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Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Kraterbeet: So klappt Gemüseanbau bei schwierigem Klima

Von GartenFlora

Hitze und Trockenperioden, rauhe Winde, teils ungewöhnlich kühle Tage und Wochen mitten im Sommer – der Klimawandel stellt Gärtner*innen vor neue Herausforderungen. Aber auch unabhängig von sich ändernden klimatischen Bedingungen gibt es Regionen, die nicht von optimalen Wetterverhältnissen profitieren. Ein Kraterbeet kann helfen, trotz schwieriger Witterungsverhältnisse Gemüse, Kräuter und Co. erfolgreich zu kultivieren. Hierzulande sind die kraterförmig angelegten Beete noch nicht so weit verbreitet wie in Ländern und Regionen, in denen lange Trockenperioden seit jeher zum Alltag gehören. Das wollen wir ändern! Hier zeigen wir Ihnen, was es mit den Kraterbeeten auf sich hat, welche Vorteile sie bringen, wie man sie anlegt und welche Pflanzen sich für welche Beet-Zone eignen.

Kraterbeet – voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Kraterbeet: Was ist das eigentlich?

Kraterbeete sind meist rund, im Zentrum abgesenkt und von einem aufgeschütteten Wall umgeben. So entsteht im Zentrum ein geschützter Raum für wärmeliebende Kulturen wie Tomaten, Auberginen, Paprika, Chili, Gurken und Melonen. Ein Wall, der das Beet umgibt, bremst den Wind ab. Dadurch trocknet der Boden weniger aus und die Wärme bleibt im Krater. Werden am Boden zusätzlich Trittsteine verlegt, speichern diese die Sonnenwärme tagsüber und geben sie nachts wieder ab. In der Mulde sammelt sich die Feuchtigkeit, auch bei Regen fließt das Wasser ins Zentrum.

Wo setzt man Kraterbeete ein?

Kraterbeete sind vor allem in höheren Lagen und auf eher leichten Böden von Vorteil. In höheren Lagen gestatten sie, früher mit dem Anbau von Gemüse zu beginnen. Der Wärmefalleneffekt lässt sich hier gut nutzen. Im Frühling kann man über das Kraterbeet eine Folie spannen und so ein Frühbeet bauen. Auf leichten, wenig Wasser speichernden Böden nutzt man zudem den Wassersammeleffekt: Das Wasser sammelt sich im Zentrum der Mulde, sowohl nächtliches Kondenswasser als auch Regen- und Gießwasser.

Auch so kann ein Kraterbeet aussehen – hier im Zentrum mit einer Wasserstelle für einen zusätzlichen Wärmeeffekt. [Illustration: NABU_Anne Quadflieg]

ACHTUNG: Für Regionen mit schweren, zu Staunässe neigenden Böden ist das Kraterbeet weniger geeignet, da die Gefahr besteht, dass die Pflanzen dauerhaft mit nassen Füßen dastehen und leiden. Hier sind Hügelbeete, die das Beet in die Höhe heben, die bessere Wahl.

5 Vorteile von Kraterbeeten

  • Wasserspeicher: Regenwasser fließt natürlicherweise ins Zentrum der Mulde, wird im Boden gespeichert und steht daher den Gemüsekulturen länger zur Verfügung. Ein großer Vorteil auf leichten, sandigen, wenig Wasser speichernden Böden.
  • Wärmespeicher: Durch die eingesenkte Lage stehen die Pflanzen im Zentrum windgeschützt. Am Boden können Steine als zusätzlicher Wärmespeicher für Wärme liebende Arten wie Tomaten, Auberginen, Paprika und Melone dienen. Der Wärmespeichereffekt lässt sich durch eine im Norden des Kraterbeetes aufgeschichtete Trockenmauer noch erhöhen. Ein großer Vorteil in höheren und windoffenen Lagen.
  • Windschutz: Der Wall bremst den Wind aus. Das kommt windempfindlichen Gemüsearten (z.B. mit großen Blättern) wie Kürbisgewächsen zugute. Eine Windschutzhecke kann den Windschutzeffekt in offenen, windexponierten Lagen zusätzlich verstärken.
  • Kühlung: In Senken sammelt sich kalte Luft, der Wall spendet auch Schatten. Im Sommer ist es hier kühler als in flachen oder erhöhten Beeten. Das mögen hitzeempfindliche Gemüse wie Salate sehr.
  • Erweiterung der Anbaufläche: Am und auf dem Wall entstehen zusätzliche Anbauflächen, ähnlich wie bei einem Hügelbeet.
Cover des Buchs "Das Kraterbeet" von Natalie Faßmann, erschienen im pala verlag. Weißer Hintergrund mit Illustration eines rund angelegten, bunt bepflanzten und mit Dachziegeln begrenzten Kraterbeets.
[Foto: pala verlag]

