Fährmann, hol über! Auf einem großen Teich ist ein alter Kahn festgemacht. Der Garten rundherum gehört Brigitte und Klaus Knospe und ist gerade mal sieben Jahre alt. Kaum zu glauben, welcher Aufwand dahintersteckt. Aber der bleibt stets im Wohlfühlbereich.
Was, wenn sich engagierte Gärtner einen Garten teilen, aber so ziemlich verschiedene Vorstellungen von seiner Gestaltung haben? Da liegt doch was in der Luft!
Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht, doch so manche spitze Bemerkung fällt da schon mal. Und um eine Antwort ist dann der andere nicht verlegen. Nix da mit norddeutscher Zurückhaltung.
Gut, dass beide darüber schmunzeln können. Doch Spaß beiseite. Was Brigitte und Klaus Knospe angestellt haben, um in nur sieben Jahren einen Garten wie den ihren zu bauen – das ist schon unglaublich.
Knospes öffnen ein Fotoalbum. Ein Bild mit einem Bagger? „Der war eine Woche lang hier“, erinnert sich Brigitte. Und Freunde halfen mit, die ehemalige Kuhweide zu modellieren. Und als dann zu Ostern der Umzugslaster vorm Haus stand, zogen Hunderte von bepflanzten Töpfen und Kübeln mit.
Andere Fotos zeigen ganze Bäume. Zeder, Birke, Mammutbaum. Alles einfach eingetopft oder eingewickelt. Wohin bloß damit!
Klaus Knospe sah das norddeutsch gelassen: „Den Plan für den Garten hatte ich doch schon im Kopf.“ Alle Achtung. Für fast 5000 Quadratmeter.
Da ist der Teich, der mit seinen 170 Quadratmetern schlappe 100.000 Liter Wasser fasst, noch nicht mal überdimensioniert. Platzwohlstand. Hier im Friesischen gibt’s ihn noch.
Und das Alpinum, in dem sich auch 15 Tonnen Norwegischer Granit verstecken, ist gleich nebenan entstanden. Das hatte bei Brigitte Knospe nicht unbedingt Freude erzeugt: Den Steinhaufen kannst du gleich wieder wegräumen …! „Heute gefällt er mir.“ Sie lächelt. Sie kennt die gärtnerischen Vorlieben ihres Klaus’ und weiß, dass er sich begeistert für die Alpenglöckchen, Schachbrettblumen, Felsenteller (Ramonda) zwischen den Steinen und für die fast 400 Orchideen, die Knabenkräuter, Schlauchpflanzen, die Moosbeere, den Sonnentau, den Gagelstrauch am Bachlauf und an der Sumpfzone des Teiches. „Wir gärtnern gemeinsam und diskutieren so lange, bis wir uns einig sind,“ meint Brigitte Knospe. So kann man’s auch sagen. Oder vielleicht gibt der Klügere einfach nach?
Brigittes Garten im Garten ist eher ein Themengarten und malt etwas andere Bilder. Gestalterische Harmonie, Blattformen, Farben stehen für sie obenan. Prachtstauden liebt sie – und natürlich Rosen. Da ist der Laubengang hin zur Obstwiese ganz klassisch mit Rosen und Viticella-Clematis bepflanzt. ‘Apple Blossom’, ‘Lykkefund’, ‘Alchymist’, ‘American Pillar’ heißen die Rosen, die dort Höhe erobert haben. ‘Lykkefund’ hat auch im Weißen Garten gemeinsam mit weißen Phlox, Clematis, Narzissen, Silberkerzen ihr Quartier. ‘Super Dorothy’ vertritt die Rosenschar im Bauerngarten, wo auch Katzenminze, Glockenblumen, Phlox rund um eine Laube Platz genommen haben. Und Rittersporne, deren einfallsreiche Namen bereits ihre Herkunft verraten: ‘Sternenhimmel’ oder ‘Finsteraarhorn’ können nur aus Karl Foersters Staudenzucht stammen.
Eine prächtige weiße und strauchige Wildrosenhybride wird ‘Nevada’ genannt und umrankt eine kleine Putte. Für eine ‘Paul’s Himalayan Musk’ durfte Klaus Knospe einen Obelisken aus 10-Millimeter-Stahl bauen und musste drei Jahre später ein Betonfundament nachrüsten. Das Gewicht einer ausgewachsenen Kletterrose wird schnell unterschätzt, hatte der Gärtner dann gelernt. Rund 120 Rosen habe sie gepflanzt, meint Brigitte Knospe. Mindestens 50 zuviel, fühlt sich Ehemann Klaus ermuntert hinzuzufügen. Und er hat auch gleich den Pflegetipp des Tages für seine Frau parat: „Am besten lassen sich deine stacheligen Rosen kontrollieren, wenn man sie unten abschneidet …“ „Dafür pieksen mich deine Kakteen, und wer außer dir braucht schon 14 Ginkgos,“ kontert sie prompt.
Beide nehmen’s mit Humor, und Klaus Knospe bewundert seine Frau in Wirklichkeit dafür, mit welchem Aufwand sie die Rosen hier betreut. „Viel Dünger, viel Kompost, sonst geht hier auf leichtem Boden gar nichts“, erklärt sie. „Pflegeleicht ist der Garten nicht. Aber als Arbeit empfinden wir die Stunden hier auch nicht.“ Bei Klaus Knopse kommen da schon mal 40 in der Woche zusammen, für Brigitte, die berufstätig ist, bleiben zwei bis drei am Tag. Alles bleibt bei Knospes im Wohlfühlbereich. „Und wenn nicht, wird abends eben auch mal happy hour gemacht“, verrät Klaus Knospe, der sich in der Regionalgruppe der Gesellschaft der Staudenfreunde, engagiert. Happy hour? Derzeit wohl eher weniger. Denn bereits im Frühjahr öffneten Knospes ihren Garten: Narzissentag. Ungezählte Zwiebeln schieben ihre Blüten. „Ein toller Frühjahrsblüher“, schwärmt die Gärtnerin. „Eine schöne Pflanze auch für Landhausgärten. Die Mäuse gehen da nicht ran. Und wenn man nach der Blüte etwas düngt, werden die Zwiebeln immer mehr.“
Zur Offenen Pforte kommen schon mal 300 Leute, und die Parkplätze an der schmalen Straße vorm Haus werden knapp. Gleich an mehreren Tagen im Jahr, denn zu sehen ist tatsächlich immer etwas. Die Christrosen sind die ersten Blüher im Jahr: 450 verschiedene haben sich auf dem Gelände versteckt. Dann kommen die Krokusse, die Schneeglöckchen, Leberblümchen, Blausternchen und Winterlinge. Die Zaubernüsse sind zu siebt und wetteifern in verschiedenen Farben um die Gunst des Beobachters.
Im Frühsommer ist die beste Zeit der Rhododendren am Waldrand und der rund 180 Funkiensorten. Und nach dem Sommerflor betreten die Spätblüher die Gartenbühne: 20 Asternsorten im blauen Garten und in der Obstwiese, Anemonen, Silberkerzen. Die Gehölze um Ahorn, Spindelstrauch, den Chine- sischen Blumenhartriegel präsentieren ihr buntes Herbstkleid. Exklusiv für die Besucher öffnet Brigitte Knospe an den Gartentagen ein kleines Lädchen im Haus. ‘Landlust’ nennt sie es und bietet dort hübsche Dinge an: Pflanzen, Accessoires, Gartendekoration. „Was Frauen so eben haben müssen,“ kommentiert Ehemann Klaus verschmitzt lächelnd. Brigitte Knospe hört schon gar nicht mehr hin.
Christian Gehler