Wenig Regen, viel Sonne und ein karger, steiniger Boden – da wächst doch nichts! Doch, viele Stauden, Kräuter, Gräser und Halbsträucher fühlen sich im Kiesgarten wohl und brauchen zudem kaum Pflege.
Warum nicht aus der Not eine Tugend machen? So wie Beth Chatto. Die geniale britische Gärtnerin legte bei sich zu Hause in Essex, einer der regenärmsten Gegenden in ganz England, auf einem stark verdichteten, mageren und trockenen Boden ihren berühmten Kiesgarten an.
Sie verwendete Pflanzen, die durch verschiedene Anpassungsstrategien mit diesen Extrembedingungen gut zurechtkommen. Darunter sind auch viele Pflanzen, die Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung bieten.
Viel Sonne, Sandboden und Trockenheit sind also sehr gute Voraussetzungen für die Anlage eines „echten“ Kiesgartens. Es gibt auch Pflanzungen, die den Namen Kiesgarten nicht verdienen. Sie kennen sicher solche kahlen, mit Mulchfolie ausgelegten und mit Kies bedeckten Flächen, aus denen hier und da eine Zwergkonifere oder ein Ziergrasbüschel ragt.
In einem echten Kiesgarten dagegen wachsen auf trockenem, kargem Boden, sonnenliebende, hitze- und trockenheitsverträgliche Pflanzen, die kaum Nährstoffe brauchen. Ein Kiesgarten sollte also unbedingt in der Sonne liegen. Die Süd- oder Südwestseite des Hauses oder ein Südhang sind ideal. Ein schattiger Vorgarten eignet sich nicht.
Die meisten Kiesgartenpflanzen stammen aus Gegenden, in denen es trockener ist als bei uns in Mitteleuropa. Aus den nordamerikanischen Prärien kommen viele trockenheitsverträgliche Gräser wie das niedliche Moskitogras (Bouteloua gracilis) und auch die beliebte Prachtkerze (Gaura lindheimeri).
Außerdem trifft man auf Gäste aus den asiatischen und südosteuropäischen Steppen- und Graslandschaften. Auch Pflanzen aus den Regionen rund ums Mittelmeer eignen sich.
Natürlich gibt es in Mitteleuropa ebenfalls Pflanzen, die mit Hitze und Trockenheit gut zurechtkommen. Sie entstammen meist den Trocken- und Magerrasengesellschaften.
Allerdings: Nicht alle Arten und Sorten sind ausreichend winterhart. In Gegenden mit kalten Wintern kann es ohne Schutzmaßnahmen zu Ausfällen kommen. Doch viele Kiesgartenpflanzen sind sowieso kurzlebig, erhalten sich aber durch Selbstaussaat.
Ob üppig oder karg, natürlich oder formal, bunt oder einfarbig – Sie können aus dem Vollen schöpfen. Wer viel Platz hat, nimmt sich vielleicht die Natur zum Vorbild und legt eine wiesen- oder steppenartige Pflanzung an.
Auch echte Hingucker, die aus dem Beet ragen, sind gefragt. Wer mag, platziert zusätzlich zwischen den Pflanzen ein paar Feldsteine oder Schwemmholz.
Die Wege in einem frei gestalteten Kiesgarten sollten wie zufällig entstanden wirken – man geht einfach dort entlang, wo keine Pflanzen wachsen.
Kiesgärten gelten als sehr pflegeleicht. Wurde der Boden optimal vorbereitet und stimmt die Pflanzenauswahl, dann müssen Sie im Idealfall weder gießen noch düngen. Für einen guten Start sollten Sie aber die Pflanzen im ersten Jahr noch regelmäßig mit Nährstoffen und Wasser versorgen.