Hand aufs Herz: Wer gerät beim Anblick eines Blütenmeeres aus Seerosen nicht ins Schwärmen? Leider lassen heutige Grundstücksgrößen weite Wasserflächen meist nicht zu. Wie gut, dass es die Wassernymphen auch im Kleinformat gibt! Redakteurin Karin Wachsmuth zeigt anhand ihrer Erfahrung, worauf es bei der Pflanzung der Schönheiten ankommt.
Die überwältigende sommerliche Blütenpracht von Seerosen war „schuld“ daran, dass ich für meine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau seinerzeit eine Wasserpflanzengärtnerei wählte. Die leuchtenden Blütenfarben, die Formenvielfalt der auf dem Wasser schwimmenden Blütenschalen zogen mich bei meinem Besuch des weitläufigen Gärtnereigeländes in ihren Bann.
Die musste ich alle kennenlernen, wollte wissen, wie man sie pflegt und vermehrt. Und lernen, was man beim Gestalten eines Wasserreiches alles zu beachten hat.
Viele eigenhändig gebuddelte Löcher für Zierbecken und Naturteiche später, mittlerweile glückliche Besitzerin eines eigenen Gartens, habe ich eingesehen: Für eine wohlproportionierte Wasseranlage mit verschiedenen Pflanzstufen, Sumpfzone und genügend Freifläche für die Schwimmblätter der Wasserpflanzen braucht man einfach sehr viel Platz!
Größere Bäume sollten wegen des Schattenwurfes und des Laubeintrags auch nicht in unmittelbarer Nähe wachsen. So musste ich denn meinen Traum vom seerosenüberzogenen Naturteich im eigenen Garten begraben. Stattdessen plätschert hier nun ein Quellstein mit unterirdischem Wasserreservoir und pumpengespeistem Kreislauf munter vor sich hin.
In diesem Jahr will ich meinem Faible für die Wassernymphen trotzdem nachgeben. Es soll noch eine offene Wasserstelle hinzukommen – wenn auch nicht ganz so opulent wie ursprünglich gedacht: ein Miniteich auf dem terrassennahen Rasenstück.
Das geplante, etwa 40 cm tiefe Becken ist gerade groß genug, um die kleinbleibende Seerose ‘Fire Opal’ aufzunehmen. Die dicht gefüllten Blüten in auffälligem Pink sollen hübsche Farbtupfer ins Grün setzen.
Die ohnehin begrenzte Wasserfläche werde ich nicht noch zusätzlich mit „Wasser-Wucherern“ wie dem Rohrkolben verkleinern. Besser sind Gräser außerhalb des Wassers, aber in Teichnähe, die ein ähnliches Bild erzeugen.
Da solch niedrige Becken in havelländischen Wintern gerne mal bis zum Grund zufrieren, werde ich meine Seerose in einen mit Jute ausgeschlagenen Pflanzkorb mit lehmigsandigem Substrat setzen. Dabei muss ich aufpassen, sie nur so tief zu pflanzen, dass das „Herz“ der Teichnymphe noch herausschaut.
Damit das Substrat im Wasser nicht aufschwimmt, bekommt es eine Kiesdecke. So präpariert, kann ich mein kleines Blühwunder vor dem Winter herausnehmen und im Bottich frostfrei in der Garage überwintern. Das erscheint mir sicherer, als den Miniteich im Winter mittels styroporverstärkter Holzplatte abzudecken.
Ist das Becken eingebaut, steht dem Seerosenkauf nichts mehr im Wege – sobald es warm genug ist und die Wassergärtnereien sie zum Verkauf anbieten. Kegel mit Langzeitdünger habe ich bereits besorgt.
Diese „Düngepfropfen“ werde ich direkt neben dem fleischigen Rhizom der Seerose in die Erde drücken, damit ihre Nährstoffe gezielt dorthin fließen, wo sie gebraucht werden. Ansonsten gelangen sie ins Wasser und fördern eher das Algenwachstum.
Bei meinem kleinen, niedrigen Becken werde ich trotzdem gelegentlich unliebsames Grün abfischen müssen, denn das Wasser erwärmt sich hier algenfreundlich schnell.
Meine Freundin habe ich mit der Begeisterung für die schwimmenden Schönheiten auch schon angesteckt. Deshalb bekommt sie von mir zum runden Geburtstag ein hohes Gefäß mit einem Seerosen-Zwerg und einer Binse. Mein Favorit: Nymphaea pygmaea ‘Rubra’ mit niedlichen, roten, duftenden Blüten.
Die Miniaturausgabe einer Seerose ist ideal für kleine Teiche und Gefäße. Ihre Blütenschalen öffnen sich relativ spät am Tag, bleiben dafür aber nachmittags länger offen – gut für Berufstätige! Auch hier muss das halbgefüllte Gefäß über die Wintermonate ins frostfrei gehaltene Gartenhaus ziehen – das kommt als Pflegehinweis mit auf die Geburtstagskarte.
Die zierliche Seekanne (Nymphoides peltata) sieht mit den rundlichen Schwimmblättchen aus wie eine Mini-Seerose, gehört aber zu den Fieberkleegewächsen. Ihr Flor mit den gelben, leicht knittrigen, am Rand gefransten Blütenblättern steht von Juni bis September etwas über dem Wasserspiegel.
Die heimische Schwimmblattpflanze gedeiht am besten in einem Pflanzgefäß mit lehmig-sandigem Substrat, das mit einer kalkfreien (!) Kiesschicht abgedeckt wird. Sie bevorzugt zudem kalkfreies bis kalkarmes Wasser und kommt mit maximal 80 cm Wassertiefe zurecht.
KARIN WACHSMUTH