Selten sind die Übergänge zwischen Nutz-und Zierpflanzen so fließend wie bei den hier vorgestellten Wildobstarten. Wenn das Wort Fruchtschmuck wirklich mal seinen Namen verdient, sich das Laub dazu noch ansprechend färbt, gerät die Beerenernte fast zur Nebensache.
Sofern Wildobst es überhaupt mal in den Garten schafft, versteckt es sich meist in der Hecke, irgendwo ganz hinten, ganz am Rand. Viel zu sehr hängt ihm der Ruf des zauseligen Platzräubers an, als dass es sich einmal aus der Deckung wagen und in den Mittelpunkt rücken würde. Abgesehen nur von ein paar mutigen Ausnahmen. Eine davon ist die Kornelkirsche (Cornus mas): Sie zeigt schon früh im Jahr strahlend gelbe Blüten, die sie dann nicht nur zu einem interessanten Ziergehölz machen. Wegen ihrer frühen Blüte ist sie für Insekten besonders wertvoll. Später im Jahr erscheinen dann intensivrote Früchte, die sich unter anderem gut für leckeren Brotaufaufstrich oder Likör eignen.
Auslesen von Wildformen (egal, ob von der Rose oder anderem Wildobst) bieten üppigere Blüten, buntere Blätter oder eben größere Früchte als ihre Eltern, behalten dabei aber meist zugleich deren Vorzüge: In aller Regel sind sie anspruchsloser, gesünder und frosthärter als hochgezüchtete Hybriden oder Tafelobstarten und haben dazu der Tierwelt mehr zu bieten.
So blüht die Wildrose Rosa sweginzowii ‘Macrocarpa’ mit großen, hellroten und vor allem ungefüllten Blüten, die reichlich Bienenfutter bereithalten. Die ab August reifenden Hagebutten sind sehr Vitamin C-reich und lassen sich gut zu Marmelade verarbeiten.
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Als Leitpflanzen im Beet eignen sich auch die rotlaubigen Sorten des Holunders (Sambucus nigra), deren Fliederbeeren allesamt zu Gelee oder Saft verkocht werden können. Dabei unterscheiden sich die Sorten vor allem in ihrer Wuchshöhe: Während Duft-Holunder ‘Thunder Cloud’ fünf Meter Höhe erreicht, bleibt Säulen-Holunder ‘Black Tower’ bei 2,5 Metern Höhe kleiner und vor allem deutlich schmaler. Nur 1,5 Meter hoch und breit wächst die supergesunde Apfelbeere (Aronia melanocarpa). Ihr Wuchs ähnelt dem der Johannisbeere, lohnt also nicht unbedingt ganzjährig als Hingucker, so dass sie im Hintergrund einer Rabatte gut aufgehoben ist.
Einen wirklich malerischen Wuchs zeigen dagegen Kirschpflaume (Prunus cerasifera) und Felsenbirne (Amelanchier). Und was eignet sich besser als Hausbaum, der ja traditionell die Bewohner schützen und repräsentieren soll, als ein schönes Gehölz, das zugleich Nahrung liefert? Beide sind sehr schöne Blütengehölze und bilden reichlich süße Früchte, die sich gut zum Frischverzehr eignen – was auch der Vogelwelt nicht verborgen bleibt.
Wählen Sie also am besten reich tragende Auslesen: Bei der Felsenbirne, die als Strauch oder mehrstämmiger Baum wächst, sind das etwa ‘Prince William’ (2,5 Meter hoch) oder ‘Ballerina’ (5 Meter), bei der Kirschpflaume vor allem die rotlaubige ‘Hollywood’ bzw. ‘Trailblazer’ – dann haben Mensch und Tier genug zu ernten. Ökologisch wertvoller ist eine überbordende Wildobsthecke natürlich allemal. Wenn aber der dornen-bewehrte Wust allzu sehr am ästethischen Empfinden kratzt, sind solitäre Wildobstschönheiten eine kostbare Alternative.
