Habt ihr Lust, unseren Garten zu übernehmen? Die Frage der Nachbarn vor acht Jahren war schnell beantwortet: Und ob! Katrin Klingberg und Stefan Jäckel hatten Lust drauf! Die beiden hatten ihr Haus neben einer Kleingartenanlage gebaut und sich mit den netten Kleingärtnern von gegenüber längst angefreundet.
Das junge Paar besaß zwar einen Garten direkt am Haus. Nur war der mit seinen knapp 500 m² zu klein, um den drei Söhnen genügend Raum zum Toben zu geben. Da kam dieses Angebot gerade recht. Wissend, dass ein zweiter Garten, zumal noch ein Kleingarten mit all den Auflagen, mehr Arbeit mit sich bringt. Aber auch mehr Platz für die Kinder.
Die beiden frisch gebackenen Zweitgartenbesitzer nahmen sich jedes Jahr ein neues Projekt vor, das sie umsetzten. So entstand Stück für Stück ein kleiner Garten, der gar nicht aussieht, wie man es vielleicht von einem Schrebergarten erwartet. Wen aber wundert’s! Schließlich ist Stefan Jäckel von Beruf Landschaftsarchitekt.
So wurde das Schreberland mit schmalen Blutbuchenhecken in Räume unterteilt: ein Vorgarten, ein Bauerngarten, eine Wiese mit Obstbaum, Gemüsebeete und ein Wirtschaftshof mit Geräteschuppen und Kompostern.
Eines der Projekte war es, die Wege neu zu pflastern. Sie wirken jetzt wie Verlängerungen der Hauskanten und schaffen neue Sichtachsen. Stefan Jäckel erinnert sich: „Wir wollten regionaltypische Materialien verwenden und haben die Steine in der Berliner Passe verlegt.“ Das ist ein Pflasterverband aus Kleinsteinen, das ungefähr im 30 °-Winkel zu den Randeinfassungen gesetzt wird.
Einiges aus dem alten Garten konnten die beiden in die heutige Gestaltung integrieren. Etwa die gewachsene Fliederhecke als Grenze zu den Nachbarn, die alle paar Jahre auf den Stock gesetzt wird. Oder die knorrigen Apfel- und Birnenbäume, die etwa 100 Jahre alt sein dürften und zur Gründungszeit der Kleingartenanlage gepflanzt wurden, darunter eine seltene runde Mostbirne.
Direkt um die Laube herum legten die beiden Staudenbeete an, teils mit Buchs eingefasst nach Art eines Bauerngartens. Erst in der zweiten Reihe sind die Gemüsebeete.
Und als nächstes? „Wir haben begonnen, uns den Bereich zwischen dem Bauerngarten und dem kleinen Wildschuppen an der Gartengrenze zu erschließen. Hier sollen neue Beete entstehen“, erzählt Stephan Jäckel. In diesem Jahr wachsen jedenfalls schon mal Kartoffeln. „Die lockern den Boden und bereiten ihn für die nachkommenden Pflanzen vor. Und wir haben schon mal eine gute Kartoffelernte!“
Beim Gemüseanbau hat Katrin Klingberg anfangs viel experimentiert, auch mit Auberginen und Gurken. Was nicht gelang oder nicht schmeckte, flog rigoros aus dem Anbauplan raus. Jetzt gibt es nur noch das, was auch gegessen wird: Salat, Radieschen, Tomaten, Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Spinat, Kürbis, Erdbeeren und Kohl. Nur ein Gemüse steht einzig und allein zur Zierde im Garten: der Mangold. Der schmeckt leider keinem so richtig.
Haben die beiden die Entscheidung von damals bereut? „Nein, doch nagen manchmal leise Zweifel, ob wir uns nicht doch überfordert haben“, sagt Katrin Klingberg nachdenklich. Vor allem jetzt, da die Kinder erwachsen sind, würden sie gern mal im Sommer verreisen. Mehr als ein paar Tage geht das aber nicht, denn dann ruft schon wieder der Garten, und das viele Obst will geerntet werden.
Pflaumen, Kirschen und Mirabellen werden eingeweckt. Übrigens auch der schon im Sommer reifende Klarapfel. „Der schmeckt als Kompott richtig gut“, verteidigt Katrin Klingberg die etwas langweilig schmeckende Sorte. Die anderen Äpfel werden eingelagert oder zur Mosterei gebracht.
Jetzt, nach ein paar Jahren haben die beiden Gärten der Klingbergs jeweils eine eigene Funktion: Der formal angelegte Kleingarten ist die Speisekammer der Familie, denn hier wächst das Gemüse und stehen die meisten Obstbäume.
Der Garten am Haus mit dem kleinen Kräutergarten wirkt wohnlicher. Hierher zieht sich Katrin Klingberg zurück, wenn sie ungestört sein möchte. Sucht Stefan Jäckel eher den Trubel, geht er hinüber in den Kleingarten: „Hier wird immer mal über den Gartenzaun geschwatzt.“