Igel sind mit ihrer dunklen Stupsnase und ihrem runden, kleinen Körper beliebte Gartentiere. Die Wildtiere halten von November bis März oder April Winterschlaf, aus dem sie von Zeit zu Zeit jedoch erwachen. Entdecken Sie in der Winterzeit also einen wachen Igel, muss das nicht sofort etwas Schlimmes bedeuten. Beobachten sollten Sie ihn trotzdem. Dasselbe gilt, wenn Sie den Igel aus dem Winterschlaf geweckt haben.
Igel aus Winterschlaf geweckt – voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten
Bevor der Igel seinen Winterschlaf beginnt und es sich im Laubhaufen gemütlich macht, steht vor allem eins auf seinem Tagesplan: fressen, fressen, fressen. Denn anders als das Eichhörnchen, das keinen Winterschlaf hält, muss sich der Igel vor seiner langen Schlafphase ordentlich „Winterspeck“ anfuttern. Dieses sogenannte braune Fett speichert er vor allem als Energiereserve im Schulterbereich.
In der Regel haben Igel, die zu Beginn des Winters weniger als 500 Gramm wiegen, keine Überlebenschance. Auf dem Speiseplan der Igel stehen zum Beispiel:
Besonders erst im September geborene Jungigel und Weibchen sind teilweise bis spät in den Herbst noch aktiv auf Futtersuche, um den Winter zu überleben. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) weist darauf hin, dass Menschen solche Tiere in Ruhe lassen sollten. Sie brauchen keine Hilfe. Sind die Jungtiere und Weibchen aber offensichtlich verletzt, krank oder deutlich sichtbar unterernährt, sollten Sie sie in eine Igelstation in der Nähe bringen. Die Initiative Pro-Igel listet auf ihrer Website Igelpflegestellen in ganz Deutschland auf.
Igel sind keine Haustiere
Igel sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Wildtiere. Das bedeutet unter anderem auch, dass Menschen sie nicht ohne Grund fangen und festhalten dürfen. Wer einem Igel helfen möchte, sollte also wirklich sicher sein, dass das Tier die Hilfe überhaupt braucht. Bevor Sie es anfassen oder in einer Box transportieren, sollten Sie deswegen immer zuerst eine Igelstation oder einen Tierarzt anrufen und sich beraten lassen.
Doch wann gehen Igel in den Winterschlaf? Das hängt von der Außentemperatur ab. Sobald die sich im Winter dem Gefrierpunkt nähert, beginnt die lange Schlafphase. Die Tiere finden in den kalten Monaten im Jahr nicht genug Nahrung und ziehen sich deswegen komplett zurück. Dafür müssen sie sich im ersten Schritt eine passende Stelle für ihren Winterschlaf suchen. Igel überwintern am liebsten in Haufen aus Laub, Reisig und totem Holz, denn diese schützen die Tiere vor Kälte, Feuchtigkeit und Licht. Der Sonne sollte der Rückzugsort nicht direkt ausgesetzt sein. Es besteht die Gefahr, dass sich das Winterquartier tagsüber zu sehr erwärmt und der Igel erwacht.
Als Nächstes rollt sich das Tier ein, und mit der Zeit stellt sich sein gesamter Stoffwechsel um. Schlägt das Herz des Igels im Normalfall 180- bis 260-mal pro Minute, sind während des Winterschlafs laut des Igel-Teams des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern nur acht bis 20 Herzschläge pro Minute der Normalfall. Auch der Atem des Igels verlangsamt sich drastisch von 50 Zügen pro Minute auf gerade mal drei bis vier. Daneben sinkt zudem seine Körpertemperatur von 36 Grad auf fünf Grad. Harn oder Kot muss der Igel während seiner Schlafzeit übrigens nicht mehr ausscheiden. Von seinem anfänglichen Gewicht verliert der Igel in seiner Winterschlafzeit bis zu 30 Prozent.
Winterschlaf bedeutet beim Igel allerdings nicht, dass er fünf bis sechs Monate ohne Unterbrechung durchschläft. Von Zeit zu Zeit erwacht das Tier, was auch Organversagen vorbeugen soll. Der Aufwachprozess dauert dabei mehrere Stunden, was das Tier weniger Energie kostet, als wenn es abrupt aus dem Schlaf gerissen würde. Trotzdem ist gerade diese Phase extrem anstrengend für das Tier, denn es kostet den Igel viel Kraft, seinen Stoffwechsel wieder anzukurbeln. Die Igelbeine zittern dabei stark, seine Durchblutung ist bis zu fünffach erhöht und er atmet schnell.
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Sind Igel zwischendurch wach, verlassen sie nicht zwangsläufig ihren Unterschlupf. Entweder verhalten sie sich ruhig und schlafen nach einiger Zeit wieder ein oder sie verlassen den Laubhaufen, um Urin abzulassen oder sich ein neues Quartier zu suchen. Letzteres passiert jedoch eher selten und meist nur notgedrungen, weil die Tiere aus ihrer alten Unterkunft vertrieben wurden.
Jungtiere, die ihren ersten Winterschlaf halten, überleben solch einen Umzug in der Regel nicht. Sie kennen sich noch zu schlecht in ihrem Lebensraum aus und finden auf die Schnelle keine neue Bleibe. Ältere Tiere haben hingegen mehr Ortskenntnis und eine höhere Chance, einen neuen Schlafplatz gezielt aufzusuchen.
