Ein Garten, seit fast 27 Jahren Lebensmittelpunkt zweier Menschen, birgt viele Geschichten. Manfred Lucenz und Klaus Bender haben sie alle erlebt – und viel an Erfahrung gewonnen.
Ein Farbkonzept stand von Anfang an. Allerdings in sehr viel bescheidenerem Umfang als es heute realisiert ist. Als Manfred Lucenz und Klaus Bender 1985 das Grundstück in Schneppenbaum bei Kleve am Niederrhein übernahmen, wünschten sie sich einen weißen Garten. Und einen Teich. Mehr eigentlich nicht. Doch schnell war klar: 4000 Quadratmeter Grundstücksfläche bieten das Potenzial für mehr, viel mehr.
So kam ein gelber Garten dazu, ein orangener, ein purpurner. Besonders jetzt, in der Zeit von Ende April bis Anfang Mai, sind die Tulpen Herrscher dieser Farbensembles. Im weißen Garten zum Beispiel sorgt ‘Purissima’ für ein edles, klares Bild. Im purpurnen Karree huldigt eine ganze Heerschar blaublühender Vergissmeinnicht der lilienblütigen Tulpe ‘Marietta’. Und im gelben Garten, zugegeben, da hat ‘Golden Apeldoorn’ von den Kaiserkronen gewaltig Konkurrenz bekommen.
Um diese Pracht zu schaffen, bringen die beiden Männer jedes Jahr im Oktober um die 3000 Tulpenzwiebeln in den Boden. Meist in 5er-Trupps in einem großen Plastiktopf. Der schwarze Kunststoff bietet Schutz vor gefräßigen Wühlmäusen – ist zugleich aber auch Bestandteil eines bewährten, wenn auch simplen Pflanzsystems: Nach der Blüte können einzelne Töpfe problemlos entnommen und durch neue, mit Sommerblumen bepflanzte, ausgetauscht werden. Benachbarte Pflanzen oder Wurzeln bleiben von dieser Aktion völlig unbeschadet. Spätestens im Herbst werden die letzten Töpfe dann durch solche mit frischen Zwiebeln und frischer Erde ersetzt. Ganz nebenbei wird auf diese Weise übrigens einer „Tulpenmüdigkeit“ des Bodens vorgebeugt. Natürlich ist auch die großzügige Hofanlage des Grundstückes um diese Jahreszeit durch Tulpen geprägt. Überall sind gewaltige Terrakotta-Kübel und mächtige, glasierte Vorratsgefäße arrangiert, die einen apricotfarbenen Schopf zeigen: ‘Apricot Beauty’ heißt auch die wunderschöne Sorte, die im Herbst gleich in doppelter Lage in den Kübeln versenkt wurde.
Links vom Hof erstreckt sich ein weitläufiger Gemüsegarten. Daneben dehnt sich die gerade verblühte Narzissenwiese aus, die sich nun allmählich zur Wildblumenwiese mit Königskerzen, Lupinen und Wiesen-Iris wandelt. Mitten in diese natürliche Bepflanzung ist der Naturteich gebettet. Ein etwas schwieriger Gartenbereich, der Mitte der 80er Jahre in Angriff genommen wurde. Ein Biotop sollte es werden, mit heimischen Pflanzen wie Schilf. Und das fühlte sich wohl – ein bisschen zu wohl. Bald war von der Wasserfläche kaum noch etwas zu sehen. Eine Rundumerneuerung des Teiches hätte jetzt eigentlich angestanden, doch: Heimische Orchideen hatten sich ganz von allein in seiner Sumpfzone angesiedelt.
So blieb er wie er war. Dreimal pro Jahr durchgeführte Schnittaktionen halten das Schilf nun im Zaum. Auch der zweite Teich, der mit Kies umsäumte im weißen Garten, hat seine Geschichte. Erst verwandelten ihn Gras- und Spiegelkarpfen in eine „Schweinesuhle“, dann vermehrten sich Stichlinge und Weißfische haltlos, und schließlich machte ein zugesetzter Hecht auf trinkende Singvögel Jagd. Da hatten die beiden Männer genug: Auch der letzte Fisch sollte weg. Stundenlang ließen sie die Angel ins Wasser hängen, irgendwann überspannten sie sogar den ganzen Teich mit Angelschnüren – der schlaue Hecht biss nicht an. Schließlich machte ein sehr strenger Winter ihm doch noch den Garaus. Seither leben dort Wasserfrösche und Teichmolche in einträchtiger Gesellschaft.
Auch andere Gartengäste haben sich eingefunden. „Wir haben hier so viele Vögel, dass jedes Blättchen täglich nach Schädlingen abgefilzt wird“, erzählt Manfred Lucenz. Ein wenig Erleichterung schwingt mit. Nicht auszudenken, wie viel mehr Arbeit sie ohne die gefiederten Helfer hätten. So aber können sie auf chemischen Pflanzenschutz völlig verzichten. Und auch empfindliche, mitunter etwas heikle Gewächse gedeihen in diesem gesunden Umfeld prächtig.
Als der Taschentuchbaum vor einigen Jahren tatsächlich seine Blüten öffnete, ließen Manfred Lucenz und Klaus Bender den Champagnerkorken knallen. Schließlich hatte das illustre Gehölz ein ganzes Jahrzehnt darauf warten lassen. Sehr durstig ist er. Mit seinen dicken, fleischigen Wurzeln trocknet er den Boden ringsherum im Handumdrehen aus. Doch die beiden Männer nehmen den regelmäßigen Gießeinsatz für ihren „ganzen Stolz“ gerne in Kauf. Auch zu den Japanischen Blumenhartriegeln haben sie Geschichten zu erzählen. Und zu so vielem mehr. Wer weiß, vielleicht besuchen Sie die beiden leidenschaftlichen Gärtner einmal selbst in ihrem Reich.
Die Öffnungszeiten finden Sie unter www.gaerten-kleverland.de.