Gartenerlebnis – die Blüte

Tatsächlich, im nächsten Februar begann das „Bügelstadium“. Meine Eranthis hyemalis schickten sich zum Aufbruch. Der bestand darin, dass sechs der zehn Pflänzchen langsam ihr goldenes Blütenbällchen entwickelten, jeweils mitten auf einem kleinen grünen Blattschirm, der sich anfangs sogar schützend um die Knospe legte. Die anderen blieben noch ohne Blüte. Na ja, immerhin etwas. Am 20. Februar breiteten sie erstmals ihre Blütenteller in der warmen Vorfrühlingssonne aus. Ein echtes Gartenerlebnis!

Gruppe von blühenden Winterlingen wachsen aus laubbedecktem Boden. Foto: AdobeStock_JuliaNaether
Obwohl sie so klein sind, ist ihre Wirkung groß: Mit ihren leuchtend gelben Blüten sind Winterlinge ein frühzeitiger Lichtblick im Garten. [Foto: AdobeStock_JuliaNaether]

Ein Jahr später blühten alle zehn. Danach blieben es mehrere Jahre lang stets zehn Winterlinge, die ihre Blütezeit pünktlich Ende Februar begannen. Aber in einem Jahr waren es plötzlich 15, später 24 und noch ein Jahr später 56, bis dahin habe ich gezählt … Die Winterlinge hatten sich etabliert. Heute blühen Tausende in unserem Garten, jedes Mal freudig von uns und den ersten Bienen begrüßt.

Sind Winterlinge giftig?

Wie alle Hahnenfußgewächse ist auch der Winterling giftig. Insbesondere die Knollen enthalten in hoher Konzentration sogenannte Herzglykoside. Bei Verzehr kommt es unter anderem zu Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Herzschwäche oder Atemnot.

Winterlinge am Standort etablieren

Gibt es da ein Geheimnis zum „Einbürgern“ der Winterlinge? Es klingt einfach: Sie lieben lichten Halbschatten unter Gehölzen und einen humusreichen Boden, der im Sommer nicht völlig austrocknen darf.

Und sie lieben Ruhe. Ein Garten, in dem kräftig die Hacke geschwungen wird, um die Wildkräuter im Zaum zu halten, ist kein Winterlings-Revier. In unserem Garten bleibt die obere Bodenschicht so weit wie möglich ungestört. Dort entwickeln sich die Winterlings-Sämlinge. Und zwar viele.

Die sehen im ersten Jahr leider noch junger Vogelmiere ähnlich. Zwei kleine grüne Keimblättchen im März, sonst nichts. Kein Schirmchen, an dem man die Art erkennen könnte. Wer von den „Hackern“ weiß das schon? Wenn die Keimblättchen das erste Jahr überstanden haben, entwickeln sie im zweiten das typische „Rundblatt“. Noch zwei Jahre später blühen sie zum ersten Mal.

Winterlinge vermehren: Die Samenvermehrung

Geheimnisvoll ist auch die Samenreife. Schon Mitte Mai ist von den Winterlingen nichts mehr zu sehen. Vorher entlassen sie ihre braun-schwarzen, runden Samenkörner in alle Richtungen. Die Samenkörner rollen zwar gut, aber weit kommen sie nicht. Wer nachhelfen möchte, kann zwischen Ende März und Anfang Mai die Samen ernten und direkt wieder aussäen. Nach und nach entsteht dann so um die Mutterpflanze eine richtige Winterlingskolonie. Die Winterlinge brauchen einen ungestörten Standort, Gärtner*innen dafür etwas Geduld.

Samenkapsel eines Winterlings im Topf. Foto: AdobeStock_Perovskia
Die Samenreife der Winterlinge geht äußerst schnell vonstatten. [Foto: AdobeStock_Perovskia]

Bei mir wandern die Winterlinge längst fernab der Haselnuss-Ausgangsbasis durch viele Staudenrabatten. Im Schutz der Großstauden und Hosta fühlen sie sich scheinbar besonders wohl. Nur eines muss ich beachten: Anfang März ist es zum Aufräumen der Rabatten zu spät. Da zertritt man die zarten Blattschirme. Ich muss schon Anfang Februar das alte Staudenkraut abräumen und anschließend eine dünne Kompostschicht aufbringen. Dann funktioniert die Winterlings-Parade.

So klappt es am besten: Blühende Winterlinge pflanzen

Aber wann ist die Pflanzzeit für diesen Gartenschatz? Meine Erfahrung besagt: am besten während der Blüte.

Tipp: Erbitten Sie von einem Gartenfreund einen Eranthis-Tuff und pflanzen das Geschenk sogleich in den eigenen Garten. Das Anwachsen zur Blütezeit der Winterlinge gelingt dann garantiert!

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Übrigens kann, wer niemanden kennt, der bereits Winterlinge im Garten hat, auch ganz einfach Anfang März Töpfe mit blühenden Eranthis im Fachhandel kaufen. Was aber zu wissen ist: Oft wächst in den Töpfen der Türkische Winterling, Eranthis cilicica, nicht der heimische Winterling.

Der Türkische Winterling

Hierbei handelt es sich um einen zierlichen, stark gefransten Blattschirm, der bei uns nur mühsam wächst. Unerklärlicherweise ist er häufiger im Angebot als der starkwüchsige europäische Eranthis hyemalis und leider oft auch unter dessen Namen.

Bienen lieben Winterlinge

Im Herbst kann man die schwarzbraunen, runzeligen Knöllchen in Tüten kaufen. Auch da besteht aber die Gefahr, dass es die Falschen sind. Oft sind sie schon stark ausgetrocknet. Ob noch Leben in ihnen war, zeigt sich erst im Frühjahr. Also doch einen Garten-Freund mit blühenden Winterlingen besuchen!

Gelbblühende Winterlinge. Foto: AdobeStock_zimuwe
Winterlinge setzen strahlende Farbakzente. [Foto: AdobeStock_zimuwe]

Was mir ganz wichtig ist: Die Winterlinge sind eine begehrte Trachtquelle für meine wintermüden Bienen. An sonnigen Tagen kommen die Immen schon bei 8 Grad aus ihren Kästen und suchen, immer die sonnigen Wärmeinseln nutzend, die verlockenden Blüten auf.

Sind das nicht Gründe genug, um mit Karl Foerster zu sagen: „Lasst uns Blütenteppiche in die kahlen Frühlingsgärten rollen“?

DR. KONRAD NÄSER

Untrennbar ist der Name Dr. Konrad Näser mit der bekannten Gärtnerei „Karl Foerster“ in Potsdam-Bornim verbunden. Als Züchtungsleiter trat Dr. Konrad Näser nach Foersters Tod im Jahre 1970 in dessen Fußstapfen.

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