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Voraussichtliche Lesedauer:  6 Minuten

Thymian: Küchenkraut und Weichzeichner

Von GartenFlora

Thymian ist ein facettenreiches Küchengewürz, das sich keinesfalls neben Klassikern wie Schnittlauch, Petersilie, Lavendel, Rosmarin oder Minze verstecken muss. Egal, ob als Duftkraut, für den Räucherofen oder mediterrane Genüsse – Thymian hat es in sich, und zwar auch gestalterisch. Wir möchten Ihnen zeigen, wie Sie dem Kraut in Ihrem Garten eine würdige Bühne bereiten. Denn es setzt auch als farbenfroher Weichzeichner, Duftrasen oder gar Dachbegrünung fabelhafte Akzente.

Thymian – voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten

Thymian: Darum ist er so vielseitig

Kräuter werden gerne in eine sonnige Ecke unserer Küchengärten gepflanzt. Dabei gibt es so einige, die sehr wohl einen prominenteren Platz verdient hätten, da sie Vorzüge mit sich bringen, die neben ihrem betörenden Duft und ihrer Würze gerne vergessen werden. Man nehme beispielsweise Schnittlauch, das mit seinen kugelförmigen Blüten ebenfalls eine hübsche Zierpflanze abgibt, und Thymian, ein Küchenkraut, das zu weitaus mehr taugt als zur Nutzpflanze. Mein Lieblingsgewürz hat tatsächlich das Zeug zur Schmuckstaude. Thymianpolster werden deshalb künftig bei mir auch zwischen Blaukissen und Schleifenblume einen neuen Platz finden.

Denn: Auch wenn Thymian gerade nicht blüht, zeigt das immergrüne Sträuchlein Präsenz und rahmt selbst höhere Stauden und Gehölze wirkungsvoll ein.

Eine seiner größten Stärken ist seine verbindliche Art. Denn er verwebt Gartenteile, Bauelemente oder Wege mit angrenzenden Rabatten ganz unaufdringlich ineinander. So lässt sich zum Beispiel der bis 10 cm hohe und rosa blühende Sand-Thymian (Thymus serpyllum) in die Fugen von großformatigen Wegeplatten setzen. Sieht toll aus.

Blühender Thymian vor einer Steinmauer. Foto: AdobeStock_Ruckszio
Thymus serpyllum. [Foto: AdobeStock_Ruckszio]

Ebenso schön macht sich die kriechende Fugenbepflanzung zwischen unregelmäßig geformten Natursteinplatten. Nur zu klein dürfen die einzelnen Platten oder Trittsteine nicht sein. Selbst große Pflastersteine würden von schwach wachsenden Thymian-Sorten wie ‘Rasta’ innerhalb kurzer Zeit bedeckt.

Thymian als „Weichzeichner“ zwischen Steinen

Sehr gut macht sich der genügsame Thymian auch in Trockenmauern. Wenn sich in den Ritzen und Spalten einige Duftpolster, zum Beispiel vom rosa blühenden Kaskaden-Thymian (Thymus longicaulis ssp. odoratus), festgekrallt haben, wirkt der geschichtete Naturstein weit weniger schroff.

Dabei muss nicht jede Fuge bepflanzt werden, denn völlig überwuchert kommt der schöne Stein kaum noch zur Geltung. Strauchförmige, aufrechtwachsende Arten wie der ganz gewöhnliche echte Gewürz-Thymian, Thymus vulgaris, sollten darum besser auf der Mauerkrone platziert werden.

Ein Kind der Sonne: Standortbedingungen des Thymians

Egal, wo Sie Thymian ansiedeln möchten, auf alle Fälle braucht er durchlässigen Boden. Staunässe mag er überhaupt nicht. Einen möglichst hellen, am besten sonnigen Standort dafür umso mehr. Der sollte sich zum Beispiel in Steingärten oder ganz oben auf der Kräuterspirale finden lassen.

Thymian, Dachwurz und andere trockenverträgliche Sonnenanbeter lassen sich auch in eine Pflanzschale setzen und mit interessanten Steinen dekorieren. Probieren Sie es aus!

Wichtig: Wenig düngen! Denn Thymian wie auch Oregano, Lavendel, Ysop oder Rosmarin duften auf kargem Boden intensiver, schmecken aromatischer und kommen auch besser durch den Winter.