Buch-Tipp:

In „Das Kraterbeet“ finden Sie Wissenswertes rund ums Kraterbeet sowie drei Pflanzpläne.

Die GartenFlora-Chefredakteurin Dr. Natalie Faßmann hat ein Buch über Kraterbeete verfasst. Der Titel erschien im pala verlag.

Wie baut man ein Kraterbeet?

Ein Kraterbeet sollte mindestens einen Durchmesser von 2 Metern haben. Besser sind 3 bis 4 Meter Durchmesser, wodurch mehr Anbaufläche zur Verfügung steht und die Hänge flacher auslaufen können.
Das Zentrum wird ausgehoben, sodass es etwa 15 bis 20 Zentimeter unter dem Niveau des Gartens liegt. Umgeben ist es von einem etwa 20 bis 30 Zentimeter hohen Wall, der aus dem aufgeschütteten Erdreich aus dem Zentrum besteht. Der Standort sollte, wie bei anderen Gemüsebeeten auch, möglichst sonnig sein.

Diese Schritte sind zu tun

  1. Rundbeet markieren: Zunächst wird das Beet markiert. Dabei hilft eine Art großer Zirkel, den man aus zwei Holzpflöcken und einem Seil fertigt. Einer der Holzpflöcke wird im Zentrum des zukünftigen Beetes eingeschlagen, das Seil zum Abmessen daran befestigt. Mit dem zweiten Holzpflock, den man am anderen Ende des Seils befestigt, wird dann eine Linie gezogen. Die Seillänge sollte etwa 1,7 Meter betragen.
  2. Grassoden entfernen und Mulde ausheben: Am Rand beginnend die Grassoden abstechen und beiseitelegen. Man kann sie danach noch für ein Hügelbeet oder ein Hochbeet verwenden. Erde etwa 30 Zentimeter tief ausheben und neben dem Kraterbeet zwischenlagern.
  3. Boden lockern: Boden in der Mulde gut mit einer Grabegabel lockern. Ausgehobene Erde 1:1 mit Kompost vermischen und zurück in die Mulde geben.
  4. Wall formen: Die Erde von innen nach außen zu einem 20 bis 30 Zentimeter hohen Kraterrand formen. Das Erde-Kompost-Gemisch in der Mulde sollte etwa 10 bis 15 Zentimeter hoch sein. Vom Rand aus kann der Wall nachgeformt werden, wenn er zu steil ist.
  5. Pflanzen: Die Erde braucht schließlich etwa eine Woche, um zu sacken. Dann kann man pflanzen. Manchmal muss der Wall noch einmal nachgeformt werden. Denn ist der Hang zu steil, rieselt Erde in die Mulde zurück.

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und weitereführende Informationen zum Kraterbeet finden Sie auch beim Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Kraterbeet
Beim Anlegen dieser speziellen Form des Kraterbeets wurden niedrige Steinmauern eingezogen und damit eine Mischung aus Kraterbeet und Senkgarten geschaffen. [Foto: NABU_Martin Staffler]

Gärtnern im Kraterbeet

In einem Kraterbeet kann man genauso Beete planen wie in rechteckigen, flachen Beeten oder Hochbeeten. Durch die Kreisform bietet es sich allerdings an, die einzelnen Reihen in konzentrischen Ringen oder vom Zentrum ausgehenden Strahlen anzulegen. Im Zentrum wird dazu ein Kreis abgesteckt, der 1 Meter Durchmesser hat. Hier wird die Hauptkultur in den üblichen Pflanzabständen gepflanzt: Zucchini, Melone, Tomate, Paprika etc. Drumherum werden die anderen Gemüsearten gemäß ihrer Bedürfnisse gesetzt.