Ebereschen bilden meist leuchtend rote Früchte und ein dazu passendes gelbbraunes Laubkleid im Herbst. Für uns Menschen genießbar ist aber vor allem die gerbsäurearme Auslese ‘Edulis’. Auf durchlässigen, gerne nährstoffreichen Böden wächst die Eberesche zu einem bis zu 10 Meter hohen, oft mehrstämmigen, sehr schönen Baum heran.
Felsenbirne: Je trockener der Boden, desto intensiver ihre Herbstfärbung, desto geringer aber auch ihr Ertrag. Auf sandigem Grund liefern vor allem Amelanchier lamarckii und A. ovalis gute Ernten. Die Fruchtauslesen brauchen nahrhafteren Boden.
Kirschpflaumen gibt es als grün- und als dunkelrotlaubige Variante. Beide bilden große, leckere Früchte – allerdings braucht es zwei Bäume, um die Befruchtung zu sichern. Die Sorte ‘Nigra’ wird etwa 7 Meter hoch.
Holunder: Auch wenn rotlaubiger, rosablühender Holunder wie zum Beispiel der 3,5 Meter hohe, geschlitztblättrige ‘Black Lace’ exotisch wirkt: Seine Beeren sind genauso nutzbar wie die der bekannten Wildart. Allerdings ist der Ertrag oft bescheidener.
Hagebuttenrosen, die im großen Staudenbeet eine tragende Rolle spielen, sollten einen besonders schönen Wuchs und prächtigen, zugleich essbaren Fruchtschmuck zeigen. In Frage kommen neben Rosa ‘Macrocarpa’ vor allem R. moyesii und die nur halb so hohe, stachellose, einheimische Alpen-Rose, R. pendulina.
Aronia: Rotleuchtendes Herbstlaub und schwarze Früchte, die vor Vitamin C, B2, B9 und E nur so strotzen! Sehr wertvoll sind die reichlich vorhandenen Anthocyane, die freie Radikale binden. Dazu ist der Strauch sehr genügsam, braucht keinen Dünger und muss nur alle drei Jahre ausgelichtet werden.
Der Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ist sehr anspruchslos und wächst sogar auf ärmsten Sandböden. Er hat interessante silbriggraue Blätter und leuchtend orangefarbene kleine Früchte, die herb-säuerlich schmecken und sehr vitaminreich sind. Sie eignen sich unter anderem gut für gesunde Säfte und Marmelade. Vom Sanddorn gibt es männliche und weibliche Sorten. Für eine gute Ernte sollten deshalb am besten mehrere Exemplare beiderlei Geschlechts gepflanzt werden.
Schisandra: Nicht nur ihr kletternder, bis 15 Meter hoher Wuchs macht die Schisandra chinensis zu einer Besonderheit unter den schönen Obstgehölzen. Ihre Früchte sind auch einzigartig süßsauer, bitter, scharf und salzig und können roh genascht werden. Zwei Pflanzen beiderlei Geschlechts setzen!
Im Herbst kommen viele Wildobstarten erst so richtig in Fahrt: Die Bäume und Sträucher hängen voller reifer Früchte. Manche können sogar frisch genascht werden. Viele sind roh jedoch bitter und andere ganz schön sauer. Verarbeitet zu Marmeladen oder Likör kommen sie dagegen groß raus.
Dass die fernöstlichen Hartriegelarten (Cornus kousa) genießbare Früchte tragen, ist weitgehend unbekannt. Die weichen, nicht transportfähigen Früchte gibt es allerdings in keinem Laden. Büffelbeeren sind verwandt mit Sanddorn und Ölweide und mindestens genauso sauer. Das Fruchtfleisch der Indianerbanane schmeckt dagegen mild und süß, etwa wie das von Kakifrüchten. Es lässt sich wie Bananen zu Milkshakes oder Kuchen verarbeiten oder direkt aus der Frucht löffeln.
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