Tolle Farben für einen starken Auftritt

„Genügsam“ bedeutet nicht automatisch, dass Thymian bescheiden auftritt. Denn wenn er je nach Art und Sorte von Juni bis August blüht, stiehlt das Zwerggehölz so mancher Solitärstaude die Show.

Kaum eine kann mit einem solch satten Dunkelrosa punkten wie der Kissen-Thymian, Thymus doerfleri ‘Bressingham Seedling’. Und das tolle, intensive Purpurviolett vom einheimischen Quendel (Thymus pulegioides) oder von Thymus vulgaris ‘Tabor’ zieht die Blicke geradezu magisch an.

Wuchsform: Staude oder Strauch?

Thymian gilt als Staude, weil viele Arten und Sorten polsterförmig wachsen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um kleine Sträucher, die sich nicht nur prima als Bodendecker eignen, sondern auch als Duftrasen oder Dachbegrünung eine gute Figur machen.

Thymian Foto: AdobeStoock_nahhan
Thymus x citriodorus ‘Silver Queen’. [Foto: AdobeStoock_nahhan]

Thymus x citriodorus, der Zitronen-Thymian, bildet so dichte Matten, dass sich nach ein, zwei Jahren kaum noch Unkräuter einnisten können. Diese Kreuzung aus Thymus vulgaris und Thymus pulegoides ist in unzähligen Sorten erhältlich. Allen gemeinsam ist der zitronige Duft, der das typische Thymian- Aroma ergänzt. Es gibt Sorten mit weißbunten Blättern (‘Silver Queen’), andere mit gelb panaschiertem Laub (‘Doone Valley’) oder Sorten in schlichtem Grün, zum Beispiel ‘Lemon’. Das übrigens sind meine ganz persönlichen Favoriten. Ich habe sie schon als Wegbegleiter für meinen neu gestalteten Küchengarten eingeplant.

Superkraut mit vielen Talenten

Das Wort Thymian stammt aus dem Griechischen und bedeutet Rauch. In der Tat eignet sich getrockneter Thymian zum therapeutischen Verräuchern. Der Rauch soll vor Krankheiten schützen und die Durchsetzungskraft stärken.

Populärer ist der schleimlösende Thymian-Tee, der die Atemwege beruhigt und krampflösend sowie antibakteriell wirkt. Eine Erkältung heilt zwar deshalb nicht schneller, ist aber leichter zu ertragen.

Als Küchenkraut macht sich Thymian gut in herzhaften Gerichten wie Lammeintopf und zu Grillfisch, außerdem hilft er, fette Speisen leichter zu verdauen. Blätter und die ebenfalls genießbaren Blüten vom Zitronen-Thymian würzen Blattsalate und dekorieren Nachspeisen.

Thymian aromatisiert darüber hinaus beispielsweise Speiseöl und Honig. Einfach einige Zweige für mehrere Wochen in Olivenöl oder Honig geben und dann wieder entfernen.

Thymian Foto: AdobeStock_Yova
Die Thymianblüte kann so schön sein. [Foto: AdobeStock_Yova]

Thymian ganz leicht geteilt

Polsterförmig wachsender Thymian bildet bei Bodenkontakt schnell neue Würzelchen und lässt sich deshalb leicht durch Teilen vermehren. Dazu die gesamte Pflanze ausgraben und in Stücke mit kleinen Wurzelballen teilen. Oder vom Rand der Mutterpflanze kleine Teile abstechen und danach möglichst schnell wieder einpflanzen.

Je nach Größe kommen die kleinen Thymiane in Mauerfugen, zwischen Gehwegplatten oder als Unterpflanzung ins sonnige Staudenbeet. Einmal gut angießen, danach nur mäßig feucht halten. Selbst in ein bis zwei Zentimeter schmalen Fugen kann sich Thymian etablieren. Vermehren Sie ihn am besten im Frühjahr. Im Sommer warten Sie bewölkte Tage ab und schneiden die Jungpflanzen stark zurück.

ACHIM WERNER

Sie lieben mediterrane Gewürze? Dann lesen Sie doch mal unseren Artikel zu Oregano. Mit seinem Duft und seiner Würze ist es nicht nur auf Pizza und in Pasta unverzichtbar.

Wir freuen und auf Sie!

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