Wurzel- und Blattgemüse setzt man eher an den Innenhang. Hohe Gemüse wie Mais und Stangenbohnen pflanzt man dagegen eher auf die Nordseite in die Mulde oder an den Innenhang, damit sie keinen Schatten werfen. Hohe Kräuter wie Dill, Borretsch und Fenchel setzt man ebenfalls eher auf die Nordseite außen oder auf den Wall. Man kann auch mehrere Kraterbeete anlegen und dort die Kulturen in einer Fruchtfolge wechseln lassen.

So wie hier im Querschnitt zu sehen, könnte man ein Kraterbeet anlegen. [Illustration: NABU_Anne Quadflieg]

Aufteilung in verschiedene Mikroklimazonen

Mulde und Wall der Kraterbeete erzeugen verschiedene Mikroklimazonen, in denen Gemüse und Kräuter gut gedeihen. Je nachdem, ob man sich am inneren oder äußeren Hang, auf der nördlichen, südlichen, westlichen oder östlichen Seite befindet, ergeben sich folgende Mikroklimazonen:

  1. Mulde: In der Senke ist es leicht feucht, windgeschützt. Ein guter Platz für Wärme liebende Gemüsearten, aber auch hitzeempfindliche Gemüsearten wie Salat.
  2. Wall: Die aufgeschüttete Erde erwärmt sich im Frühjahr schneller als die Mulde. Das ist gut für die zeitige Aussaat von Radieschen und Salat. Während der Hauptsaison sind hier Arten aufgehoben, die besser mit Trockenheit auskommen, z.B. mediterrane Kräuter, Ringelblumen und Wildtomaten.
  3. Außenhang:
    • Äußerer Südhang: von der Sonne beschienen und trocken. Hier finden mediterrane Kräuter ihren Platz
    • Äußerer Nordhang: trocken und eher schattig. An seinem feuchten Fuß gedeihen einjährige Kräuter wie Kerbel und Petersilie.
  4. Innenhang:
    • Östlicher und westlicher Innenhang: sonnig bis halbschattig, Erde trocknet relativ schnell ab. Gut für Wurzelgemüse wie Möhren, Rote Bete, aber auch Basilikum.
    • Fuß des Innenhangs: Hier ist es feuchter als am Hang, der Wall wirft Schatten. Blattgemüse wie Mangold und Salat fühlen sich hier wohl.

Was ist Mikroklima?

Das Klein- oder Mikroklima bildet sich in den bodennahen Luftschichten. In Gärten gibt es meist schon viele Mikroklimazonen mit (leicht) unterschiedlicher Temperatur, Feuchtigkeit, Sonnenscheindauer und Wind. Das Mikroklima im Garten kann man nutzen oder gezielt beeinflussen, etwa durch Trockenmauern, Windschutzhecken oder ein Kraterbeet. Das Großklima ist durch Hoch- und Tiefdruckgebiete geprägt. Deutschland liegt in der gemäßigten Klimazone. Durch besondere Geländeformen und Landnutzung entsteht das Regionalklima. Groß- und Regionalklima können wir nicht beeinflussen.

DR. NATALIE FASSMANN

Die Anforderungen an Gärtner*innen werden durch sich ändernde klimatische Bedingungen immer höher. Hier erfahren Sie, welche Pflanzen sich in trockenen Zeiten eignen oder wie man eine Trockenwiese anlegt. Wer sich um die Bewässerung seines Gartens sorgt, findet hier eine Anleitung zum Bau von Ollas, unterirdischen Tongefäßen, die umliegende Pflanzen mit Wasser speisen. Und hilfreich in trockenen Zeiten sind auch unsere 6 Tipps zum richtigen Rasensprengen.

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