Tipp: Läuft ein Igel im Winter durch den Garten, müssen bei Ihnen nicht direkt die Alarmglocken klingeln. Hat der Igel eine runde Körperform, läuft aktiv durch den Garten und rollt sich bei Berührung zu einer Kugel zusammen, geht es ihm gut. Bei sichtbaren Verletzungen, Husten, torkelndem Gang oder sonstigen Auffälligkeiten ist jedoch Hilfe gefragt.
Auch wenn Sie noch so vorsichtig sind, manchmal kann es vorkommen, dass sie einen Igel aus Versehen aus seinem Winterschlaf wecken. Das kann zum Beispiel passieren, wenn sie einen Laubhügel ohne weitere Hintergedanken im späten Herbst aus dem Garten entfernen.
Ein Igel, der sich bereits dorthin zurückgezogen hat, muss aber nicht zwangsläufig erwachen. Wenn Sie Glück haben, bleibt der Igel zu einer Kugel eingerollt und bewegt sich nicht. Wenn möglich, decken Sie ihn dann wieder mit Laub zu und lassen das Tier in Ruhe. So kann er seinen Winterschlaf fortsetzen.
Ist er jedoch aufgrund der Störung erwacht, sollten Sie dem Tier die Chance geben, wieder einzuschlafen. Das gelingt meistens, wenn es noch kalt genug ist und Sie sein Winterquartier wieder so herstellen, wie es vor Ihrem Eingriff war. Ist der Schlafplatz komplett zerstört, sollten Sie dem Tier ein Igelhaus zur Verfügung stellen. Das können Sie entweder selbst bauen, im Gartencenter kaufen oder mit etwas Aufwand aus Gartenmaterial aufschichten.
Haben Sie den Igel beim Winterschlaf geweckt und seinen Schlafplatz zerstört, muss eine neue Herberge her. Dafür sammeln Sie im Garten dicke Äste und besorgen sich Backsteine. Aus diesen beiden Materialien errichten Sie eine kleine Höhle, die etwa 30 x 30 x 30 Zentimeter groß ist. Unten lassen Sie einen 10 x 10 Zentimeter großen Eingang frei, durch den der Igel problemlos nach draußen kommt.
Den Schlafplatz des Igels legen Sie mit Stroh, trockenem Laub und Moos aus und legen das Tier dann vorsichtig in sein neues Zuhause. Doch Achtung: Fassen Sie das Tier nicht mit bloßen Händen an. Streifen Sie sich am besten feste Gartenhandschuhe über die Hände und heben das Tier so sacht hoch. Das schützt Ihre Hände vor Verletzungen durch die piksigen Stacheln und vor Krankheitserregern, die das Tier an sich tragen kann. Anschließend häufen Sie trockenes Laub über die Höhle. Am besten verschwindet sie vollständig unter dem Laub, so ist der Igel gut geschützt.
Tipp: Sie sollten dann noch einige Tage von außen beobachten, ob das Tier auch wieder eingeschlafen ist. Falls es sich weiterhin regt, müssen Sie seine körperliche Verfassung im Auge behalten. Normalerweise nehmen Igel während der Winterschlafzeit keine Nahrung auf. Erscheint Ihnen der Igel jedoch stark abgemagert, können Sie ihm das passende Futter anbieten. So kann das Tier selbst entscheiden, ob es fressen möchte oder nicht.
Die wichtigste Regel bei der Igelfütterung lautet: Keine Milch! Milch vertragen die Tiere nicht. Sie führt bei ihnen zu Darmproblemen, an denen sie im schlimmsten Fall sogar sterben. Stattdessen sollte immer eine flache Schale mit frischem Wasser bereitstehen, die Sie einmal am Tag ausspülen und reinigen. So vermeiden Sie, dass sich dort Krankheitserreger breitmachen.
Wer das Igelfutter selbst zubereiten möchte, hat folgende Misch-Möglichkeiten:
Auch die Futterschale sollten Sie jeden Tag durchspülen, bevor Sie sie aufs Neue befüllen. Die vom Winterschlaf schwachen Igel nehmen Ihr Fressangebot sicherlich schnell dankend an. Dieses Zufüttern lohnt sich übrigens auch im März und April, wenn gerade alle Igel wieder wach werden. Denn viel Futter hält die Natur für die Tiere dann noch nicht bereit, die Energiereserven der Igel sind zu dieser Zeit aber am Tiefpunkt angekommen.
Tag des Igels
Passend zum nahenden Ende des Winterschlafs ist am 2. Februar jedes Jahres Tag des Igels. Zu diesem Anlass machen Igel-Initiativen noch mal verstärkt aufmerksam auf die Bedürfnisse und Lebensweise des Wildtieres. So sollen Menschen ihre Gärten beispielsweise möglichst naturnah gestalten und im Herbst ruhig auch ein wenig Unordnung zulassen. In solcher Umgebung fühlt sich der Igel besonders wohl und findet nicht nur genügend Nahrung, sondern auch viele Verstecke für seinen Winterschlaf.
Das Futterangebot kommt Igeln übrigens auch im Herbst zugute. Männchen gehen eher als Weibchen und Jungtiere in den Winterschlaf. So bleibt mehr Futter für die noch von der Geburt ausgezehrten Weibchen und die erst vor Kurzem geborenen Jungtiere übrig. Das bietet für sie die Chance, sich vor den ersten Tagen und Nächten mit Minustemperaturen die rettende Fettschicht anzufressen.
ANNA KATHARINA KÜSTERS
Auch Tiere, die keinen Winterschlaf halten, nehmen Futterangebote im Winter gerne an. Welches Futter unseren Gartenvögeln gut tut, lesen Sie hier: Vögel im Winter – So werden sie richtig gefüttert.
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